Innovationskraft des Mittelstands stärken
(Mynewsdesk) Straubing, 15. Oktober 2015 – Ein „Plädoyer für Vernunft in Europa“ hat Jürgen Gros, Mitglied des Vorstands beim Genossenschaftsverband Bayern (GVB), beim „Wirtschaftstag“ der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken in Straubing gehalten. Anlass dafür sind die Pläne der EU-Kommission, die mehr Wachstum und Beschäftigung schaffen will, indem sie die Unternehmensfinanzierung stärker auf die Kapitalmärkte verlagert. Gleichzeitig werden von den Regulierungsbehörden aber Hürden errichtet, die die bewährte Kreditvergabe durch Banken einschränkt.
„Deutschland ist nicht England und nicht die USA. Der Kapitalmarkt löst längst nicht alle Finanzierungsbedürfnisse von Unternehmen“, sagte Gros vor rund 600 Vertretern mittelständischer Unternehmen sowie von bayerischen Kreditgenossenschaften in der Joseph-von-Fraunhofer-Halle. Es sei nicht anzunehmen, dass mittelständische Unternehmen künftig in Scharen an der Börse ihren Finanzierungsbedarf decken würden. Sie bevorzugen traditionell Bankkredite. Denn die Finanzierung durch Kapitalmarktinstrumente ist nur für große Kreditvolumina in Millionenhöhe geeignet, im Vergleich zum Bankkredit unflexibel und mit umfassenden Transparenzanforderungen verbunden. Deshalb sagt Gros: „Bei der Mittelstandsfinanzierung ist nichts hilfreicher als verlässliche Banken.“
Kredite sind das populärste Instrument der Fremdfinanzierung für den deutschen Mittelstand. Zwei von drei Unternehmen setzen sie laut einer Studie der Universität Bamberg bevorzugt ein. Allein die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken haben derzeit mehr als 40 Mrd. Euro an Firmenkrediten ausgereicht; plus 10 Mrd. Euro, die über Partner vermittelt wurden. Damit erreichen die Kreditgenossenschaften einen Marktanteil von 20 Prozent im Freistaat. „Wer für Beschäftigung und Wachstum ist, darf Mittelstandskredite nicht durch Regulierungsmaßnahmen verteuern“, betonte Gros.
Der GVB-Vorstand wies auf mehrere aktuelle Vorhaben der Regulierungsbehörden hin, die Darlehen an den Mittelstand verteuern und verknappen würden. Dazu gehört beispielsweise die im Raum stehende Abschaffung des Mittelstandsfaktors, der dafür sorgt, dass Firmenkredite im Vergleich zu risikoreicheren Geschäften günstiger vergeben werden können. „Die EU-Kommission muss endlich ihr selbstdefiniertes Ziel, Wachstum und Beschäftigung in Europa zu fördern, ernst nehmen. Dazu gehört es, den Bankregulatoren, die neue Hürden für die Unternehmensfinanzierung aufbauen wollen, mutig entgegenzutreten“, forderte Gros in seiner Ansprache. Wer die Innovationskraft mittelständischer Unternehmen stärken wolle, dürfe nicht gleichzeitig über Maßnahmen nachdenken, die die Kreditvergabe erschweren. Der GVB-Vorstand begrüßte deshalb die jüngste Ankündigung aus der EU-Kommission, zu prüfen, ob die zahlreichen in den vergangenen Jahren verabschiedeten Maßnahmen der Bankenregulierung im Sinne der Realwirtschaft sind. Gros: „Hier keimt ein Pflänzchen der Hoffnung.“
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Der Genossenschaftsverband Bayern e.V. (GVB) vereint unter seinem Dach 1.300 genossenschaftliche Unternehmen. Dazu zählen 279 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie 1.021 ländliche und gewerbliche Unternehmen mit insgesamt 53.000 Beschäftigten und 2,9 Millionen Mitgliedern. Damit bilden die bayerischen Genossenschaften eine der größten mittelständischen Wirtschaftsorganisationen im Freistaat. (Stand 30.06.2015)
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