Die neuen Frauen von Merhabete: Erfolg nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit in Äthiopien
München, 20. Juli 2015. Die Entwicklungsarbeit der Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist erfolgreich und dabei zugleich nachhaltig – insbesondere die Frauen profitieren vom Engagement der Hilfsorganisation und tragen zum Fortschritt der Gesellschaft in Äthiopien bei. Das hat eine Evaluation des ehe-maligen Projektgebietes Merhabete nachgewiesen.
Das Beratungsunternehmen FAKT (Stuttgart) untersuchte den Fortschritt in dem Gebiet seit dem Rückzug der Hilfsorganisation ( www.menschenfuermenschen.de ) vor fünf Jahren. Das Ergebnis: Viele damals realisierte Maßnahmen gehören bereits zur neuen Normalität. Neben Verbesserungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wirtschaft und Umwelt haben gezielte Maßnahmen der Stiftung vor allem das Bild der Frau und ihre Rolle in der Gesellschaft erheblich verbessert.
Das alte, von Abhängigkeit geprägte Rollenverständnis der Frau in Äthiopien ist einem neuen weiblichen Selbstbewusstsein gewichen. Besonders auffällig werden die Veränderungen in Merhabete, einem Bezirk nördlich der Hauptstadt Addis Abeba, wenn man die Bildung der Mädchen betrachtet. Da der Wassertransport in Äthiopien traditionell Frauenarbeit ist, mussten viele Mädchen stundenlange Wege zur nächsten Wasserstelle gehen. Oft fehlte es an der Zeit, um am Schulunterricht teilzunehmen. Dank neuer Brunnen der Stiftung Menschen für Menschen haben nun auch Mädchen eine Chance auf Bildung und können regelmäßig die Schule besuchen: Zwischen 2009 und 2014 stiegen die Einschreibungszahlen von 28.000 auf 35.000 Mädchen – gleichzeitig fiel die Quote der Schulabbrecherinnen von rund 3,6 auf 1,7 Prozent.
Die integrierten ländlichen Entwicklungsprojekte der Stiftung in Merhabete waren der Anstoß für viele Veränderungen, die das Leben der Menschen auch in Zukunft noch positiv beeinflussen können. So war die Grundversorgung in punkto Gesundheit und Bildung vor 1988 kaum gewährleistet, bis zum Ende der Projektphase im Jahr 2009 besaß das Gebiet dank der Aufbauarbeit bereits neun dörfliche Krankenstationen und 27 Grundschulen. Und der Ausbau der Infrastruktur hielt an: Bis heute besitzt das Gebiet 24 Krankenstationen und 48 Grundschulen. Auch die Anbau- und Waldflächen konnten erheblich vergrößert werden. „Unabhängige Evaluationen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Modernisierung, denn Spender wollen sehen, wo ihr Geld hingeht und was es bewirkt – insbesondere auch langfristig“, sagt Vorstandsmitglied Peter Renner, u. a. zuständig für die Projektarbeit von Menschen für Menschen in Äthiopien.
Seit Beginn der Entwicklungsarbeit von Menschen für Menschen in Merhabete im Jahr 1988 stieg auch die Bereitschaft in der Bevölkerung, grausame Traditionen wie die Genitalbeschneidung bei Mädchen in Frage zu stellen. Zwar stehen sie und die Frühverheiratung seit einigen Jahren unter Strafe, aber erst durch Aufklärungskampagnen konnte ein neues Rollenverständnis von Frauen initiiert werden. Dieser Prozess hat direkte Auswirkungen auf den verbesserten Gesundheitszustand vieler Frauen und führt zum Rückgang chronischer Erkrankungen.
Aber auch finanziell wurde die Abhängigkeit der Frauen von Männern nachhaltig reduziert. Ausbildungskurse und Kleinkredite der Äthiopienhilfe ermöglichten Existenzgründungen – wie im Fall von Bayush Negussie. Mit 15 Jahren wurde sie verheiratet, das erste Kind ließ nicht lange auf sich warten und sechs weitere folgten. Als ihr Ehemann starb, stand die junge Frau vor dem Nichts. Dann absolvierte sie einen Nähkurs von Menschen für Menschen. „Ich war eine der ersten Frauen, die den Kurs gemacht haben. In dieser Gegend war das bisher ein Geschäft für Männer“, erinnert sich Negussie. Schritt für Schritt erweiterte sie ihren Kundenkreis und überzeugte mit Qualität. Vor zwei Jahren eröffnete sie eine eigene Boutique, in der sie nun Eigenkreationen verkauft. Die stolze Witwe konnte all ihren Kindern eine Ausbildung ermöglichen, fast alle haben sogar studiert.
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Über Menschen für Menschen:
Am 16. Mai 1981 legte der damalige Schauspieler Karlheinz Böhm mit seiner legendären Wette in der Sendung „Wetten, dass..?“ den Grundstein für seine Äthiopienhilfe. Am 13. November 1981 gründete er die Stiftung Menschen für Menschen. Seitdem leistet die Organisation Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Im Rahmen sogenannter integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte verzahnt Menschen für Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Wasser, Bildung, Gesundheit und Einkommen. Die Stiftung trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Bei einer Untersuchung von Spendenorganisationen der Stiftung Warentest für die Ausgabe 11/2014 der Zeitschrift Finanztest schnitt Menschen für Menschen „besonders gut“ ab. Die Wertung „sehr gut“ erhielt die Stiftung bei einem Transparenz-Test (2014), der von der gemeinnützigen und unabhängigen Phineo AG in Kooperation mit Spiegel online durchgeführt wurde.
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