Bei immer mehr Umfragen und Studien dieser Tage fragt sich der einigermaßen skeptisch, kritisch und distanziert denkende Bürger: Glauben Wissenschaftler und Demoskopen selbst, was sie dort an vermeintlichen Daten und Erkenntnissen über unsere Gesellschaft zusammentragen – oder lassen sie die Gewissensbisse tatsächlich noch ruhig schlafen, wenn sie in ihrem Unterbewusstsein die Manipulation von Zahlen plagt?
Von Dennis Riehle
Letztlich kann man solche Schlagzeilen wie die erst kürzlich aufgetretene nur in persistierend fortschreitender Naivität oder maximaler Gutgläubigkeit im vermutlichen Endstadium für bare Münze nehmen, wonach eine bedeutsame Zahl von Beschäftigten in diesem Land dazu bereit wäre, den Job aufzugeben, falls der Chef sich nicht dem Nachhaltigkeitsdenken unserer nunmehr zerbrochenen Ampel verschreibt – und das Unternehmen auf eine klimaneutrale Produktionsweise umzustellen bereit ist. Unbedingt können wir in Zeiten von großer Unsicherheit davon ausgehen, dass man seine Festanstellung nur deshalb wegwirft, weil man den eigenen Idealismus über die Arbeitsplatzgarantie stellt. Nachdem wir mittlerweile ja auch wissen, dass das deutsche Sozialleistungssystem kein Pull-Faktor für Migranten ist – und Flüchtlinge unsere Rente sichern werden, werden wir selbstverständlich auch dieser hehren Meldung auf den Leim gehen: Wer in einer Dekade des wirtschaftlichen Abschwungs seine Anstellung preiszugeben gewillt ist, um damit im Zweifel seinen Fußabdruck verkleinern zu können, muss entweder einigermaßen mutig und existenzmüde – ersatzweise aber auch vollkommen hochfliegend und romantisiert sein.
Vielleicht findet man unter seinesgleichen Applaus für die Heldentat, es dem fleischverzehrenden, auf Windstrom pfeifenden und die Flotte der Firmenwagen nicht auf E-Mobilität umstellenden Vorgesetzten mit der Kündigung so richtig gegeben und ihm die grüne Karte gezeigt zu haben. Gleichermaßen könnte man aber auf den Trichter kommen, dass für eine solche Erhebung vor allem diejenigen gefragt wurden, die ohnehin fest im Sattel sitzen und deshalb mühelos in die Mikrofone prahlen können, dass sie spielerisch in der Lage sind, bei Bedarf ihren Arbeitsvertrag aufzulösen – um damit in straßenklebender Infantilitätsmanier gegen die bösen Emissionen des eigenen Unternehmens zu demonstrieren. Oder es wurden Anhänger der Generation Z bemüht, die ohne größere Probleme dem Bürgergeld-Bezug in der Hängematte frönen würden – als Ausdruck ihrer Solidarität mit Habecks Gesetzen zur Geißelung unserer Ökonomie. Dass die Aufopferungsbereitschaft der Deutschen zugunsten der Reduktion von CO2 mittlerweile sogar so weit reichen soll, ihren gut dotierten Posten für ihre persönliche Überzeugung einfach so zu räumen, das muss als ehrwürdige Geschichte einer sich in Weltuntergangsparanoia verstrickenden Bundesrepublik nicht ganz ausgeschlossen sein. Denn es würde durchaus in das Bild des Fanatismus passen, zur Bewahrung unserer Atmosphäre vor Treibhausgasüberlastung auch sein letztes Hemd zu geben – und eher mittellos dazustehen, als sich an den mitteleuropäischen Sturzfluten und Hurrikanen mitschuldig gemacht zu haben.
In diesen Tagen erinnern wir nicht nur an die Passion Christi, sondern gehen offenbar auch einen ganz persönlichen Leidensweg der Kasteiung, um nicht weitere Kohlenstoffdioxidpartikel in die irdischen Luftschichten auszustoßen. Dass wir uns mit einer derartigen Mentalität nicht nur entmündigen lassen, sondern uns bedenkenlos als eine Marionette hingeben, die man auf Wunsch bis zur Unkenntlichkeit verbiegen und ihrer Identität, Freiheitsrechte und Rationalität berauben kann, scheint denjenigen nicht bewusst oder gleichermaßen egal zu sein, die sich ohnehin im Modus der antipatriotischen Geißelung befinden. Es scheint das Bedürfnis zu wachsen, wieder einmal Untertan sein zu dürfen – und sich in einem Wechselbad aus Masochismus und Märtyrertum den Herrschenden für ihr Experiment des neosozialistischen Einheitsgrüns hinzugeben oder ersatzweise am Kreuz der Schlechtwetterjünger den Tod der unbefleckten Ökoreinheit zu sterben. Schon bei Jesus stellt sich die Frage, inwieweit diese Unterjochung nötig gewesen ist, um die Prophezeiung zu erfüllen – und ob nicht auch ein Stück Narzissmus dahinter steckt, sich als Lamm für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels peinigen zu lassen. Jedenfalls mutet die in unseren Breiten eingezogene Ergebenheit bisweilen einigermaßen schräg an – und hat deutlich weniger mit Mut und Verzicht, sondern mit Selbstaufgabe und Kapitulation vor der individuellen Politisierung und Instrumentalisierung zu tun. Entsprechend muss man nicht unbedingt stolz darauf sein, für eine Weltanschauung alles zu entbehren. Stattdessen könnte der Histrionismus auch ein Anlass sein, nicht nur den Tank der Ölheizung wieder aufzufüllen, sondern vor allem den von Festigkeit und Authentizität der eigenen Person.
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Author: Gast Autor
Journalistenwatch