Es gibt viele Berufe, die könnte ich nicht ausüben, weil ich durch meine Parkinson-Erkrankung körperlich kaum dazu imstande wäre. Und ich habe größten Respekt vor jenen, die äußerst anstrengenden Tätigkeiten nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Gegensatz zu ihrem Broterwerb scheint mein Dasein als mittlerweile erwerbsunfähiger Journalist nahezu paradiesisch.
Von Dennis Riehle
Doch der Schein trügt. Es ist nicht etwa kräftezehrend, sich trotz aller Widrigkeiten täglich an den PC zu setzen, um dort die Gedanken, Kolumnen, Glossen und Meinungen zum momentanen Geschehen niederzuschreiben. Viel eher ist es der unheimlich große Aufwand, sich ständig von Haltungskollegen loszusagen, die in ihrer linksgrünen Manier Publizieren und Propagandieren verwechseln. Ob es nun das voreingenommene Einspielen eines Hintergrundkommentars, der übermäßige Gebrauch von Symbolbildern, das ins Absurde Treiben der Bild- und Tonschere, das Auslassen von wesentlichen Hintergründen und Zusammenhängen, der unreflektierte Umgang mit Statistiken und Studien, das willfährige Porträtieren unserer Obrigkeit oder der Duktus des Bevormundens ist: Da geht es nicht mehr um die Vernachlässigung von Sorgfaltspflichten, sondern um beabsichtigte Desinformation.
Eigentlich halte ich ja nichts von Distanzeritis, Abgrenzung und Entfremdung. Aber genauso, wie ich mich als schwuler Mann nicht von der queeren Bewegung für ihre Ideologie vereinnahmen lasse, werde ich es auch nicht akzeptieren, mit jenen über einen Kamm geschoren und in einen Topf geworfen zu werden, die als Hofberichterstatter der Regierung keinerlei Anstalten machen, auch nur den Hauch von Objektivität, Skepsis und Kritik gegenüber den Herrschenden aufzubringen. Natürlich sind auch Medienschaffende nur Menschen und Wähler dieses Landes, die parteiliche Präferenzen haben dürfen. Es ist ihnen sogar gestattet, in bestimmten Formaten ihre persönlichen Auffassungen zu artikulieren. Doch wenn dieses Recht dazu missbraucht wird, sich zum Steigbügelhalter und Handlanger der Mächtigen zu etablieren – und damit Ruf und Leumund der vierten Gewalt in den Dreck zu ziehen, dann kann ich keinesfalls so tun, als wäre nichts passiert. Es gibt einen inoffiziellen Eid und einen handfesten Berufsethos, der unserer Zunft zumindest abverlangt, Abstand zum Elfenbeinturm zu wahren – und die Ampel-PR anderen Fachleuten zu überlassen, die für ihre Tätigkeit ganz legitim von Ministerien und Kanzleramt bezahlt werden.
Ich erinnere mich gut an die Ausbildung, als man uns hehre Beispiele vortrug, an denen sich ein guter Presseakteur orientieren könne. Da waren es Druckerzeugnisse wie die Süddeutsche Zeitung, der Tagesspiegel oder der Focus, aber auch der ÖRR, die nicht nur als vertrauenswürdig, anständig und solide galten. Sondern die sogar als Leuchtturm und Fels in der Brandung einer Branche gesehen wurden, die mittlerweile völlig zu Recht in Misskredit geraten ist – und selbst aus den eigenen Reihen mit aufkeimender Verbitterung beäugt werden. Glücklicherweise habe ich in keinem der vorgenannten Häuser gearbeitet. Und doch hat man Einblick bekommen in die Arbeitsweise, die sich über die Jahre hinweg sukzessive von der Freiheit zur unbehelligten Rede des einzelnen Redakteurs hin zum zufälligen Befragen von Passanten in den Fußgängerzonen fortentwickelt hat – welche natürlich ohne jeglichen Eigennutz ausgerechnet das in die Kamera und Mikrofone prusten, was der Intendant gerne hören möchte. Doch obwohl man wohlgesonnen scheint, dürfte die telefonische Strippe zwischen manch einer Führungsetage von ARD und ZDF und dem Abgeordnetenbüro linksgrüner Politiker auch weiterhin regelmäßig heiß laufen.
Da hat sich eine Verwobenheit Bahn gebrochen, die man kaum noch wird entwirren können. Ohnehin sollte man sich nach dem Votum in Liechtenstein die Frage stellen, ob es noch in unsere Moderne passt, von einem Staatsfunk unterrichtet zu werden, der nach dem Krieg als Garantie errichtet wurde, nicht mehr durch politische Doktrin gelenkt zu werden – und sich ideologisch so selten wie möglich in die Bewusstseinsbildung des souveränen Zusehers einzumischen. Denn ohne jeglichen Vergleich in die Historie, kann man in diesen Tagen attestieren: Von derjenigen Autonomie, die unter anderem in den Programmaufträgen festgehalten ist, sind Nachrichtensendungen wie die „Tagesschau“ oder „heute“ heutzutage meilenweit entfernt. Da kommt der Moderator zum betreuten Denken auf den Bildschirm – und preist eine prosperierende Nation, die bei nüchterner Betrachtung am Boden liegt. Und obwohl das Bundesverfassungsgericht unmissverständlich urteilte, dass Rundfunkgebühren nur dann erhoben werden dürfen, wenn dem Konsumenten durch die Bereitstellung von Nachrichten, Fakten und Sichtweisen eine Vielfalt an möglichen Zugängen zur Aktualität als persönlicher Mehrwert geboten ist, zahlen wir uns dumm und dämlich für eine nicht selten zu Agitation, Propaganda und Demagogie verkommene Erziehung unserer Gesellschaft, die im Sinne des Zeitgeistes kanalisiert werden soll.
Denn was man da täglich um 19 oder 20 Uhr vernimmt, entspricht nur noch einem selektiven Ausschnitt der Wirklichkeit. Es wird allein das gezeigt, was den Beobachter in seiner lethargischen Annahme, auf unseren Straßen herrsche Friede, Freude, Eierkuchen, nicht tangieren kann. Doch zu Wahrheit und Realität gehören immer auch Vollständigkeit und Authentizität. Ein Abbild der ehrlichen Verhältnisse bietet jeder private, marktwirtschaftlich handelnde und finanziell von seinen Kunden unabhängige Anbieter besser als die Millionen für Böhmermann oder Kebekus ausgebende Anstalt auf dem Lerchenberg oder in den NDR-Studios. Und so wird sich einerseits zeigen, ob die Verwaltungsrichter in Leipzig im Rahmen der Revisionsverhandlung über die fortbestehende Erhebung von Zwangsabgaben für eine höchst einseitige Manipulation der Bevölkerung möglicherweise doch zu der Erkenntnis reifen, dass dem nahezu bemitleidenswerten Bürger die Dauerschleife durch Saskia Esken bei Illner oder Ricarda Lang bei Maischberger nicht länger zugemutet werden kann. Und ob andererseits auf die angestoßene Reform das Ersten und Zweiten Deutschen Fernsehens durch die Ministerpräsidenten auch Taten folgen. Denn ich habe Zweifel, dass der Sumpf überhaupt noch trocken gelegt werden kann, den man nicht zuletzt deshalb so ungeniert gedeihen ließ, weil man selbst von ihm profitiert hat.
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Author: Gast Autor
Journalistenwatch