Ohne passendes und vielseitig einsetzbares Werkzeug muss heute niemand mehr aufs Rad steigen. Der pressedienst-fahrrad stellt variable, hilfreiche und ausgefallene Lösungen auf dem Markt der Minitools vor.
[pd-f/cg] Haben auch Sie noch einen Fahrradknochen im Keller? Wer sich jetzt fragt, seit wann Fahrräder ein Skelett haben, kennt ihn wohl nicht mehr, den Zehnloch-Schlüssel für jene Sechskantschrauben und -muttern, die einst so ziemlich jede Schraubverbindung am Rad ausmachten. Doch für den Knochen und seinen platten Verwandten, den Mehrzweckschlüssel aus Flachstahl, gibt es kaum noch etwas zu tun. „Am modernen Fahrrad findet sich im Grunde keine Sechskantmutter mehr“, erklärt Stefan Scheitz vom Fahrradhersteller Felt. „Die einzige Ausnahme bilden Nabendynamos beziehungsweise Getriebenaben mit Vollachse. Erwähnen sollte man vielleicht noch Pedale, die einen 15er-Maulschlüssel benötigen.“
Seit 1950 auf dem Vormarsch
Fast überall sonst hat inzwischen der Innensechskant die Regie übernommen, auch als „Inbus“ bekannt – kurz für „Innensechskantschraube Bauer & Schaurte“. „Die ersten Senkkopfschrauben mit Innensechskant finden sich ab 1950 an Rennradkomponenten“, so Dieter Schreiber vom Park-Tool-Vertrieb Grofa; inzwischen hätten sie die klassischen Sechskantschrauben vollständig verdrängt. Doch der Inbus ist neuerdings selbst in Bedrängnis: Die Torxschraube („Sechsrund“) ermöglicht flächige statt punktueller Kraftübertragung – was die Lebensdauer der Schraubenköpfe erhöht – und setzt sich an Highend-Bauteilen zunehmend durch. Nicht zuletzt gibt es hier und da am Fahrrad, etwa an Schaltwerk und Umwerfer, noch die eine oder andere Kreuzschlitzschraube.
Praktisch: Schlanke Schlüssel
Da alle drei Schraubenarten mit schlanken Schlüsseln bedient werden, liegt es natürlich nahe, diese in einem kompakten Werkzeug zu bündeln – dem Minitool. In der Basisvariante, wie sie etwa das „I-Beam IB-1“ (17,95 Euro) von Park Tool darstellt, sind Inbusschlüssel der Größen 3 bis 6 mm an Bord, dazu noch ein aufgesteckter 8-mm-Bit, den man für einige aktuelle Pedale benötigt, und ein Flachschraubendreher. „Mit diesem Minitool kann man bereits eine Menge Einstellungen am Fahrrad vornehmen“, erläutert Schreiber: „Lenker und Vorbau justieren, Sitzhöhe einstellen, Pedale montieren, Schaltung nachstellen.“ All jene Dinge also, die auf einer normal verlaufenden Radtour anfallen – doch was ist, wenn unterwegs mal wirklich etwas kaputtgeht?
Bei Park Tool heißt die Lösung „MTB-3.2“ (34,95 Euro): Das mehrteilige Werkzeug, dessen Kunststoff-Halbschalen gut in der Hand liegen, ist zusätzlich zu den üblichen Inbus- und Torxschlüsseln mit drei Speichenschlüsseln, Kettennietwerkzeug und Pedalschlüssel ausgerüstet. Sogar ein Hilfsmittel zum Auseinanderdrücken von Scheibenbremsbelägen ist an Bord.
Mini oder Multi oder beides?
Mit einem guten halben Pfund Gewicht ist das MTB-3.2 kein echtes Minitool mehr, dafür aber ein vollwertiges Multitool, das sich gut im Satteltäschchen oder im Bike-Rucksack befördern lässt. „Großer Funktionsumfang geht auch leicht und flach“, erklärt Daniel Gareus von Cosmic Sports, dem deutschen Vertriebspartner des Zubehöranbieters Crank Brothers. Dessen Modell „Pica Premium“ (49,90 Euro) kann mit knapp 170 Gramm auch in der Trikottasche transportiert werden. Das Tool mit arretierbaren Werkzeugen kommt ebenfalls mit allen wichtigen Inbus- und Torx-Größen, Speichenschlüsseln und Kettennieter. Einen numerisch noch größeren Funktionsumfang bietet das „BTL-42XXL“ (34,95 Euro) von BBB, das sich, anders als der Name vermuten lässt, nur beim Einsatzbereich groß macht. Mit dem – wie gesagt fast schon anachronistischen – Steckschlüsselsatz lassen sich sogar bei älteren Rädern viele Reparaturen machen.
