Offener Brief von 180 deutschen Ärzten für Freitodbegleitungen
Mit einer ganzseitigen Anzeige in der heutigen Ausgabe der „ÄrzteZeitung“ haben sich 180 deutsche Medizinerinnen und Mediziner für den ärztlich assistierten Suizid ausgesprochen und den amtierenden Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, scharf kritisiert.
In dem Offenen Brief, der wenige Tage vor dem Beginn des 118. Deutschen Ärztetages
(12.-15. Mai in Frankfurt/Main) veröffentlicht wurde, heißt es, Montgomery spreche nicht im Namen der gesamten Ärzteschaft, wenn er behaupte, Freitodbegleitungen seien mit dem ärztlichen Berufsethos unvereinbar. Unvereinbar mit dem ärztlichen Berufsethos seien jedoch zahlreiche Stellungnahmen des Ärztekammerpräsidenten. So habe Montgomery mit seiner Äußerung, Suizidbegleitungen könnten gegebenenfalls von „Klempnern“ durchgeführt wer-den, „das Anliegen der betroffenen Patienten lächerlich gemacht und dem Ansehen des Arzt-berufes geschadet“.
Die Unterzeichner des Briefes appellieren an den Ärztestand und die Delegierten des Ärztetages, „derartige Äußerungen des Präsidenten nicht mehr hinzunehmen und für die Sache der Patienten einzutreten“. Es sei an der Zeit, „dass sich die Bundesärztekammer vom autokrati-schen Führungsstil der letzten Jahre verabschiedet und Ärzte in ihren ethischen Entscheidungen nicht länger bevormundet.“
Initiiert wurde der Offene Brief von dem Berliner Urologen und Sterbehelfer Uwe-Christian Arnold. Im vergangenen Jahr hatte Arnold in seinem Buch „Letzte Hilfe“ enthüllt, dass er etwa 300 schwerstleidenden Patienten geholfen hat, ihr Leben selbstbestimmt zu beenden.
Zu den 180 Unterzeichnern des Offenen Briefs zählen sowohl praktische Ärzte als auch
Universitätsprofessoren, unter anderem die Münsteraner Ärztin und Medizinethikerin
Bettina Schöne-Seifert, die von 2001 bis 2010 dem Deutschen Ethikrat angehörte.
Ein Faksimile des Offenen Briefes findet sich auf der Website der Kampagne „Mein Ende gehört mir – Für das Recht auf Letzte Hilfe“, die im Herbst 2014 von der Deutschen Gesell-schaft für Humanes Sterben (DGHS) und der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) gestartet wurde,
www.letzte-hilfe.de und auf www.dghs.de.
Die DGHS fordert weiterhin die erlaubte Möglichkeit eines ärztlich assistierten Suizids und wird sich auch in Zukunft dafür einsetzen. Der selbstbestimmte Freitod in Extremsituationen muss eine gleichwertige Option unter allen anderen Wahlmöglichkeiten bleiben. Wenn ein schwerstkranker Mensch in auswegloser Situation auch nach Beratung und Abwägung aller Alternativen seinem Leben urteilsfähig und in eigener Tatherrschaft ein Ende setzen will, muss ihm kompetent und human dabei geholfen werden dürfen. Am besten von einem Arzt, der freiwillig und nach eigener Gewissensentscheidung dazu bereit ist.
Das Verbot der Bundesärztekammer führt zu grausamen Selbstversuchen und ist in höchstem Maße inhuman und menschenverachtend. Fast jeder zweite praktizierende Arzt in Deutschland denkt nach den kürzlich vorgestellten Ergebnissen einer von der DGHS in Auftrag gegebenen GfK-Umfrage ebenso und möchte selbst entscheiden dürfen, ob er bei einem schwerstkranken Patienten Suizidhilfe leistet.
DGHS – Mein Weg. Mein Wille.
Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben, kurz DGHS, ist die bundesweit älteste und größte Patientenschutzorganisation in Deutschland. Sie versteht sich seit ihrer Gründung im Jahr 1980 als Bürger- und Menschenrechtsbewegung zur Durchsetzung des Patientenwillens und des Selbstbestimmungsrechts des Einzelnen. Ziel ihrer Arbeit ist, dass Artikel 1 GG, die unantastbare Würde des Menschen, auch im Sterben gewahrt bleibt.
Kontakt
Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) e.V.
Wega Wetzel
Kronenstr. 4
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030-21222337-22
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http://www.dghs.de