Dieser Mann ist nicht irgendwer. Der 78-jährige Hanning hat jahrzehntelange Erfahrung mit Geheimdienstoperationen. Er war Chef des BND und bis 2009 Staatssekretär im Bundesinnenministerium.
August Hanning ließ jetzt im Gespräch mit „Welt“ sprichwörtlich die Bombe platzten.
Anlass war der Haftbefehl gegen einen mutmaßlichen Beteiligten an der Sprengung der Nordstream-Pipelines. Zunächst gratuliert Hanning den deutschen Ermittlungsbehörden, der Bundespolizei und dem Bundeskriminalamt, die im Auftrag des Generalbundesanwalts ermittelt haben.
Bemerkenswert findet Hanning, dass diese Ermittlungen überhaupt stattgefunden haben. Das mögliche Ergebnis passe „politisch nicht so ganz in die Landschaft“.
Ein Ergebnis liefert Hanning gleich selbst nach. Dabei beruft er sich einmal auch auf alte Kontakte zu den Diensten. So haben sich laut Hanning zwei Verantwortliche für die Sprengungen herausgeschält: Die Ukraine und Polen.
Wie es ausschaue, so der Ex-Chef des Nachrichtendienstes, sei es ein ukrainisches Team gewesen, das hier agiert habe. Polen habe von Land aus sekundiert. Ohne diese Unterstützung vom Lande aus sei die Sabotage-Operation nicht möglich gewesen. Ganz offenkundig seien hier polnische Dienststellen eingeschaltet gewesen.
Aber August Hanning geht gegenüber „Welt“ noch weiter: Es seien nicht nur Dienststellen gewesen, „sondern ich glaube, das war eine Verabredung zwischen den höchsten Spitzen in der Ukraine und in Polen“.
Solche Entscheidungen fielen nicht auf der unteren Ebene, das seien Entscheidungen, die auf höchster politischer Ebene gefallen sind:
„Ich glaube, dass es hier Verabredungen zwischen Präsident Selenskyj und Präsident Duda gegeben hat, diesen Anschlag auszuführen.“
Es habe Gespräche zwischen den Ermittlungsbehörden gegeben, dennoch habe Polen den Verdächtigen ausreisen lassen. Ergebnisse seien zurückgehalten worden. Hanning betont, diese Informationen direkt aus Ermittlerkreisen bekommen zu haben:
„Also kurzum, Polen hat kein Interesse an einem Erfolg der Ermittlung, und das liegt natürlich daran, dass Polen in die Vorbereitung dieses Anschlags massiv involviert gewesen ist.“
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Für Hanning ist es eindeutig: Solche Anschläge gingen nicht ohne massive staatliche Unterstützung. Das sei keineswegs die private Aktion eines Tauchlehrers gewesen. Auch das Militär habe hier massiv unterstützt:
„Da spielte das polnische und das ukrainische Militär eine große Rolle und die Nachrichtendienste ebenfalls auch.“
Laut Hanning beliefen sich die Folgeschäden auf 20 bis 30 Milliarden Euro. Das sei ein Riesenschaden, der hier entstanden sei.
Das abschließende Urteil des langjährigen Nachrichtendienstschefs:
„Das war Staatsterrorismus.“
Hanning erwartet von der Bundesregierung, dass hier Schadensersatz gefordert werden müsse. Hier sei ein Riesenschäden entstanden „durch Aktivitäten von ukrainischen und polnischen Regierungsdienststellen“.
Aber was, wenn die Bundesregierung selbst involviert bzw. informiert war? In diesem Fall wäre das die mit Abstand größte Krise der Bundesrepublik Deutschland. Sitzen die Staatsterroristen dann in der Bundesregierung? Dagegen sprechen die schlechten deutsch-polnischen Beziehungen auf vielen Ebenen, die einen irgendwie gearteten Informationsfluss möglicherweise ganz verhinderten.
Was August Hanning ebenfalls vollkommen ausblendet, ist eine mögliche Verantwortung oder Beteiligung von CIA und MI6. Warum?
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Author:
Alexander Wallasch