Wie schreibt man über einen Mord, bei dem alles falsch zusammenkommt – Herkunft, psychische Krankheit, ein junges Opfer, das politisch engagiert war? Wie schreibt man über ein Verbrechen, das so viele Debatten berührt, und das doch seltsam lautlos vorbeigeht?
In Beelitz bei Berlin wird im Januar ein 24-jähriger CDU-Mann ermordet. Sein Nachbar, ein 23-jähriger Mann aus Guinea, schneidet ihm die Kehle durch, legt eine Decke über die Leiche – und zündet sie an. Später ruft er die Feuerwehr. Er gesteht, entschuldigt sich, erklärt, eine Stimme habe ihm befohlen zu töten. Einige Tage später attackiert er eine Frau mit dem Messer – sie überlebt nur knapp.
Jetzt, am Donnerstag, das Urteil vom Landgericht Potsdam: Der Täter wird freigesprochen. Schuldunfähig. Unterbringung in der Psychiatrie. Der Richter nennt ihn gefährlich – aber nicht verantwortlich.
So weit, so rechtlich korrekt. Es mag alles seine medizinische und juristische Logik haben. Und doch bleibt ein dröhnendes Unbehagen.
Denn dieser Fall steht nicht allein. Es ist nicht der erste Mord eines Zuwanderers mit Psychose-Diagnose, nicht die erste Tat, bei der man sich fragt, wie ein Mensch, der derart gefährlich war, unbeobachtet durch das Land ziehen konnte. Wie ein solcher Mann zwei so enge soziale Kontakte pflegen konnte – mit einem jungen Christdemokraten und einer ukrainischen Frau – ohne dass irgendwo Alarm geschlagen wurde.
Und vor allem: Wie die Reaktion darauf so dünn, so hilflos, so betreten ausfallen kann.
Was man nicht sagen darf
Natürlich ist jeder Einzelfall anders. Natürlich ist die überwiegende Mehrzahl der Migranten nicht kriminell und schon gar nicht gewalttätig, und natürlich ist nicht jeder psychisch Kranke gefährlich. Und selbstverständlich ist die Schuldunfähigkeit ein zentrales juristisches Prinzip: Wer nicht begreift, was er tut, kann im Rechtsstaat nicht bestraft werden.
Aber genau diese Logik macht es so schwer, darüber zu sprechen. Denn die Summe all dieser Einzelfälle ergibt ein Muster, das sich dem Diskurs entzieht.
Man nennt sie gern „Fachkräfte“. In Wirklichkeit kommen oft Menschen, die schwer traumatisiert sind, kaum ausgebildet – und in einem System stranden, das weder integrieren noch begrenzen kann. Laut Bundesagentur für Arbeit lag die sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsquote unter Zuwanderern aus den acht Haupt-Asylherkunftsländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien) im Jahr 2023 bei nur 41,8 Prozent – deutlich unter dem Durchschnitt. Gleichzeitig bezogen im Frühjahr 2024 mehr als 62 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund Bürgergeld, in Westdeutschland sogar fast 68 Prozent.
Wir importieren auch Traumata. Psychosen. Posttraumatische Belastungsstörungen. Gewaltbiografien. Die Hoffnung, dass Integration all das heilt, ist naiv. Wenn jemand Stimmen hört, die ihm befehlen zu töten, dann ist nicht nur die Psychiatrie gefragt – sondern auch die Frage, warum solche Menschen nie auffallen, nie gestoppt werden, nie Hilfe bekommen, bevor jemand stirbt.
Und darüber liegt ein Schweigen, das alles überdeckt.
Nur wenige trauen sich, wie der Hamburger Kriminologe Rafael Behr, ganz offen zu kritisieren, dass Politiker die Gewalt von Zuwanderern gezielt verharmlosen – aus Angst vor politischem Schaden. Noch brisanter ist Behrs Selbstkritik: Auch Wissenschaftler schwiegen oft aus Sorge um ihre Karriere. „Man kann es sich in Deutschland leicht mit der Politik verscherzen“, sagte Behr bitter gegenüber „Bild“.
Wer das Thema Gewaltimport anspricht, läuft Gefahr, stigmatisiert zu werden. Jedes kritische Wort zur Migration ist verdächtig. Also halten die meisten lieber den Mund.
Und der Staat?
Der Bürgermeister von Beelitz sagte nach der Tat, man müsse nun „die notwendigen Konsequenzen ziehen“. Welche, sagte er nicht. Vielleicht wusste er es selbst nicht. Vielleicht wollte er es nicht wissen.
Auch sonst: Schweigen. Kein Aufschrei. Kein Bundestagsstatement. Kein Leitartikel in der „Zeit“, keine Mahnwache vor dem Kanzleramt. Es war ja kein rechter Täter. Kein politischer Hintergrund. Nur ein psychisch kranker Mann aus Guinea.
Ein paar unbequeme Gedanken zum Schluss
Manchmal ist es nicht der Skandal selbst, der beunruhigt. Sondern die Gleichgültigkeit danach.
Und vielleicht ist genau das das größte Problem: Dass man in diesem Land inzwischen gelernt hat, welche Taten Aufmerksamkeit erzeugen – und welche durch das Raster fallen.
Was sagt das über uns?
Was sagt das über eine Gesellschaft, die bei bestimmten Opfern schnell ruft, schnell fordert, schnell trauert – und bei anderen so seltsam leise bleibt?
Und was sagt es über eine Politik, die von „Schutzsuchenden“ spricht, aber offenbar kaum Mechanismen kennt, um die wirklich Schutzbedürftigen vor genau solchen „Schutzsuchenden“ zu bewahren?
Es wäre höchste Zeit, dieses Schweigen zu brechen. Aber das wäre unbequem. Man könnte anecken. Trauen tun sich nur wenige.
Also marschieren wir weiter wie die Lemminge auf den Abgrund zu. Mit geschlossenen Augen – und geschlossenen Mündern.
Also bleibt alles, wie es ist. Bis zum nächsten Mord. Und dem nächsten Schweigen danach. Ein Schweigen, das immer lauter wird.
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