(Mynewsdesk) Tierschützer der Delfin- und Walschutzorganisation ProWal lehnen die Pläne der Stadt für die Sanierung der undichten Becken der Delfin-Lagune im Nürnberger Tiergarten ab und bezeichnen diese als Freifahrtschein für Tierquälerei. ProWal geht nicht von den angekündigten 1,1 Millionen Euro Sanierungskosten aus, sondern von mindestens 20 Millionen Euro. ??Nach Angaben von ProWal verstoßen die Pläne gegen die Vorgaben der Rechtsgrundlage des Säugetiergutachtens zur Haltung von Delfinen und die gesundheitliche Gefährdung der Tiere würde in Kauf genommen.
Andreas Morlok, Geschäftsführer von ProWal: „Weil die etwa zwei Jahre andauernde Sanierung im laufenden Betrieb stattfinden soll, muss für die Delfine ein Ausweich-Quartier zur Verfügung gestellt werden, falls die Tiere den Baulärm zur Behebung der Schäden nicht vertragen sollten. Dazu soll das 26 Jahre alte stillgelegte Delfinarium II mit zwei kleinen Becken, welches sich im Betriebshof des Zoos befindet für einen bisher veranschlagten Betrag von rund 1,1 Millionen Euro hergerichtet und innerhalb von sechs Monaten wieder aktiviert werden. Wir betrachten diesen Betrag und die Zeitvorgabe als völlig unrealistisch. Um das Ausweich-Quartier nach tierschutzrechtlichen Vorgaben einzurichten, muss es erheblich erweitert oder gar neu gebaut werden. Falls alle neun Delfine im Ausweich-Quartier unter Einhaltung der Mindestvorgaben untergebracht werden müssten, dann müssen die Becken eine Wasser-Fläche von 900 m2 und ein Wasser-Volumen von 3.400 m3 aufweisen. Die bisherigen Becken besitzen lediglich eine Wasser-Fläche von 255,1 m2 und ein Wasser-Volumen von 937 m3. Der Bau von weiteren, tieferen und viel größeren Becken wäre zwingend notwendig. Zudem ist ein Dach zu installieren, welches sich öffnen lässt. Für diese Maßnahmen sind mindestens 20 Millionen Euro zu kalkulieren und eine Zeit von etwa zwei Jahren, bis dieses Gebäude für die Delfine bezugsfertig sein kann.“
ProWal kritisiert den Nürnberger Tiergarten auch über seinen Umgang mit den Delfinen in der Vergangenheit. Nach Angaben der Tierschutz-Organisation wurden im Delfinarium II vom November 2008 bis zum Mai 2012 die Delfin-Brüder Arnie und Joker illegal in Gefangenschaft gehalten, weil ihnen der vorgeschriebene Mindestplatz nicht zur Verfügung stand.
Morlok: „Obwohl die beiden Becken ohnehin viel zu klein waren, wurden die beiden Delfine während ihres dreijährigen Aufenthaltes gar noch separiert und jeder in einem Mini-Becken eingesperrt. Ein Delfin war fast zwei Wochen lang in einem 78,5 m2 kleinen Becken eingepfercht und der andere Delfin musste den gleichen Zeitraum in dem anderen Becken mit 176,6 m2 verbringen, welches er sich gar noch mit Seelöwen teilen musste. Die Delfine waren oftmals aggressiv und verweigerten sich dem Training. Arnie biss gar nach einem Trainer. Nur durch das Verabreichen des Psychopharmakon Diazepam, welches zur Dämpfung von Angst und Aggression eingesetzt wurde, konnten die Delfine ruhig gestellt werden. Die über dreijährige illegale Delfinhaltung blieb bis heute der Öffentlichkeit verborgen und für die Verantwortlichen auch ohne Konsequenzen! Eine Wiederholung solcher Vorfälle darf es nicht geben.“
ProWal sieht die Gesundheit der Delfine ebenso massiv gefährdet, falls sie dem für sie unerträglichen Baulärm ausgesetzt werden.
Andreas Morlok: „Delfine haben ein ausgezeichnetes Hörvermögen. Laut einem ehemaligen Delfin-Trainer des Nürnberger Delfinariums nehmen sie gar wahr, wenn eine kleine Münze 30 Meter von ihnen entfernt ins Wasser geworfen wird. Sie können diese gar im trüben Wasser aufspüren und zurückbringen.
Da der Delfin Arnie vor der Sanierung in ein anderes Delfinarium abgegeben werden soll, würden noch neun Meeressäuger im Delfinarium verbleiben. Nur Moby, Jenny, Noah und Sunny waren während des Baus der Delfin-Lagune dabei. Die anderen Delfine kamen erst später nach Nürnberg und sind einem solchen Baulärm noch nie ausgesetzt gewesen.
