• 22. Dezember 2024

Römer hatten schon mit Luftverschmutzung zu kämpfen

ByJörg

Mrz 17, 2023

Studierende der Universität Trier haben zur Ausbreitung der Abgase antiker
Brennöfen geforscht und wie sich damalige „Industriegebiete“ auf ihre Umgebung
ausgewirkt haben.

Vor Kurzem sind im Wald zwischen Speicher und Herforst zahlreiche Standorte römischer Töpfereien
gefunden worden. Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) unter der Leitung von Dr. Holger
Schaaff hatte die Gegend in der Südeifel systematisch geophysikalisch untersucht. Dass sich dort
Töpfereien befunden haben, war zwar schon bekannt. Nun ist aber davon auszugehen, dass sich an
diesem Ort zu römischer Zeit ein Industriegebiet bisher ungekannten Ausmaßes befunden hat. Aber
warum dort und nicht zum Beispiel näher an Trier? Litten die Römer auch schon unter der
Luftverschmutzung und hatte die Standortwahl etwas damit zu tun?

Luftverschmutzung Römer
Im Labor für Experimentelle Archäologie hat das LEIZA durch den Nachbau eines römischen Töpferei-
Ofens beispielsweise ermittelt, wie viel Brennstoff er verbraucht haben muss.

Hinweise darauf geben Erkenntnisse eines Studienprojekts des Fachs Umweltmeteorologie an der
Universität Trier. In Kooperation mit dem LEIZA haben Studierende der Umweltgeowissenschaften
unter der Leitung von Dr. Clemens Drüe die Ausbreitung der Abgase einiger Töpferei-Standorte in
Speicher und Mayen – einem weiteren Herstellungsort besonders hitzebeständiger Keramik – simuliert.

Heutzutage muss schon bei der Genehmigung von Industrieanlagen geklärt werden, ob und welche
Umweltgefahren von ihnen ausgehen. Dazu gehört es auch zu ermitteln, welche Luftschadstoffe
ausgestoßen und wo diese vom Wind hingetragen werden. Deshalb können Studierende im
Studiengang Umweltgeowissenschaften an der Universität Trier lernen, wie sie die Ausbreitung von
Luftschadstoffen mit dem Computer simulieren.

Luftverschmutzung Römer
Unter Leitung von Dr. Clemens Drüe (2. v. r.) haben Studierende der Universität Trier zur
Luftverschmutzung bei den Römern geforscht. Das Studienprojekt fand in Kooperation mit Dr. Holger
Schaaff und Dr. Michael Herdick vom LEIZA auf Vermittlung von Jun.-Prof. Dr. Pascal Warnking statt (v.
l.).

Zur Simulation der Ausbreitung der Abgase von römischen Brennöfen muss man wissen, wie viel
Brennstoff ein römischer Ofen verbraucht hat, wie lange ein Brennvorgang dauert und wie oft
gebrannt wurde. Genau das haben Dr. Michael Herdick und seine Mitarbeiter im Labor für
Experimentelle Archäologie des LEIZA in nachgebauten Brennöfen an ihrem Standort im Vulkanpark
Mayen untersucht. Zusammen mit Wetterdaten und einem digitalen Geländemodell stellten die
Studierenden Josina Bracke, Lynn Tausendfreund, Tom Runge, Kristin Jonas, Patrick Christen, Philip
Klauck und Hannah Lamprecht daraus die für die Simulationen nötigen Eingabedaten zusammen.

Die römischen Öfen waren zwar viel kleiner als heutige Industrieanlagen und wurden vermutlich nur
wenige Tage pro Monat betrieben, es gab aber auch keinerlei Filter oder Abgasreinigung. In der
Simulation zeigte sich nun, dass ein solcher Brennofen in der Summe die heute gültigen Grenzwerte
überschreiten würde. Über Stickoxide und Kohlenmonoxid wussten die Römer zwar noch nichts, aber
auch Staub und Geruch dürften sie als unangenehm empfunden haben.

 

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