Schadenverhütung: Hände weg von Brennspiritus / Jährlich 4.000 Grillunfälle / Besonders
Kinder gefährdet / IFS gibt Tipps für sicheres Grillen
Kiel, im Mai 2015. Mindestens 70 Millionen Mal wird Jahr für Jahr zwischen April und Oktober im Freien gegrillt. Trotz aller Warnungen passieren jedes Jahr unzählige leichtfertig verursachte Unfälle, da Spiritus entgegen der bekannten Gefahr als Brandbeschleuniger eingesetzt wird. Werden wenige Faustregeln beachtet, kann sicher gegrillt werden. Das Kieler Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) der öffentlichen Versicherer gibt Tipps für ein sicheres Grillvergnügen.
April 2015: Tränen im Gerichtssaal, weil ein Erzieher mit Spiritus die Grillkohle befeuerte und ein ihm anvertrautes Kind versehentlich anzündete. Die Geldstrafe von 4.500 Euro würde er liebend gerne verzehnfachen, wenn er den Unfall rückgängig machen könnte. „Vor allem Kinder sind die Leidtragenden bei Grillunfällen“, sagt Adelheid Gottwald, von der Selbsthilfegruppe für Brandopfer „Paulinchen e.V.“. Man müsse vor allem den Spiritus vermeiden. So sind ihrer Meinung nach Grillunfälle zu hundert Prozent vermeidbar. Über die Tragweite einer falschen Entscheidung bei der liebsten Sommerbeschäftigung der Deutschen sind sich viele nicht bewusst: „Eine Verpuffung ist keine Stichflamme sondern eine meterbreite und meterhohe Flammenwand, die alles erfasst, was in der Nähe steht“, so Gottwald. Seit Jahren ist die Anzahl der Unfallopfer unverändert zu hoch. Unfallberichte von Feuerwehren und Krankenhäusern sind erschreckend. Circa 4.000 Menschen verletzten sich jährlich, statt ihr Grillgut zu genießen. 500 Menschen werden pro Jahr mit schwersten Verbrennungen vom Notarzt abgeholt – und ihr Leben lang daran denken.
Auch „nur“ Anwesende haften
Auch jeder Anwesende trägt Verantwortung und haftet, wenn er oder sie beispielsweise einen Freund nicht daran hindert, Spiritus ins Feuer zu gießen. Wer nicht widerspricht, der – so hat das Oberlandesgericht Hamm (Az.: 9 U 129/08) geurteilt – ist gleichermaßen mitschuldig. Wichtiger als die Bestrafung wäre es, wenn die Vernunft siegt. Denn die Opfer werden ihr ganzes Leben daran erinnert, was in Sekunden passiert.
„Wer sich nicht der Brand- und Explosionsgefahr beim Grillen aussetzen will, nimmt harmlose Zündhilfen wie Pasten und Zündwürfel“, erklärt Dr. Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des IFS. Gut geeignet sind auch so genannte „Grillstarter“, ein Stück Rohr aus Stahl mit Griff und einer gelochten Platte im unteren Teil. Darin wird die Kohle mit Papier entzündet. Durch den „Kamineffekt“ glüht diese schnell durch und kann dann auf den Grill geschüttet werden. Ein neuer und ebenfalls sicherer Trend sind elektrische Grillanzünder bspw. in Form einer Heizspirale. Diese wird unter der Kohle oder den Briketts positioniert und so innerhalb weniger Minuten eine rauchfreie Glut erzeugt. Auch eine Kombination von Gebläse und Heizspirale, die in kurzer Entfernung zur Holzkohle gehalten wird, ist eine Methode zum sicheren und schnellen Grillvergnügen.
Auf Nummer sicher beim Grillen
Die Fachleute des Institutes für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer empfehlen:
1. Kinder über die Gefahren aufklären und nicht unbeaufsichtigt lassen!
2. Niemals Brennspiritus oder Benzin benutzten. LEBENSGEFAHR!
3. Feuerfesten Untergrund im Freien als Standort wählen und ein standsicheres Gerät verwenden.
4. Nur mit geeigneten Zündhilfen arbeiten, wie (elektrischen) Anzündern, Zündwürfeln, Pasten oder Grillstartern.
5. Beim Einkauf auf sichere und geprüfte Qualität achten, die in der Regel durch DIN- oder GS-Zeichen dokumentiert wird.
6. Ausreichend Sicherheitsabstand von Feld, Wald und Flur sowie von brennbaren Stoffen einhalten. Und auf die Windrichtung achten, wegen des Funkenfluges.
7. Grillhandschuhe ohne Kunstfasern und lange Grillzangen benutzen.
8. Selbst bei schlechtem Wetter gehört ein Grill nicht unter den Sonnenschirm und schon gar nicht in einen geschlossenen Raum. Rauch ist giftig und lebensgefährlich.
9. Kohle und Briketts nach dem Grillen mit Wasser sorgfältig ablöschen oder drei Tage in einem feuerfesten Behälter auskühlen lassen. Asche ist nicht kompostierbar und gehört in den Restmüll.
Ursachenforschung, Beratung sowie Schulungsmaßnahmen zu den Themen Feuer, Technik und Umwelt sind die Kernaufgaben des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. Die gewonnenen Erkenntnisse aus tausenden von Gutachten werden in der Beratung zu Sanierungen und im Engagement für Schadenverhütungsmaßnahmen weitergegeben und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Das Institut hat inzwischen eine über 130 Jahre alte Tradition und ist neben dem Hauptsitz in Kiel auch in Berlin, Düsseldorf, Hannover, München, Münster, Stuttgart und Wiesbaden vertreten. Die Wurzeln des Instituts gehen in das Jahr 1884 zurück, als die Schleswig-Holsteinische Brandkasse in Kiel eine damals einzigartige Brandverhütungsabteilung gründete. 1952 entstand hieraus schließlich das Kieler Laboratorium für Brandschutztechnik und Brandermittlung, das sich durch seine Forschungsergebnisse bald über die Region hinaus einen Namen machte. Aus diesem Labor ging 1976 das IFS hervor.
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