Ein Gastbeitrag von Vera Lengsfeld
Normalerweise sind die Sommerinterviews der ARD, von denen man sich sowieso fragt, wer sich das außerhalb der politik-journalistischen Blase anhört, schnell vergessen. Nicht so das Interview mit Alice Weidel am Sonnabend, dem 19. Juli. Das wurde massiv vom sogenannten „Zentrum für politische Schönheit“, das sich sofort umbenennen sollte in „Zentrum für politische Blödheit“, gestört. Noch während die Ausstrahlung des Interviews lief, bei dem der Sender die Störgeräusche nicht runterreguliert, sondern nach Meinung von Technikern – sogar aus der ARD – noch verstärkt hat, wurde die Frage aufgeworfen, ob diese Störung der AfD nicht eher helfen würde. Am nächsten Tag hat ein Beobachter in Deutschlandfunk Kultur fassungslos berichtet, er habe Alice Weidel am Anfang kurz lächeln sehen, weil sie sofort erkannt habe, dass die Störung ihr nutzt. Nach heftiger Kritik erklärte die ARD, man habe Weidel gefragt, ob man das Interview an anderer Stelle fortsetzen solle, und sie habe abgelehnt. No comment.
Aber die wichtigste Frage ist: Wie konnte diese unangemeldete Störer-Show mitten im Regierungsviertel stattfinden, und woher wussten die Akteure, wann und wo das Interview stattfindet? Der Chef-Organisator Philipp Ruch will das „Betriebsgeheimnis“ nicht verraten, behauptet aber, die Aktion sei mit der ARD und der Polizei abgesprochen gewesen. Warum er mit seinem Bus direkt gegenüber dem ARD-Freiluftstudio anhalten konnte, erklärt Ruch in einem Interview mit Bild-Journalist Paul Ronzheimer so:
„Wir sind – ich will da jetzt keine Details nennen, aber – in enger Absprache, natürlich mit der Berliner Polizei auch, in Kontakt getreten und konnten dort eigentlich machen, was wir vorhatten.“ Schöner kann man seine Komplizen nicht in die Sch… reiten. Auf die Reaktion der Berliner Polizei auf Ruchs Behauptung darf man gespannt sein.
In der Deutschlandfunk-Kultur-Auswertung am Montag bedauerte der Kommentator, dass Ruch & Co. verhindert hätten, dass der Top-Journalist Markus Preiß Alice Weidel wegen des Lärms nicht „zerlegen“ konnte. Er hätte doch so wichtige Fragen aufgeworfen, was die AfD gegen die explodierenden Kosten der Krankenversicherung tun würde. Aber die Antwort von Weidel, dass diese Kosten entstünden, weil immer mehr Menschen behandelt würden, die nie in eine Krankenkasse eingezahlt haben und vermutlich auch nicht werden, wollte Preiß nicht gelten lassen.
Dabei weiß jeder, der – offensichtlich anders als unsere Top-Journalisten – die Grundrechenarten beherrscht, dass die Kosten steigen, wenn immer mehr Nicht-Beitragszahler behandelt werden. Die unkontrollierte Masseneinwanderung, gegen die auch die Regierung Merz nur Kleinstkorrekturen unternimmt, ist der rosa Elefant im Raum, den die meinungsmachende Journaille nicht sehen will. Weidel hätte nur ein Rezept: „Ausländer raus“, wurde heute in MDR Kultur behauptet. Das hat sie zwar – im Gegensatz zu Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der dem Spruch ein „kriminelle“ hinzufügte – nie gesagt, aber die Verzweiflung über den Fehlschlag vom Sonnabend ist so groß, dass mit purer Demagogie davon abgelenkt werden soll.
Ruch, der sich selbst mit Stauffenberg vergleicht, wird natürlich für sein Scheitern nicht erschossen, aber seine Blamage wegen politischer Blödheit bleibt unvergessen.
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Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen, ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Sie betreibt einen Blog, den ich sehr empfehle. Das neue Buch „Ist mir egal“ zu Merkel können Sie hier vorbestellen.
Bild: Screenshot Youtube
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