Die im Verband freier unabhängiger Kindertagesstätten Stuttgart (VFUKS) organisierten Kita-Träger machten sich mit einer Aktionswoche für soziale Vielfalt in allen Stuttgarter Kindertagesstätten stark. Das sei ein wichtiger Beitrag zur Chancengerechtigkeit, hieß es. Die bestehenden Förderrahmenbedingungen erschwerten freien Trägern die Umsetzung jedoch zunehmend.
„In unseren Kindertageseinrichtungen soll sich die soziale Vielfalt unserer Gesellschaft spiegeln. Wir möchten Kinder aus allen Bevölkerungsschichten betreuen. In der Umsetzung stehen wir jedoch vor Herausforderungen, die wir gerne diskutieren möchten“, erklärten Waltraud Weegmann und Bettina Stähler vom Vorstand des Verbands freier unabhängiger Kindertagesstätten Stuttgart (VFUKS) anlässlich der „Woche der freien Träger“, die am 11. Mai in Stuttgart zu Ende ging. Elf kleinere, von den großen Wohlfahrtsverbänden unabhängige Kita-Träger aus Stuttgart haben sich im VFUKS zusammengeschlossen. Mit der Veranstaltungswoche machten sie auf ihre vielfältigen Angebote sowie auf konkrete Problemstellungen aufmerksam, die sich aus den derzeitigen Förderrahmenbedingungen für freie Träger ergeben.
„Wer Bonuscard-Kinder aufnimmt, zahlt oft drauf“
So entsteht freien Trägern zum Beispiel vielfach ein Fehlbetrag, wenn sie Kinder aus Familien mit einer sogenannten Bonuscard betreuen, die in Stuttgart von Kita-Beiträgen befreit sind. Den Trägern wird der Ausfall der Elternbeiträge nur bis zu einem bestimmten Höchstbetrag ersetzt. Eine Differenz ergibt sich, weil aufgrund geringerer öffentlicher Zuschüsse die Gebühren bei freien Trägern gezwungenermaßen oft höher sind als in städtischen Einrichtungen. „Das heißt: Wir müssen sehr genau rechnen, wie viele Bonuscard-Kinder wir uns „leisten“ können. Wäre stattdessen nicht ein Anreizsystem sinnvoll?“, fragte Waltraud Weegmann.
„Bunte“ Stadtteile – Vielfalt in Kitas
Die Stadträtinnen und -räte Petra Rühle, Bündnis 90/Die Grünen, Nicole Porsch, CDU, Christian Walter, Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-PluS, sowie die Kinderbeauftragte der Stadt Stuttgart, Maria Haller-Kindler, diskutierten bei einer Podiumsdiskussion unter anderem diese Frage mit den Veranstalterinnen und Veranstaltern der Aktionswoche. Sie betonten einhellig, dass ihnen die Vielfalt in der Kita-Trägerlandschaft wichtig sei, um Familien ein breit gefächertes Angebot machen zu können. Eine soziale Mischung in Stuttgarter Kindertagesstätten zu realisieren, gelinge aus ihrer Sicht bislang jedoch gut. Das sei auch darauf zurückzuführen, dass in allen Stuttgarter Stadtteilen sowohl ärmere als auch wohlhabendere Familien wohnten. „Eine Ghettoisierung, wie sie in anderen Großstädten zu beobachten ist, haben wir hier nicht“, hieß es.
Einer Zweiteilung der Kita-Landschaft vorbeugen?
Allerdings beobachtete Nicole Porsch, dass nicht alle Eltern eine soziale Vielfalt in Kindertagesstätten honorieren: „Ich habe eine kleine Umfrage bei uns im Büro gemacht und ehrliche Antworten erhalten: „Für mein Kind würde ich so eine Einrichtung nicht wählen“, hieß es.“ Das sei eine weit verbreitete Haltung von bildungsorientierten Mittelstandseltern, bestätigten die im Verband organisierten Kita-Träger: „Wir sehen diesen Trend mit Sorge und befürworten politische Maßnahmen, um einer Zweiteilung der Kitalandschaft in Stuttgart vorzubeugen.“
Im Gespräch bleiben
Eine höhere finanzielle Förderung für freie Träger könnten sie jedoch ehrlicherweise nicht zusagen, machten die Stadträtinnen und Stadträte klar. Sie boten jedoch an, im Gespräch zu bleiben und bestimmte Rahmenbedingungen eventuell neu zu justieren. Nicole Porsch würde gerne die Kita-Förderrichtlinien vereinfachen: „Die haben ich erst nach fünfmaligem Lesen einigermaßen verstanden.“ Christian Walter betonte: „Wir müssen uns grundsätzlich fragen, was uns frühkindliche Bildung Wert ist.“
„Jeder Kitaplatz muss ein guter Kitaplatz sein!“
Brigitte Lösch, Vizepräsidentin des baden-württembergischen Landtags und Schirmherrin der Veranstaltungswoche, hob in ihrer Rede die Bedeutung der Kita als eigenständige Bildungsinstitution hervor und betonte wie wichtig eine hohe pädagogische Qualität sei: „Jeder Kitaplatz muss ein guter Kitaplatz sein!“ Sie bedankte sich bei den freien Trägern für ihr Engagement, ihre vielfältigen pädagogischen Profile und ihren wichtigen Beitrag zur Kita-Qualitätsentwicklung.
Der Verband freier unabhängiger Kindertagesstätten (VFUKS) vertritt die Interessen von Stuttgarter Kindertagesstätten, die vor Ort insgesamt rund 2.300 Betreuungsplätze anbieten. Alle Mitglieder des Verbandes zählen zu den „Sonstigen Freien Trägern“, das bedeutet, dass diese weder der Stadt noch den beiden Kirchen direkt angehören.
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