Der Republikaner Donald Trump macht seinen Getreuen J.D. Vance zum Vizekandidaten für die Präsidentenwahl. Der einstige Trump-Kritiker gilt mittlerweile als enger Verbündeter des früheren US-Präsidenten und ist mit seinen 39 Jahren ein aufstrebender Star in der Republikanischen Partei. Kurz nach der Verkündung der mit Spannung erwarteten Personalie bestätigte der Parteitag in Milwaukee die Nominierung offiziell. Die Delegierten wählten zu Beginn der Großveranstaltung im US-Bundesstaat Wisconsin auch Trump zum Kandidaten für die Präsidentenwahl. Der Schritt galt nach dessen Sieg bei den parteiinternen Vorwahlen als Formalie.
Mit Spannung wird nun Trumps Rede beim Parteitag in der deutschen Nacht zu Freitag erwartet. Auch Vance wird in dieser Woche noch auf der Bühne sprechen – voraussichtlich in der deutschen Nacht zu Donnerstag. Zunächst nahm er beim Parteitag ein Bad in der Menge und wurde euphorisch bejubelt. Einst feierte Vance mit seinen Memoiren «Hillbilly-Elegie» Erfolge. Der Bestseller gibt Einblick in eine Gesellschaftsschicht, die 2016 den Wahlsieg Trumps mit ermöglicht hat. Erst seit 2023 sitzt der 39 Jahre alte Autor für den Bundesstaat Ohio im Senat und gilt als rechter Hardliner. Sollte Trump die Präsidentenwahl im November gewinnen, wäre Vance einer der jüngsten Vizepräsidenten in der US-Geschichte.
Vance war bereits länger im Gespräch
Vance nimmt kein Blatt vor den Mund und teilt gern aus. Nach dem Attentat auf Trump begann er sofort zu hetzen und machte US-Präsident Joe Biden persönlich für die Attacke verantwortlich. Im Senat votierte er im Frühjahr gegen die milliardenschwere Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine.
Zum Parteitag in Milwaukee kam der Senator mit seiner Ehefrau Usha Chilukuri Vance. Die Juristin lernte Vance an der Elite-Universität Yale kennen, sie ist Tochter indischer Einwanderer. Das Paar schüttelte zahlreiche Hände und ließ sich feiern. Die Menge rief «USA, USA, USA». Vance galt schon länger als Favorit für die Position des «Running Mate» – sein Name war jedoch nicht der einzige, der fiel.
Die Zusammenkunft der Republikaner in Milwaukee wird von dem Attentat auf Trump überschattet, bei dem der Republikaner am Wochenende leicht verletzt wurde. Der 78-Jährige reiste trotz der Attacke bereits am Sonntag nach Milwaukee, um an dem Treffen teilzunehmen.
Parteitag ist choreografiertes Spektakel
Bei ihren sogenannten Nominierungsparteitagen bestätigen die Republikaner und Demokraten nach den parteiinternen Vorwahlen ihr Gesamtergebnis auf nationaler Ebene offiziell. Dort reisen rund 2.400 Delegierte aus allen Bundesstaaten an, die an die Vorwahlergebnisse gebunden sind und dementsprechend ihre Stimmen abgeben.
Um die Kandidatur zu gewinnen, musste Trump mindestens 1.215 Delegierte hinter sich vereinen. Diese rechnerische Hürde bei den Vorwahlen hatte Trump bereits im März genommen. Das heißt, der Ausgang der Abstimmungen dort ist in der Regel vorab klar. Das Prozedere bei Parteitag ist deshalb gemeinhin eine durch choreografierte Zeremonie. Die Nominierungsparteitage im US-Wahljahr sind große Wahlkampfspektakel. Auch Trumps Söhne Eric und Don Jr. sowie Tochter Tiffany waren anwesend und wurden bejubelt.
Die Demokraten kommen erst im August in Chicago zusammen. Der 81-jährige Biden sicherte sich bei den Vorwahlen seiner Partei ebenfalls die nötigen Delegiertenstimmen für eine Kandidatur. In seiner Partei tobt aber wegen Bidens hohem Alter gerade eine Debatte über seine Kandidatur. Nur er selbst kann über einen Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur entscheiden. Bisher hält eisern daran fest.
Ausnahmezustand in Milwaukee
Der Parteitag der Republikaner in Milwaukee begann am Montag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. In der Stadt am Westufer des Lake Michigan sind zahlreiche Straßen abgesperrt. Selbst in die Nähe des Veranstaltungsorts im Zentrum der rund eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt kommt man nur nach einer speziellen Sicherheitsüberprüfung. Bereits vor dem Attentat gegen Trump planten die Veranstalter sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen.
Neben den Delegierten sind Tausende weitere Menschen nach Milwaukee gereist – darunter Politiker, Parteimitglieder und Pressevertreter. Teil des Parteitags ist auch die Verabschiedung des Parteiprogramms, es werden Reden zahlreicher hochrangiger Republikaner erwartet. Zum Auftakt der Großveranstaltung riefen Delegierten «Kämpft, kämpft, kämpft!».
Attentat auf Trump überschattet Parteitag
In den vergangenen Tagen haben sich die Ereignisse im ohnehin schon aufgeheizten US-Wahlkampf überschlagen. Diskutierte vor vergangene Woche noch das ganze Land über Bidens mentale Fitness und Eignung als Präsidentschaftskandidat, hat sich seit den tödlichen Schüssen bei einem Wahlkampfauftritt Trumps im Bundesstaat Pennsylvania der Fokus verschoben. Trump inszeniert sich mehr denn je als starker Anführer für das Land, der selbst durch eine bewaffnete Attacke nicht zu stoppen ist. Der Demokrat Biden warnte nach dem Angriff auf seinen Kontrahenten vor weiterer politischer Gewalt und rief die Amerikaner zum Zusammenhalt auf.
Wenige Stunden vor Beginn des Parteitags konnte Trump außerdem einen gewaltigen juristischen Sieg einfahren. In der Affäre um die Mitnahme geheimer Regierungsdokumente stellte die zuständige Richterin Aileen Cannon das Strafverfahren gegen Trump ein. Der juristische Erfolg gibt dem Ex-Präsidenten weiteren Rückenwind im Wahlkampf. Trump warb für Einheit – und forderte als Zeichen dafür, dass auch die anderen Strafverfahren gegen ihn fallen gelassen werden sollten.
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