• 3. Oktober 2024

Tichy und Rosenbusch: Männer, die auf Ziegen starren

ByJörg

Okt 2, 2024

Auf der eine Seite der Blogger und Journalist Henning Rosenbusch. Er soll in diesem Fall unser David sein. Und auf der anderen Seite Roland Tichy, der welt- und wortgewandte und über Jahrzehnte Mainstream-erprobte Gigant unter den „Neue Medien“-Machern – für ihn bleibt hier nur die Rolle des Goliaths.

Rosenbusch las heute einen Tweet von Tichy auf X, machte sich einen Screen und schrieb dazu empört, Tichy habe „eine unterirdische Antwort“ auf den Kommentar eines anderen geschrieben, „die mehr über ihn aussagt, als ihm lieb sein kann“.

Worum geht‘s?

Tichy kommentierte gestern kurz nach 20 Uhr per X den iranischen Raketenangriffen auf Israel:

„Die Bilder aus Israel sind entsetzlich. Aber offensichtlich hält Israels Iron Dome in den Ballungszentren. Iran bombardiert die Wüsten. Möge es so bleiben. Wir hoffen darauf, dass der schwarze Islam sein Ziel nicht erreicht.“

Das wiederum triggerte einen „Peter Bondau“, der hat 255 Follower und ein Zitat von Che Guevara als Profiltext, das meint, es gäbe nur eines, das größer sei als die Liebe zur Freiheit, nämlich den Hass auf die Person, die einem die Freiheit nehmen wolle. Bondau antwortet auf Tichys Kommentar:

„Schau dir einmal die Bilder aus Gaza an, dann weißt du was entsetzlich ist, nur darüber schweigt Tichy und seine Medien. Das zionistische Regime ist ein Mörder, Verbrecher und Apartheid Regime.“

Tichy antwortet kurz und knapp, indem er Peter Bondau einen Ziegenficker schimpft. Oder nein, Tichy macht es vornehmer, er fragt Bondau:

„Soll ich Dir eine Ziege leihen?“

Hier kann man sicher einwenden, dass man nur verleihen kann, was man selbst besitzt. Ergo will hier ein Ziegenbesitzer dem Ziegenlosen anreichen.

Aber dabei blieb es nicht. Es folgen weit über 150 Kommentare, die Tichys Bemerkung teils scharf und als niveaulos zurückweisen. Interessant am Rande: Als Jan Böhmermann den türkischen Präsidenten einen „Ziegenficker“ nannte, hieß es 2018 noch bei Tichys Einblick: „Gerade die, die besonders heftig austeilen („Ziegenficker“), sind manchmal die routiniertesten Despoten, pardon, Mimosen.“

Noch im Februar dieses Jahres verlieh Tichy einen Preis der Stiftung Meinung & Freiheit e.V. an Böhmermann. Der erhielt damit als Erster den „Karl-Eduard-von-Schnitzler-Preis“ für die schlechteste journalistische Leistung. Nun also ein Böhmermann-Zitat von Tichy.

Und Tichy schaltete sich bei Rosenbusch ein und schrieb wieder über X:

„Man darf anderer Meinung sein?“ Dank für die Gnade, dass man Raketenabschuß auch böse finden kann. Ihr Antisemitismus ist schon ganz besonders hübsch.“

Rosenbusch liest’s und erwidert:

„Antisemit, wer Ziegen-Rassismus nicht hübsch findet, Herr Tichy? Wie weit kommen Sie runter mit Ihrem Niveau-Limbo? Da geht doch bestimmt noch etwas?“

Dann wieder Tichy:

„Ich erlaube mir die Meinung, dass Ihre Relativierung des Bombenangriffs na was ist? Und bitte, was ist Ziegen-Rassismus? Ganz was Neues und hochgefährlich nehme ich an.“

Dann wieder Rosenbusch:

„Relativierung ist, wenn ich sage, dass man auch anderer Meinung sein darf? Ernsthaft? Da haben Sie mir beim Kontrafunk mal besser das Wort verdreht. Dann erklären Sie uns doch mal, wie Sie das mit Ihrer zu verleihenden Ziege gemeint haben? Ich bin sehr gespannt. Viele ihrer Leser unter ihrem Tweet müssen da auch etwas missverstanden haben, sonst stünde da nicht so viel Kritik. Klären Sie uns doch bitte auf.“

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Jetzt könnte man dieses kleine Wortgefecht schnell abhaken. Aber darf und kann man das angesichts dieses obszönen Leichenbergs aus zehntausend Kindern im Gaza? Nicht einmal die Israelis bestreiten die hohe Zahl an toten Kindern aus Gaza.

Der Bestseller-Nr.1-Autor Joachim Steinhöfel erklärte mal nach einem Besuch in Israel, er liebe den Klang der israelischen Artillerie, die Salven auf Gaza abfeuert. Das war freilich vor den zehntausend toten Gaza-Kindern geäußert und im direkten zeitlichen Zusammenhang mit dem Terroranschlag der Hamas, die über tausend Israelis auf grausame Art und Weise hinmetzelte. Wäre Steinhöfels Satz, heute geäußert, eine Wortmeldung aus der Hölle? Würde der Anwalt diesen Satz heute wiederholen? Alexander-Wallasch.de fragt Joachim Steinhöfel und der antwortet auch:

„Ja, würde ich. Und ich hoffe, dass Israel ein noch viel deutlicheres Zeichen gegen den Iran setzt. Und zwar so deutlich, dass den Islamofaschisten der Kaftan wegfliegt.“

Wer gegen Israel ist oder nicht bereit ist, über die Kinder von Gaza hinwegzusehen, der ist ein Ziegenficker. So steht es nun bei Tichy aufgeschrieben. Ende März dieses Jahres konnte man bei Tichys Einblick einen Kommentar über den Krieg im Gaza lesen. Schon damals waren tausende Kinder unter den Opfern des israelischen Antiterrorschlags.

Den Kommentar schrieb Godel Rosenberg, er ist Tichys Autor für Themen rund um Israel. Bei Tichys Einblick standen unter der Schlagzeile „Wer ist Zivilist, wer Terrorist in Gaza?“ folgende Sätze:

„Trotzdem behandelt Israel alle in Gaza als Zivilisten, außer diejenigen, die schießen und bomben. Israel wirft Flugblätter ab, warnt die Bevölkerung telefonisch. Vor den Bombardements organisiert Israel Fluchtwege von Nord nach Süd, verteilt Trinkwasser, lässt Lebensmittel-Transporte zu. Keine andere Armee der Welt handelt so rücksichtsvoll, schon gar nicht nach einem Massaker wie am 7. Oktober.“

Das sind Sätze, die an kirchliche Segnungen von Massakern erinnern, die es in der Kirchengeschichte reichlich gegeben hat. Das ist der Moment, wo sich Unverständnis in ein Gefühl großer Beklemmung verwandelt. Daneben ist eine Ziegenficker-Beschimpfung tatsächlich eine Kleinigkeit. Der Anwurf, ein Antisemit zu sein, ist es allerdings nicht. Und ihn mussten sich mehr als einmal auch Vertreter der Neuen Medien anhören, wenn sie etwa die Open Society Foundations von George Soros kritisierten.

Henning Rosenbusch ist kein Antisemit. Roland Tichy ist kein Antisemit. Und beide stehen nicht hinter Ziegen. Ich selbst war über viele Jahre Content-Geber bei Tichys Einblick. Ich schreibe es, falls jemand auf die Idee käme, mir jetzt vorzuwerfen, ich sei parteiisch. Natürlich bin ich das.

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Author:
Alexander Wallasch

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