Manchmal steht ein Bahnhof für ein ganzes Land. In Friedland brennen Kerzen, Menschen trauern, Reden beschwören „Miteinander statt Gegeneinander“. Und doch wirkt das Bild vertraut: Der Fokus verschiebt sich weg von den Umständen einer tödlichen Tat – hin zu den falschen Fragen und den richtigen Feinden. Wer Ursachen anspricht, gilt als Unruhestifter. Wer mahnt, wird etikettiert. Das Ritual ist eingeübt.
Fakten zuerst: Am Sonntag, 7. September, mobilisierte das Bündnis „Buntes Friedland“ mehrere Hundert Menschen am Bahnhof. Laut Hessisch Niedersächsischer Allgemeiner ging es um Trauer, Dialog und Abgrenzung gegen „Hetze“. Worte wie „Respekt“ und „Sachlichkeit“ erhielten viel Applaus – Begriffe, die eigentlich unverfänglich klingen, inzwischen aber von Politik und Medien so missbraucht werden, dass sie ihr Gegenteil bedeuten: „Hetze“ ist fast jede Kritik, „Respekt“ heißt, den Mund zu halten. Was nach Miteinander klingt, wird so zur Sprachpolizei. Und genau die offenen Punkte, die Lianas Tod zur Staatsaffäre machen, tauchten nur am Rande auf.
Worum müsste es eigentlich gehen? Um mögliche Fehlerketten, die benannt und politisch aufgearbeitet werden müssen. Die Ermittler fanden DNA-Spuren an Lianas Schulter; der Verdächtige – ein 31-jähriger Iraker – war kein Phantom: Asylantrag 2022 abgelehnt, Abschiebung nach Litauen seit März 2025 möglich, ein Abschiebehaft-Antrag im Juli 2025 abgelehnt. Nach der Festnahme wurde Unterbringung wegen Totschlagsverdachts in einer Psychiatrie angeordnet. Das sind keine „Narrative“, das sind Behördenentscheidungen – und genau hier beginnt die Verantwortung.
Stattdessen dominiert das bequeme Gegenprogramm: „gegen rechts“, „für Respekt“, „nie wieder“. Wer konkrete Fragen stellt – warum welche Behörde wann was tat oder unterließ – stört die Dramaturgie. In Niedersachsen wie bundesweit fließen seit Jahren Steuermillionen in Programme, die sich „Partnerschaften für Demokratie“ nennen. Doch statt Debatten zu öffnen, schaffen sie staatlich alimentierte Netzwerke, die Kritiker brandmarken. Das hat mit echter Demokratie nichts zu tun, sondern verhöhnt ihren Kern: den fairen Wettbewerb der Ideen. Eine „Zivilgesellschaft“, die von der Regierung bezahlt wird, ist keine – sie ist eine verlängerte Pressestelle oder Agitationsabteilung der Regierung.
Und genau deshalb ist das Entscheidende: Ohne diese massiven Geldflüsse gäbe es solche Veranstaltungen wohl kaum in dieser Breite und Regelmäßigkeit. Dass fast ritualisiert nach fast jeder solcher Tat selbst in kleinen Orten wie Friedland hunderte Menschen zusammenkommen, wirkt nach außen vielleicht auf schlichte Gemüter wie „Zivilcourage“ – in Wahrheit ist es ein Produkt staatlich finanzierter Strukturen. Natürlich, es gibt auch einen psychologischen Reflex: Menschen weichen der eigentlichen Konfrontation mit Tätern und Ursachen aus und kanalisieren ihre Angst lieber in einfache Rituale. Aber dass diese Rituale so zuverlässig auftreten, fast schon automatisch, liegt nicht an der menschlichen Natur allein – es liegt daran, dass sie mit Steuermillionen gefördert, trainiert und organisiert werden. Deshalb wiederholen sie sich heute so sicher wie das Amen in der Kirche.
Die zweite Leerstelle: politisches Schweigen und institutionelle Verantwortung. Ich habe gerade erst hier dokumentiert, wie ein Ministerium im Fall Friedland ausweicht, wo Transparenz geboten wäre. Genau hier bräuchte es Druck – nicht auf Bürger, die Fragen stellen, sondern auf jene Stellen, die diesen Bürgern Antworten schulden. Wo bleiben Parlament, Landesregierung, Innenressort? Und, ja, wo bleiben Stimmen aus dem Umfeld internationaler Organisationen, die in Friedland seit Jahrzehnten präsent sind, wenn es um Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit geht?
Das falsche Ventil
Empörung ist leicht zu organisieren. Aufarbeitung ist mühsam. Eine Kundgebung „gegen rechts“ schafft Einigkeit, aber sie schafft keine Sicherheit. Sicherheit entsteht, wenn man Verantwortlichkeiten benennt: Wer lehnte Abschiebehaft ab – und warum? Wer entschied über Unterbringung, Freilassungen, Zuständigkeiten? Wer trägt politisch die Folgen, wenn sich Entscheidungen als fatal erweisen? Solange diese Fragen als „Polarisierung“ diffamiert werden, bleibt die Öffentlichkeit in einem Wohlfühlmodus – und die nächste Tragödie rückt näher.
Zivilgesellschaft ist mehr als eine Bühne für die „richtige“, also rot-grüne Gesinnung. Eine echte Zivilgesellschaft, nicht die Parodie, die unter Angela Merkel in Deutschland entstanden ist, konfrontiert die Macht mit Fakten. Sie fordert Akten, Ausschüsse, Prüfberichte. Und sie nimmt staatlich geförderte Netzwerke in die Pflicht, ihren Zweck ernst zu nehmen: Demokratie stärken heißt, Fehler aufdecken – nicht Debatten eindampfen. Das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ finanziert hunderte Initiativen. Und diese Strukturen tun genau das Gegenteil von dem, was sie tun müssten: Statt in heiklen Fällen Transparenz und Aufarbeitung einzufordern, hetzen sie gegen diejenigen, die das tun.
Am Ende steht wieder der Bahnhof. Trauer, Kerzen, Worte. Doch was wirklich fehlt, sind Namen, Daten, Entscheidungen – und die Bereitschaft, Konsequenzen zu ziehen. „Miteinander statt Gegeneinander“ klingt gut auf Plakaten, wird aber zur hohlen Phrase, wenn Kritik als Feind gilt und Verantwortliche unbehelligt bleiben. Wer ernsthaft Zusammenhalt will, kämpft nicht gegen Fragesteller, sondern gegen die Zustände, die Leben kosten. Alles andere ist Ritualpflege – die nächste Tragödie ist damit nur vertagt.
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Bild: Screenshot Youtube
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