Low Stress Livestock Handling in Theorie und Praxis
Wittstock. Die Bio Ranch Zempow bietet ein Low Stress Stockmanship Lernwochenende für Studierende an. Der Workshop findet jedes Jahr Ende September statt. Eingeladen sind Studierende der Agrarwissenschaften und Tiermedizin. Auf Anfrage können auch Absolventen der beiden Fachrichtungen und Quereinsteiger teilnehmen. Trainiert wird vorrangig mit Kühen, aber auch mit Schafen und Pferden.
Das Low Stress Stockmanship (LSS) geht auf Bud Williams in den USA zurück. Dort wird es auch Low Stress Livestock Handling, Good Stockmanship oder Stress Free Stockmanship genannt. Im Stockmanship Journal wird die Methode des LSS erläutert und neue Entwicklungen werden vorgestellt. In Deutschland werden seit 2008 Seminare im LSS angeboten.
Das Ziel des LSS besteht darin, Herdentiere keinen unnötigem Stress auszusetzen. Neben Hitzestress, Futterstress kann auch das Verhalten der Menschen bzw. der Umgang des Menschen mit den Herdentieren Stress auslösen. Die normale Reaktion von Kühe ist Flucht. Bei sehr großem können sie auf Angriff umschalten. Das führt zu vielen Arbeitsunfällen in der Landwirtschaft.
Die Berufsgenossenschaft Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) erfasste im Jahr 2014 über 6.000 Unfälle beim Umgang mit Rindern, die mehr als drei Tage Arbeitsunfähigkeit beim Verletzten verursachten. Acht Unfälle endeten tödlich. Eine Untersuchung durch die SVLFG ergab, dass bei 17 Prozent aller Unfälle und bei der Hälfte der tödlichen Unfälle ein Kopfstoß der Tiere ursächlich war.
Mit LSS kann so einerseits das Tierwohl durch stressarmes Rinderhandling verbessert werden, andererseits dient das Stockmanship auch der Arbeitssicherheit. Denn im stressarmen Reaktionsbereich greift sie nicht an. Mit angemessenen Impulsen wird die Kuh gestartet, gestoppt oder auch gedreht. Viele Landwirte und Tierärzte kennen diese Art des Umgangs von der Bodenarbeit mit Pferden. Aber dass es auch eine entsprechende Methode für Kühe gibt, ist weitgehend unbekannt.
Im Workshop werden die Grundlagen des Stockmanship vermittelt. Dazu gehört das Zonenkonzept mit Nahzone, Beziehungszone und Respektzone. In jeder Zone ist eine bestimmte Art der Körpersprache wesentliches Kommunikationselement. Ein falscher Impuls in einer bestimmten Zone löst ein Missverständnis zwischen Mensch und Tier aus. Daher wird im Workshop besonderen Wert auf die adäquate Sprache jeder Zone gelegt. Hier gilt es, Erfahrungswissen in der Rinderherde zu erwerben. Die Theorie kann hier nur ein Hilfsmittel für die praktische Anwendung des stressarmen Rinderhandlings sein.
Als Ergebnis sollte eine harmonische Kommunikation zwischen Mensch und Tier entstehen.
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