Schon in jungen Jahren fragte ich mich, wie Karrieren gemacht werden. Warum werden die einen befördert – und die anderen übersehen? Warum landen so oft die größten Versager in den höchsten Positionen?
Ich selbst strebte nie eine klassische Karriere an, aber es faszinierte mich, wie bestimmte Leute durch alle Instanzen nach oben wurzelten. Mit der Zeit wurde mir klar: Es geht nicht um Leistung. Es geht um Beziehungen. Und um Kriecherei.
Egal ob in der Politik, in den Medien, in Behörden oder der Wirtschaft – wer sich rechtzeitig eine einflussreiche Bezugsperson sucht und demjenigen nützlich ist, der steigt auf. Assistenten, Berater, Pressesprecher – sie beginnen in Nebenrollen, beweisen Loyalität, vermeiden eigene Meinungen und werden irgendwann mit einem Posten belohnt.
Ein System, das sich selbst erhält: Jene, die durch Kriecherei groß geworden sind, holen sich später ihre eigenen Kriecher nach oben. Eine ewige Spirale der Vetternwirtschaft.
Dér neueste Fall: Vetternwirtschaft als Prinzip
Dass Familienministerin Lisa Paus ihrem ehemaligen Sprecher Farhad Dilmaghani einen frisch geschaffenen Botschafterposten zuschanzt, ist nur ein weiteres Beispiel in einer endlosen Kette.
Pikant: Den Posten gab es vorher nicht – er wurde eigens für Dilmaghani geschaffen. Natürlich handelt es sich hierbei nicht um einen entscheidenden Job mit ernsthafter Verantwortung – aber trotzdem wird hier Steuergeld verschleudert, nur um einen treuen Gefolgsmann zu belohnen.
Und das ist nicht alles. Zeitgleich schuf Paus eine zweite hochdotierte Stelle in Brüssel – für eine enge Vertraute aus ihrer Staatssekretärszeit.
Gehalt? Stolze 11.300 Euro im Monat.
Angela Merkel hat es vorgemacht: Ihre Regierungssprecher Ulrich Wilhelm, Steffen Seibert und Ulrike Demmer wurden nach Jahren der „Treue“ großzügig versorgt:
- Wilhelm wurde Intendant des Bayerischen Rundfunks.
- Demmer übernahm die Leitung des rbb (was nicht lange gutging).
- Seibert wurde Botschafter in Israel.
Hier ging es nie um Eignung – sondern um Dankbarkeit für jahrelanges Dienen. Statt den Posten an die Besten zu vergeben, belohnt man seine Höflinge.
Noch dreister war die Nummer von Robert Habeck. In seinem Wirtschaftsministerium wurde Staatssekretär Patrick Graichen, ein enger Vertrauter, in eine entscheidende Personalentscheidung verwickelt – und besetzte eine Spitzenposition mit seinem Trauzeugen. Die berühmte „Trauzeugen-Affäre“ war ein Paradebeispiel dafür, wie weit das System reicht. Erst als der Druck zu groß wurde, musste Graichen gehen – aber wer glaubt, das System sei damit verschwunden, macht sich Illusionen.
In Bayern sahen wir es noch extremer: Die sogenannte „Verwandtenaffäre“ deckte auf, wie Abgeordnete ihre eigenen Familienmitglieder auf Steuerzahlerkosten beschäftigten. Das Motto: Das Geld der Bürger ist unser Familienunternehmen.
Doch in vielen Fällen bleibt es nicht nur bei finanzieller Verschwendung – sondern es richtet echten Schaden an.
Unfähige Günstlinge sitzen an Schlüsselpositionen – und versagen dort krachend. Wenn inkompetente Parteigünstlinge plötzlich Ministerien leiten, Rundfunkanstalten übernehmen oder in Aufsichtsräten großer Unternehmen sitzen, dann entscheidet nicht mehr Kompetenz, sondern Parteibuch und Gefolgschaftstreue.
Die Folgen: Ein Land im Mittelmaß
Das größte Problem an dieser Vetternwirtschaft? Qualifizierte Leute kommen nicht zum Zug.
- Fähige Ärzte bekommen keine leitenden Positionen – weil sie nicht die richtigen Seilschaften haben.
- Innovative Unternehmer gehen unter – weil sie keine Subventionen aus der richtigen Ecke bekommen.
- Echte (!) Fachkräfte verlassen das Land – weil Karriere nicht durch Leistung, sondern durch Kontakte gemacht wird.
Ein System, das nach Beziehungen statt nach Qualität entscheidet, führt langfristig ins Desaster. Wenn Politik, Verwaltung und Wirtschaft von Apparatschiks und Seilschaften dominiert werden, ist es kein Wunder, dass das Land in den Abgrund taumelt.
Das bittere Fazit:
Deutschland ist eine Erbhof-Demokratie geworden
Vetternwirtschaft ist kein Kavaliersdelikt, sondern systemische Korruption.
Ein Land, das seine Führung nach Loyalität statt nach Kompetenz auswählt, ist ein Land auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit.
Es wird Zeit, diesen Zirkel zu durchbrechen. Kein Staat kann es sich leisten, dass die Klügsten und Besten draußen bleiben – während die lautesten Kriecher nach oben gespült werden.
Die Frage ist: Wann merken wir endlich, dass wir von Karrieristen regiert werden, die außer Netzwerken nichts können?
Merz & SPD hebeln Wählerwillen aus – der dreiste Coup gegen die Demokratie!
Mannheim: Amokfahrt mit Ansage? Was verschweigt man uns diesmal– und warum hören wir immer dasselbe?
Warum gewinnt Rot-Grün in Hamburg, obwohl es krachend gescheitert ist? Die unbequeme Wahrheit
Bild: Heide Pinkall / Shutterstock
Bitte beachten Sie die aktualisierten Kommentar-Regeln – nachzulesen hier. Insbesondere bitte ich darum, sachlich und zum jeweiligen Thema zu schreiben, und die Kommentarfunktion nicht für Pöbeleien gegen die Kommentar-Regeln zu missbrauchen. Solche Kommentare müssen wir leider löschen – um die Kommentarfunktion für die 99,9 Prozent konstruktiven Kommentatoren offen zu halten.
Mehr zum Thema auf reitschuster.de
Freihändige Vergabe hochdotierter Stellen im Justizministerium
Erst Baerbock, dann Habeck und jetzt Buschmann. Offizielle Ausschreibungen zur Besetzung von anspruchsvollen Führungspositionen sind von gestern. Das glaubt zumindest die Ampel, die dabei lieber auf ein „besonderes Vertrauensverhältnis“ setzt. Von Kai Rebmann.
Von wegen Bürokratie-Abbau! Bundesregierung bläht Beamten-Apparat auf
Über 40 Beauftragte, die keiner braucht, Verbeamtungen ohne Probezeit oder freihändige Stellenvergabe ohne Ausschreibung. Wo Transparenz draufstehen sollte, war bei der Ampel viel Vetternwirtschaft und Partei-Filz drin. Von Kai Rebmann.
„Operation Abendsonne“: Lizenz zum Abkassieren für Top-Beamte
Haushaltskrise? Gibt es bei der Rest-Ampel nicht mehr! Jedenfalls nicht, wenn es um die Bezüge der eigenen Leute geht. Auch der Kanzler zieht die großen Spendierhosen an. Und eine Partei entlarvt ihre eigene Doppelmoral. Von Kai Rebmann.