Apropos: „Ein neues Rad kann auch neues Werkzeug bedeuten: Wer moderne Elffach-Schaltungen nutzt, sollte sicherstellen, dass der Kettentrenner am Multitool mit schmaleren Ketten kompatibel ist“, empfiehlt Marc Remmert vom Großhändler Sport Import. Selbst wenn man persönlich noch auf den bewährten Zehnfach-Standard setzt, könne es ja vorkommen, dass man einem Trainingskameraden mit ganz neuer Technik aushelfen müsse.
Die Spezialisten unter den Minis
In dieser Hinsicht kann auch das Multitool des Reifenspezialisten Schwalbe (19,90 Euro) hilfreich sein: Mit Schlüsseln zum Ein- und Ausdrehen von Ventileinsätzen ist es äußerst hilfreich, wenn man einen Schlauchlosreifen mit Pannenmilch befüllen muss oder wenn ein aufgeschraubter Pumpenkopf das Ventil gelockert hat.
Speziell an Fully-Fahrer wendet sich der „Toolmanator-16“ (44,95 Euro) von Blackburn, denn dieses Werkzeug ist sogar mit einer Mini-Luftpumpe ausgestattet – freilich einer für Luftfedergabeln und -dämpfer, nicht zum Reifen aufpumpen. „Wer auf der Biketour den Dämpferdruck regulieren will, muss normalerweise eine Dämpferpumpe dabeihaben – da ist das Blackburn-Tool eine sehr gute Alternative“, urteilt Vincent Stoyhe vom Mountainbike-Experten Nicolai.
Überhaupt sind Tools mit Spezialanwendungen, sprich Alleinstellungsmerkmalen sehr beliebt bei den Herstellern. Lezyne etwa liefert beim „Rap 21 LED“ (34,95 Euro) eine Mini-Taschenlampe mit, die auf den 5-mm-Inbus aufgesteckt wird und die man sich bei einer Montage zu nachtschlafender Zeit zwischen die Zähne klemmen kann. Ein Miniwerkzeug ganz anderer Art hat die Marke von MTB-Legende Tom Ritchey im Programm: Der „Torque Key“ (19,90 Euro) ist ein handlicher, auf wahlweise 4 oder 5 Nm geeichter Drehmomentschlüssel; mitgeliefert werden sechs Bits zum Aufstecken. „Praktisch ist das etwa bei der ersten Fahrt mit einem neuen Rennrad“, findet Cosmic-Mann Gareus. „So kann man unterwegs auch Carbonteile wie Vorbau, Lenker und Sattelstütze exakt justieren, ohne Gefahr zu laufen, mit falschen Drehmomenten aus dem Handgelenk Rahmen oder Komponenten zu beschädigen.“
Schick und nützlich
Einfache Minitools werden heutzutage schon mal als Werbegeschenk vergeben. Wer sich und anderen eine Freude machen will, greift zu einem edleren Exemplar. Designspezialist Knog packt sein „20 Tool“ (34,90 Euro) in eine elegante, glattflächige Metallbox, die als praktischer Griff dient. Die Ledersattel-Ikone Brooks wiederum bringt mit dem „MT21“ (59 Euro) ein Multitool in Steampunk-Anmutung, das mit einer eleganten Lederhülle geliefert wird und natürlich einen speziellen Ringschlüssel zum Nachspannen von Kernledersätteln aufweist. „So hätte auch ein Multifunktionswerkzeug vor 130 Jahren aussehen können“, urteilt Stahlrahmenfan und Radjournalist David Koßmann.
Moderner gestaltet, dabei ebenso vielseitig und konfigurierbar sind die „Block Tools“ (ab 19,95 Euro) von Lezyne, die in drei Versionen angeboten werden, nämlich Inbus, Torx und Multifunktion. Wer alle drei erwirbt, kann sich aus den verfügbaren Funktionen sein individuelles Tool zusammenstellen, passgenau zum eigenen Fahrrad.
Werkzeug-Highend allerorten also – da ist es schön zu sehen, dass es auch in der Ära von Torx und Inbus etwas für den Freund der guten alten Sechskantschraube gibt: Speziell für Fixie- und Singlespeed-Fahrer bietet Zubehörspezialist Pedro“s aus der Schweiz den „Trixie Chrome“ (34,90 Euro) aus fünf Millimeter starkem Werkzeugstahl an. Dieser verfügt über einen 15er-Ringschlüssel für Achsmuttern sowie einen Hakenschlüssel für die Sicherungsringe von Schraubritzeln. Dazu kommen ein Inbus-Einsatz sowie Schlüssel für 8er- bis 10er-Sechskantschrauben. Das Beste aber: Mithilfe der mitgelieferten Flügelschrauben kann man das sanft geschwungene Werkzeug an den Flaschenhalterbohrungen des Rahmens befestigen. Endlich mal ein schönes Multitool, das weder in der Trikottasche noch im Bike-Rucksack verschwinden muss – und das auch ein ganz kleines bisschen an den guten alten Knochen und seinen flachen Verwandten erinnert
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