Kaum hatte Donald Trump mit J.D. Vance seinen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten im Fall eines erneuten Wahlsieges benannt, stürmte Vance` Buch „Hillbilly-Elegie“ aus dem Jahr 2016 erneut die Bestsellerlisten. Darin schildert Trumps neuer “Running Mate” eindringlich seinen Aufstieg aus einer von größter Armut und Hoffnungslosigkeit geprägten Kindheit bis zum erfolgreichen Unternehmer. Auch in Deutschland wurde das Werk zu einem großen Erfolg, und zwar auch jetzt wieder – allerdings nur in der englischen Originalausgabe, da die deutsche Übersetzung nicht mehr verfügbar ist. Denn der Ullstein-Verlag, bei dem das Buch 2017 erschien, hat kein Interesse, weiterhin davon zu profitieren.
Letzte Woche beschloss man, den Lizenzvertrag mit J.D. Vance nicht zu verlängern und keinen Nachdruck des Buches zu liefern. Lieber will der Verlag sich als links-woker Gralshüter inszenieren. Als Grund wurde nämlich genannt, dass Vance sich von einem Kritiker zum Anhänger Trumps gewandelt habe. „Zum Zeitpunkt des Erscheinens, lieferte das Buch einen wertvollen Beitrag zum Verständnis des Auseinanderdriftens der US-Gesellschaft“, teilte Ullstein mit. Vance habe eine authentische Darstellung vom Aufwachsen in der verarmten weißen Arbeiterklasse geboten, zudem habe er sich damals wiederholt von Donald Trump distanziert. „Inzwischen agiert er offiziell an dessen Seite und vertritt eine aggressiv-demagogische, ausgrenzende Politik“, hieß es weiter. Deshalb habe man sich entschieden, den Vertrag mit dem Autor nicht zu erneuern. Dafür springt jedoch der Kleinverlag YES Publishing in die Bresche, der ab Mitte August eine Neuauflage der „Hillbilly-Elegie“ herausgeben wird. „Wir haben das Buch ganz kurzfristig bei der Agentur in Amerika eingekauft, als wir erfahren haben, dass Ullstein die Rechte nicht verlängert hat“, erklärte Oliver Kuhn, der Mitgründer des Verlags. Angesichts der derzeitigen Nachfrage nach der englischen Ausgabe gehe er davon aus, dass auch die deutsche Übersetzung unmittelbar ein Bestseller werde.
Ullstein und “Spiegel” rechtfertigen und feiern Cancel-Culture gegen Vance
Davon ist in der Tat auszugehen. Und der Ullstein-Verlag hat sich mit seiner Entscheidung um seinen guten Ruf gebracht, auch wenn er sich das Gegenteil einbildet. Anstatt deutschen Lesern das Werk erneut in Übersetzung zugänglich zu machen, gefällt man sich in der Rolle als linker Gesinnungswächter und erdreistet sich, den politischen Stab über Autoren zu brechen. Und der „Spiegel“, der die Nachricht zuerst vermeldet hatte, kommentiert das Ganze natürlich voller Sympathie und fast schon mit Kritik, dass Ullstein das Buch überhaupt je herausbrachte. Die Entscheidung des Verlages sei „symptomatisch für den Sinneswandel des liberalen Lagers“. Ab 2016 sei Vance dort „als Erklärer der rätselhaften weißen Unterschicht, als Anti-Trump“ gefeiert worden. Über die Kritik an dem Buch „-die Stereotypen über das Leben in Armut und die Appalachen und seine Polemik gegen den Wohlfahrtsstaat“- sei „weitgehend hinweggesehen“ worden, ebenso über Vance` politische Nähe „zu libertär-reaktionären Figuren wie Peter Thiel“. Acht Jahre nach dem Hype wende sich die Kulturszene „umso entschiedener von ihrem einstigen Helden ab“, so das grimmig triumphierende Fazit.
Ausgerechnet der „Spiegel“, der seinen einst gefeierten Starautor Claas Relotius im März 2017 einen nur aus Lügen bestehenden Text über eine angeblich typische amerikanische Kleinstaat voller Trump-Wähler veröffentlichen ließ, die von vorne bis hinten der Phantasie des Autors entsprungen war, der ganz genau wusste, was seine Redaktion und die „Spiegel“-Leser wollten, empört sich nun mit atemberaubender Heuchelei über die angeblichen „Stereotype über das Leben in Armut und die Appalachen“ in Vance` Schilderung seiner eigenen Kindheit. Damit erweist sich das ehemalige Nachrichtenmagazin wieder einmal als journalistischer Totalausfall und linkes Bevormundungsorgan, das aus dem Relotius-Skandal offensichtlich nicht das Allergeringste gelernt hat. (TPL)
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Author: Kurschatten