• 15. November 2024

Die ukrainische Staatsführung ruft dazu auf, die beschlossenen Hilfsvereinbarungen mit dem Westen schnellstmöglich in die Tat umzusetzen.

ByJörg

Sep 10, 2024

„Der Kriegsverlauf hängt direkt von der Qualität der Logistik bei den Lieferungen und der Erfüllung aller Versprechen der Partner ab“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Waffen und Gerät müssten rechtzeitig ankommen, um Erfolg zu haben. „Was im September gebraucht wird, muss im September an unsere Truppen geliefert werden.“

Die Ukraine wehrt seit zweieinhalb Jahren mit westlicher Unterstützung eine großangelegte russische Invasion ab. Dabei ist Kiew massiv unter Druck geraten, nachdem die Hilfslieferungen aus den USA durch einen innenpolitischen Streit in Washington monatelang gestockt hatten. Auch weil Waffen und Material fehlten, konnten die ukrainischen Truppen einige wichtige und gut befestigte Frontabschnitte nicht halten. Bis jetzt konnte der Generalstab in Kiew speziell die Lage im Osten nicht vollständig stabilisieren.

Schwere Kämpfe im Gebiet Donezk halten an

So sind russische Truppen inzwischen bis auf wenige Kilometer an die Stadt Pokrowsk herangerückt. In dem Gebiet habe es erneut schwere Kämpfe gegeben, teilte der Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit. Die Angreifer hielten den Druck auf die ukrainischen Stellungen aufrecht, hieß es.

Pokrowsk sei für die russischen Streitkräfte ein wichtiges Teilziel, erklärte der Kommandeur der dritten Sturmbrigade der ukrainischen Armee, Maxym Schorin. Die Einnahme der Stadt würde den Russen mehrere Wege eröffnen. Sie könnten dann versuchen, Richtung Westen weiter vorzustoßen, um bis an die Gebietsgrenze von Donezk oder sogar ins benachbarte Dnipropetrowsk zu gelangen, oder nach Süden einschwenken, um dort weiter Gelände zu gewinnen, sagte Schorin der Nachrichtenagentur Unian.

Nach Angaben des unabhängigen Militäranalysten Jan Matwejew sind die russischen Soldaten zuletzt im Raum Pokrowsk aber kaum noch vorangekommen. Auch weil ein Teil der Kräfte schon zuvor Richtung Süden abgebogen sei – in Richtung Kurachowe. Dort meldete der Generalstab in seinem Lagebericht ebenfalls schwere Kämpfe.

Raketenlieferungen: Kiew bestellt iranischen Gesandten ein

Die materielle Überlegenheit an der Front verdankt Russland Berichten zufolge nicht nur der hochgefahrenen eigenen Rüstungsindustrie, sondern auch Lieferungen von Verbündeten wie dem Iran. Wegen der angeblichen Lieferung ballistischer Raketen an Russland bestellte das ukrainische Außenministerium nun den iranischen Gesandten ein. Diesem sei in „harter Form“ eine Warnung an die iranische Staatsführung übermittelt worden, teilte das Ministerium in Kiew mit. Sollten sich die Berichte bestätigen, werde das „verheerende und nicht wiedergutzumachende Folgen“ für die bilateralen Beziehungen haben.

Zuvor hatten US-amerikanische Zeitungen unter Berufung auf Quellen in Washington berichtet, dass Teheran ballistische Kurzstreckenraketen an Russland geliefert habe. Moskau greift Ziele in der Ukraine bereits seit Herbst 2022 regelmäßig mit Kampfdrohnen iranischer Bauart an. Teheran streitet Waffenlieferungen jedoch immer wieder ab.

Lawrow: Westen will nicht ehrlich verhandeln

Russland warf den Unterstützern der Ukraine Unehrlichkeit vor. „Der Westen will nicht ehrlich verhandeln“, sagte Außenminister Sergej Lawrow nach einem Treffen mit arabischen Kollegen des Golfkooperationsrats in Riad. Westliche Staatschefs klammerten sich an die für Moskau unannehmbare Initiative des ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Das bedeute, dass der Westen weiterhin alles tue, um Russland eine strategische Niederlage auf dem Schlachtfeld zuzufügen. Die Initiative Selenskyjs sieht als eine Forderung den Abzug russischer Truppen von ukrainischem Gebiet vor.

Lawrow ging in seiner Kritik auch auf einen Vorstoß von Bundeskanzler Olaf Scholz ein. Nach dessen Worten über die Notwendigkeit einer diplomatischen Lösung gebe es in der deutschen Presse Andeutungen darüber, dass eine Lösung die russischen Eroberungen berücksichtigen müsse. Es gehe aber nicht um Territorien, behauptete Lawrow. „Wir haben niemals fremden Boden gewollt, wir wollten nur, dass man den Menschen, die Teil der russischen Welt, der russischen Kultur, russischen Sprache, Geschichte, Religion sind, human begegnet, wie dies das internationale Recht, viele Menschenrechts- und Minderheitskonventionen und vor allem die Satzung der Vereinten Nationen fordert“, sagte der Minister.

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