Dieser Text trifft den Nerv – und zeigt brutal offen, wie dünn die Luft für Friedrich Merz und die Union inzwischen geworden ist. Es reicht eben nicht, nur Probleme anzukündigen, man muss sie auch lösen. Klaus Kelle bringt es auf den Punkt. Klare Empfehlung!
Ein Gastbeitrag von Klaus Kelle
Ich weiß nicht, ob der CDU und ihrem designierten Bundeskanzler Friedrich Merz klar ist, was da derzeit passiert. Dass sich die große christdemokratische Volkspartei Konrad Adenauers und Helmut Kohls mitten im Endspiel befindet.
Was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben, erleben mussten, das ist nur das Hors d’œuvrier, wie der Franzose eine Vorspeise zu nennen pflegt. Jetzt geht es ans Eingemachte, an die Migration. Und da sieht es gar nicht gut aus.
Vor drei Jahren war ich in Berlin bei einem Abendessen eingeladen, wo ein Top-Manager eines deutschen Konzerns, der Geschäftsführer eines der mächtigsten Wirtschaftsverbände im Land und ein Politiker dabei war, den Sie ALLE kennen. Es war bei einem Italiener, nett und verschwiegen, und wir unterhielten uns – na klar – über die aktuelle Politik.
Die Reform der Vermögenssteuer müsse jetzt auf die Agenda, sagte einer der Herren, die ich seit Jahrzehnten kenne, einer gehört seit Jugendtagen zu meinen besten Freunden überhaupt. Ja, die Vermögenssteuer, das sei wichtig. Und überhaupt: Leistung müsse sich endlich wieder lohnen in Deutschland – für den Mittelstand besonders, denn der sei relevant für den Wohlstand.
Ich hörte mir das ein paar Minuten an, ohne inhaltlich etwas beizusteuern.
Dann warf ich in einem stillen Moment ein: „Wenn Ihr das Migrationsproblem nicht löst, ist Feierabend. Das ist das alles entscheidende Thema.“
Und wissen Sie was? Meine drei Freunde lachten und erklärten mir politischem Laienschauspieler, das Thema sei vielleicht nicht ganz gelöst, aber das Schlimmste sei überstanden, der Staat habe alles im Griff. Jetzt noch ein paar Reformen, die richtigen Stellschrauben drehen und dann sei das Thema durch. Jetzt, ein paar Messermorde, Gruppenvergewaltigungen und Auto-Anschläge auf Weihnachtsmärkte weiter, sind wir alle schlauer. Sicher auch meine damaligen Gesprächspartner vom Italiener in Berlin.
Friedrich Merz hatte mit seinen Anträgen zur Migrationsbeschränkung im Bundestag nochmal große Auftritte. Aber wenn er jetzt, wenn er und seine Union nach Übernahme der Regierungsverantwortung und des Kanzleramtes, nicht liefern, dann war es das mit der CDU. Darauf gebe ich Ihnen Brief und Siegel!
Und deshalb ist höchst beunruhigend in vielerlei Hinsicht, was jetzt von der Koalitionsgesprächen zwischen Union und SPD nach draußen dringt.
So hat die „Bild“ aus der Arbeitsgruppe „Innen und Recht“ erfahren, dass die Genossen die von Merz angekündigten generellen Zurückweisungen von Asylbewerbern an der deutschen Landesgrenze schlicht ablehnen. Und überhaupt – Zurückweisungen, die werde es nach Auffassung der SPD überhaupt nur dann geben können, wenn die betroffenen EU-Mitgliedsstaaten zustimmen.
Der konsequente Stopp der Massenzuwanderung in unser Land und zum großen Teil in unsere Sozialsysteme regt die Bürger auf, wie kein anderes Thema. Wenn Sie es nicht glauben, schauen Sie auf die Entwicklung der AfD-Wahlergebnisse!
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für viel gelesene Zeitungen und Internet-Blogs. Dieser Beitrag ist zuerst auf seinem Portal kelle-aktuell.de erschienen.
Bild: penofoto / Shutterstock
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