• 11. Februar 2025

Wie die Asylkrise die Justiz in Deutschland an ihre Grenzen bringt

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Feb. 11, 2025
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Von Kai Rebmann

Tomekk D. beging in den Jahren 2011 und 2012 mehrere Banküberfälle im Raum Wolfsburg. Bei seinem dritten Coup ging dann so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen konnte und er wurde zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren verurteilt. Diese saß der aus Transnistrien stammende, heute 41-Jährige in mehreren Berliner Gefängnissen ab.

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Schon während seiner Haftzeit hat Tomekk, wie wir ihn im Weiteren nennen wollen, einen Youtube-Kanal gestartet, der jetzt sein finanzielles Standbein werden soll. Mit der „Welt“ sprach der Ex-Häftling (leider nur hinter der Bezahlschranke) über seine Erfahrungen – und prangert dabei zahlreiche Missstände in deutschen Gefängnissen an, die das „System“ spätestens mit Einsetzen der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 an seine Grenzen und darüber hinaus gebracht haben.

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Als eines der größten Probleme macht der gebürtige Moldauer die hoffnungslose Überfüllung vieler Anstalten und die damit einhergehende Unterbesetzung beim Personal aus. Insbesondere die Resozialisierung der Häftlinge, um die es nach offizieller Lesart im Gefängnis ja zuerst gehen soll, hält Tomekk deshalb für reines Wunschdenken: „Es gibt Psychologen, mit denen man alle paar Wochen für eine Stunde spricht. Aber da bist Du einfach nur ein Fall, der abgearbeitet wird. Es geht dabei niemals wirklich um Dich.“ Auf einen Psychologen kämen 300 Insassen. „Resozialisierung“ klinge zwar gut, „ist in der Realität aber Quatsch“.

Und so suchte sich Tomekk einen Weg zur Selbsthilfe und fand diesen in einem eigenen Youtube-Kanal – betrieben direkt aus dem Knast – der es schnell auf mehr als 100.000 Follower brachte und den der verurteilte Bankräuber heute als seine „eigene Resozialisierungsmaßnahme“ bezeichnet.

Dass Häftlinge vielerorts nicht viel mehr als eine Nummer sind, zeigen auch aktuelle Zahlen zur Belegung der Gefängnisse in Deutschland. Wie das Rechtportal LTO Anfang Februar 2025 auf Grundlage einer Befragung der jeweils zuständigen Justizministerien berichtete, haben viele Bundesländer eine Vollbelegung erreicht – oft mit absurden Folgen. Diese ist gegeben, wenn die Auslastung bei über 85 Prozent liegt.

Vor allem in der U-Haft gibt es nur noch wenige freie Plätze. In Hamburg liegt die Auslastung in diesem Bereich bei 97,4 Prozent (entspricht 3 freien Plätzen), in Brandenburg sind es 92,5 Prozent, in Bremen 89,3 Prozent, in Schleswig-Holstein 86,9 Prozent und in Niedersachsen 86,5 Prozent. Bei der Strafhaft liegen dagegen der Südwesten mit Baden-Württemberg (97 Prozent) und Rheinland-Pfalz (91 Prozent) an der Spitze. Dazwischen bzw. dahinter reihen sich Bremen (93,9 Prozent), Hamburg (93,6 Prozent), Schleswig-Holstein (87,6 Prozent) und Niedersachsen (85,4 Prozent) ein.

‚Flüchtlinge setzten alte Knast-Hierarchien außer Kraft‘

An das für seinen Youtube-Kanal benötigte Handy zu kommen beziehungsweise dieses in die JVA einzuschmuggeln, sei kein Problem gewesen. Seine neuen Aktivitäten im Internet seien zwar auch den Wärtern im Gefängnis nicht verborgen geblieben, doch wenn sie ihm das Gerät wegnahmen, habe er schon am nächsten Tag ein neues gehabt, so der Ex-Häftling.

Ähnlich einfach kommen offenbar auch ganz andere Gegenstände ins Gefängnis. Tomekk berichtet von einem Pädophilen, der sich eine Baby-Sexpuppe ins Gefängnis habe bringen lassen: „Du kannst fast so weiterleben, wie zuvor. Klar, Du bist eingesperrt, aber im Knast bekommst Du alles. Drogen. Testosteron. Nur bei Frauen wird es schwerer. Unmöglich ist das aber auch nicht.“ Im Gefängnis, so die Erfahrung des Insiders, sehe man mehr Junkies als am Frankfurter Bahnhof.

Dennoch hat Tomekk im Laufe der Zeit auch einige einschneidende Veränderungen in seinem Knast-Alltag erlebt. Früher, so schildert er, habe es noch so etwas wie eine „Gaunerehre“ gegeben, die da besagte, dass alte Regeln und Hierarchien zu achten seien und man sich gegenseitig – sowohl die Häftlinge untereinander als auch wechselseitig Wärter und Häftlinge – mit Respekt behandelt. Diese ungeschriebenen Gesetze seien ab dem Jahr 2015 vollkommen außer Kraft gesetzt worden: „Besonders die syrischen und afghanischen Flüchtlinge sind oftmals so dermaßen traumatisiert, da ist irgendetwas im Kopf nicht mehr ganz richtig“, glaubt Tomekk und ergänzt: „Da sind ganz viel, extrem gestörte Menschen zu uns gekommen.“

Seine Einschätzung macht der Knast-Youtuber an zwei konkreten Beispielen fest. Als einem Syrer ein Sonderwunsch nicht erfüllt worden sei, habe dieser begonnen, sich mit einer Rasierklinge zu ritzen: „Das war ein absolutes Blutbad.“

In einem anderen Fall habe sich ein Flüchtling in eine Beamtin verliebt. Nachdem dessen Gefühle aber unerwidert geblieben sind, sei dieser im Hof auf ein Gerüst geklettert und habe sich mit einer Klinge aufgeschlitzt: „Er blutete auf die Beamten runter, die versucht haben einzugreifen. So was kam ständig vor, beinahe wöchentlich, es war irgendwann nichts mehr Besonderes für uns.“

‚Es gibt wahnsinnig viele Missstände, die ich aufdecken will‘

Über seine Motivation für seinen Knast-Vlog auf Youtube, sagt Tomekk, dass es ihm darum gehe, die „wahnsinnig vielen Missstände“ in deutschen Gefängnissen aufzudecken. Dabei macht er aber deutlich, wo seiner Ansicht nach der Hase im Pfeffer liegt: „Das liegt nicht immer alles an den Beamten, sondern einfach am System.“

Was der Ex-Häftling mit dem „System“ genau meint, lässt er zwar offen, dennoch bekommt man eine Ahnung davon, wenn er darüber spricht, wegen welchen Bagatellen er in der jüngeren Vergangenheit wieder Ärger mit der Justiz bekommen hat. Nach dem Anschlag von Mannheim etwa hat Tomekk die Polizei als „Gurkentruppe“ und „dumm“ bezeichnet, weil er die Reaktion der umstehenden Polizisten als zu unentschlossen empfand – Folge: eine Anzeige wegen Beleidigung!

Erneut ins Gefängnis musste er dafür zwar nicht. Anders als viele andere Kritiker der Regierung, die in den vergangenen Jahren wegen vergleichbar nichtiger Vergehen – wenn man sie denn überhaupt als solche bezeichnen kann – monatelang weggesperrt wurden und werden – während mehrfach vorbestrafte und aktenkundige Intensivtäter die deutschen Gerichte immer wieder auf freiem Fuß verlassen.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Achim Wagner / Shutterstock, Symbolbild

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