(Mynewsdesk) „Personen können nicht so einfach beeinflusst werden, sie lassen sich eher beeinflussen, wenn sie das wollen“, sagt Dr. Lukas Zenk, Soziologe und Wirtschaftsinformatiker an der Donau-Universität Krems und der Technischen Universität Wien. Wie müsste ich also agieren, damit andere von mir lernen wollen? – wäre die entscheidende Frage in einem Networking-Prozess, in dem man Meinungen beeinflussen möchte. Was ist das, was die andere Person interessiert und inwieweit kann ich sie inspirieren?
Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit nur einem Klick erfahren, wen genau Ihre Information interessiert. Dann stellen Sie sich vor, Sie haben eine Liste mit diesen Kontakten vor sich liegen und einen genauen Plan, wann, wie und wieviel Sie von diesen Personen am besten kontaktieren, damit Ihre Botschaft an die richtige Stelle ankommt. Das, was bis vor kurzem als Fiktion erschien, ist heute durchaus möglich.
Viele wissen dies aber laut Statistiken noch nicht: Ganze 70 Prozent der Kommunikatoren in Deutschland suchen ihre potentiellen Influencer willkürlich im Web – und agieren dabei ohne Plan und System. Weitere 70 Prozent der PR-Profis, Journalisten, Redakteure und Medienunternehmen verwalten ihre Kontakte durch Excel-Listen, die nur manuell aktualisiert werden können, dies zeigen die Ergebnisse der Umfrage von Mynewsdesk Deutschland 2014. Fast alle Kommunikationsprofis nutzen immer noch nur die „alten“, klassischen Instrumente, um potentielle Meinungsführer zu erreichen:
Es gibt viele Gründe aus Sicht der befragten Profi-Kommunikatoren, warum der direkte Kontakt zu Meinungsmachern so wichtig ist, zum Beispiel:
„PR sind weiterhin Personal Relations.“
„Eben, weil Sie Meinung machen.“
„Je kürzer die Wege, desto besser die Information.“
„Für die Imagepflege unserer Kunden und für gute Berichterstattung bei den Medien.“
Die Studie zeigt eine gewisse Diskrepanz zwischen den modernen Zielen und veralteten Methoden der Befragten: Einerseits hat man in Zeiten der digitalen Kommunikation veränderte Maßstäbe und zielt auf immer mehr Influencer, andererseits werden noch hauptsächlich die „alten“ Instrumente genutzt.
Die Zukunft des Networking: Kontakte in Beziehungen verwandeln Die wachsende Beliebtheit mobiler Arbeitsstile, die zunehmende Nutzung von IT, und die steigende Bedeutung von Cloud-Diensten bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Networking-Kultur. Für viele Kommunikatoren wird es schwieriger, an jedem geografischen Standort und für jede einzelne Zielgruppe stabile, sichere und effektive Meinungsführer-Kontakte sicherzustellen. Deshalb wird sich das Web-Networking als Hauptinstrument von Kommunikatoren bestätigen. Dabei werden die soziale und die räumliche Nähe eine immer geringere Rolle spielen – im Vergleich zur kognitiven Nähe, auf deren Grundlage sich Menschen nur nach ihren Interessen online gruppieren und zusammen arbeiten werden, so die Prognose des Experten Dr. Lukas Zenk von der Donau-Universität Krems und der Technischen Universität Wien.
Interview mit Dr. Lukas Zenk : Tabea Jost, Mynewsdesk
Literaturverzeichnis:
Bourdieu, Pierre (1992): Die verborgenen Mechanismen der Macht; [Verlag] … Hamburg: 49-79 / Alternativ: Steinrücke, Margareta (Hrsg.): Pierre Bourdieu. Die verborgenen Mechanismen der Macht, Schriften zu Politik & Kultur 1, Hamburg 1997 / Bourdieu (1983): Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, in: Kreckel, Reinhard (Hg.): Soziale Ungleichheit; Göttingen, Soziale Welt Sonderband 2, 183-198
Mynewsdesk Berlin (2014): Umfrage unter PR-Fachleuten 2014. Interner Berichtsband 2014
Beavin H., Janet; Jackson, Don D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Huber, Bern 2000
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