Moderates globales Wachstum 2016: Probleme in China werden überbewertet. Europäische Aktien werden dank niedrigem Ölpreis, schwachem Euro, guter Konjunkturlage und attraktiven Bewertungen vom Markt bevorzugt. Davon geht die Zürcher Kantonalbank Österreich bei ihrem Ausblick auf das Finanz-jahr 2016 aus. Neben dem niedrigen Ölpreis gilt der robuste Binnenmarkt als größtes Atout der Eurozone. Bei den Währungen bleibt der US-Dollar der Favorit des Geldinstituts, die Experten der Zürcher Kantonalbank Österreich (ZKB Ö) rechnen mit der Fortsetzung des Leitzinserhöhungszyklus durch die US-Notenbank Fed. China gilt zwar nach wie vor als Un-sicherheitsfaktor für die internationalen Märkte, aus Sicht der ZKB Österreich besteht deshalb aber
kein ernsthafter Grund zur Sorge. Der nachhaltig steigende US-Konsum wird als globale Wachstumslokomotive ausgemacht, es darf mit moderatem Wachstum gerechnet werden.
Wien, am 03. Februar 2016
In Europa sind es mit der robusten Binnenkonjunktur und dem immer noch hohen Konsumentenvertrauen vor allem zwei Faktoren, die Zuversicht aufkommen lassen. Denn während die Exporte aus der Euro-Zone in die USA stagnieren und nach China sogar sinken, realisieren Länder wie Italien, Spanien oder Portugal mit mindestens 40 Prozent einen erheblichen Anteil ihrer Exporte innerhalb der Euro-Zone. „Das Exportminus wird innerhalb der EU kompensiert, die „bösen Buben“ von gestern profitieren dabei am meisten “, erläutert Christian Nemeth, Vorstandsmitglied der Zürcher Kantonalbank Österreich. Trotz der positiven Aktienbewertung und der Konjunkturerholung ist in der Eurozone nicht alles Gold, was glänzt. Die Probleme in den Bereichen Finanz-und Strukturpolitik bleiben und bei den anstehenden Herausforderungen ortet Nemeth zu wenig gemeinsame Maßnahmen. Dennoch sieht er die europäische Konjunktur im Aufwind: „Das Konsumentenvertrauen ist zentral für die Erholung – und das ist in zunehmendem Maße vorhanden.
In Europa blickt bereits wieder die Sonne durch die Wolken.“
Steigende Aktienpreise und attraktives Pfund
„Aktien sind und bleiben alternativlos, es gibt auch überhaupt keinen Grund, aktuell aus allen Aktien rauszugehen“, bricht der Chief Investment Officer der ZKB Ö eine Lanze für die Assetklasse. Der US-Aktienmarkt ist für Nemeth dabei weniger attraktiv als der europäische. „Die Bewertungen und Gewinnmargen sind dort bereits recht hoch“, so der Banker. Bei den Währungen bleibt der US-Dollar der Favorit des Geldinstituts. Die US-Zinswende sei vom Markt recht wohlwollend aufgenommen worden. „Steigende Zinsen sind eigentlich etwas Positives, nämlich ein Signal, dass es der Wirtschaft besser geht“, so Nemeth, der nicht glaubt, dass hoch verschuldete Industriestaaten höhere Zinsen nicht verkraften könnten. China gilt für die internationalen Märkte zwar auch 2016 als Unsicherheitsfaktor. Nemeth relativiert allerdings: „Die Sorge um China wird überbewertet. Die chinesische Regierung ist sich der Probleme bewusst und hat auch genug Handlungsspielraum. China wird nach wie vor wachsen, wenn auch weniger als in den vergangenen Jahren.“ Beim EUR/CHF-Wechselkurs erwartet die Zürcher Kantonalbank keine großen Bewegungen. Und das britische Pfund stuft sie trotz eines möglichen „Brexit“, also dem Ausstieg der Briten aus der EU, als attraktiv ein.
Niedriger Ölpreis gut für Wirtschaft im Westen.
Der Preisverfall beim Öl freut nicht nur die Autofahrer hierzulande, die Sprit so günstig wie schon lange nicht mehr bekommen. Der extrem niedrige Ölpreis ist auch gut für die Wirtschaft im Westen. „Jeder Ölpreisrückgang um zehn Prozent erhöht das Wirtschaftswachstum im Westen um 0,5 Prozent“, analysiert Nemeth. Saudi-Arabien überschwemme den Markt mit Öl und kompensiere den niedrigen Preis durch hohe Mengen. Darüber hinaus sei ein niedriger Ölpreis auch im politischen Interesse der Saudis, argumentiert der ZKB Ö-Experte. Der Iran, der nach der Aufhebung der Sanktionen wieder auf den Markt drängt, könne für Saudi-Arabien durchaus unangenehm werden.
Wirtschaft in USA mit großer Strahlkraft
Insgesamt darf 2016 global mit moderatem Wachstum gerechnet werden. Eine besonders wichtige Rolle spielen dabei die USA. Vor allem das Dienstleistungsgewerbe in Amerika gilt als echter Wertschöpfungsfaktor, der Konsum als Wachstumslokomotive mit globaler Sogwirkung. Zwar gebe es natürlich auch Risken und internationale Spannungsfelder, Nemeth beruhigt aber: „Risken hat es immer schon gegeben. Und so lange die USA nicht in die Rezession geraten, müssen wir uns keine Sorgen machen. Das sprichwörtliche Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll.“
Christian Nemeth (47), Mitglied des
Vorstandes Wien-Salzburg, der
Zürcher Kantonalbank Österreich AG.
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