Laut Vorgabe des Säugetiergutachtens sind die Delfine vor übermäßigem Lärm zu schützen. Wir konnten im letzten Jahr dokumentieren, dass diese Vorgabe nicht eingehalten wurde und wie die Delfine schon bei kleineren Bauarbeiten in Panik gerieten. Mit ihren Schnäbeln versuchten sie vergeblich die Abtrennschieber zwischen den Becken hochzuschieben, um vor dem Baulärm zu flüchten. Das Tiergarten-Personal unternahm nichts, um den Delfinen zu helfen.
Neben dem über 50 Jahre alten Moby ist auch die 28-jährige Jenny nierenkrank. Es ist aktenkundig, dass Jenny bei Aufregung die Futteraufnahme verweigert. Jenny weigert sich auch immer wieder, wenn ihr ein Schlauch in den Rachen geschoben wird, durch den sie zusätzlich Wasser zur Regulierung ihres Flüssigkeitshaushaltes erhält. Auch frisst Jenny nicht immer die Gelantine, die sie ebenfalls für ihren Wasserhaushalt benötigt. Geschieht diese Verweigerung über einen längeren Zeitraum, würde Jenny sterben.“
In der Zeit der Sanierung müsste nach Angabe von ProWal erneut ein Zuchtstopp für die weiblichen Delfine, wie beim Bau der Delfin-Lagune, erfolgen, wofür es kaum eine ideale Möglichkeit gäbe. Der dauerhafte Einsatz von empfängnisverhütenden Medikamenten stelle ein großes gesundheitliches Risiko dar, denn bei anderen Tierarten wären schon dadurch verursachte Tumore festgestellt worden.
Bei einer geschlechterspezifischen Separation würde massiv in das Sozialverhalten der Delfine eingegriffen. Eine Sterilisation von Delfinen scheide so gut wie ganz aus, denn hierbei bestehe ein großes Risiko, weil Delfine wegen ihrer bewussten Atmung nur in absoluten Notfällen narkotisiert werden sollten.
ProWal hat die zuständigen Behörden gebeten, dem Tiergarten Nürnberg seine Betriebsgenehmigung für sein Delfinarium zu entziehen.
Andreas Morlok: „In dieser Form und mit dieser schwachen Kapitaldecke können die Pläne zur Sanierung der Delfin-Lagune nicht realisiert werden. Weder können die Mindestvorgaben des Säugetiergutachtens zur Haltung von Delfinen erfüllt noch können die Tiere vor gesundheitlichen Gefahren geschützt werden. Falls die Stadt Nürnberg kein geeignetes Ausweich-Quartier für die Delfine errichtet, dann bewegt sie sich im Bereich der Illegalität und macht sich der Tierquälerei schuldig.
Die Stadt Nürnberg kann nicht garantieren, ob im Laufe der Sanierung oder auch danach, der unkontrollierte Austritt von Salzwasser endgültig gestoppt oder nicht noch weitere auftretende Mängel beseitigt werden müssen.
Wir haben alle Bürgermeister, Parteien und Stadträte in Nürnberg über unsere ablehnende Haltung der Sanierungspläne informiert. Es ist nun an der Zeit, die Reißleine zu ziehen. Die mittelfristige Abwicklung des Delfinariums ist sicherlich durchführbar. Eine Dauerbaustelle ist den Delfinen nicht zumutbar und etwaige durch eigenes Verschulden verursachte Krankheiten oder gar Todesfälle können von keinem billigend in Kauf genommen werden.“
Hintergrund:
http://walschutzaktionen.de/2864832.html
Foto: Arnie und Joker im stillgelegten Delfinarium II Tiergarten Nürnberg
Projekt Walschutzaktionen (ProWal)
Gemeinnützige Meeressäuger-Umweltschutzgesellschaft
gUG (haftungsbeschränkt) –
Gesellschafter-Geschäftsführer: Andreas Morlok
Haydnstraße 1
D-78315 Radolfzell
Tel: 0049 (0)7732 14324
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ProWal ging im Sommer 2009 aus der Privatinitiative „Walschutzaktionen“ von Andreas Morlok hervor, welcher sich schon seit mehr als 12 Jahren aktiv für den Schutz der Delfine und Wale und dem Schutz deren Lebensräume einsetzt.
ProWal ist eine gemeinnützig anerkannte Unternehmergesellschaft/Körperschaft zum Schutz der Meeresumwelt und der Meeressäuger. ProWal steht als Abkürzung von Projekt Walschutzaktionen. Genaue Firmenbezeichnung: Projekt Walschutzaktionen (ProWal) gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt). Sitz der Gesellschaft ist in Radolfzell am Bodensee. Gründung: ProWal wurde am 22.06.2009 notariell beurkundet und wurde am 18.08.2009 in das Handelsregister B des Amtsgerichts in Freiburg eingetragen. Alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer ist: Andreas Morlok: http://www.walschutzaktionen.de/14728.html.
Kontakt
Wal- und Delfinschutz-Forum gUG (WDSF)
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