Angesichts eines bald erwarteten iranischen Angriffs hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der Führung in Teheran und ihren Verbündeten mit schweren Konsequenzen gedroht. «Ich bekräftige und sage unseren Feinden: Wir werden reagieren und einen hohen Preis auferlegen», sagte der konservative Politiker. Israel sei auf jede Entwicklung vorbereitet.
Nach der gezielten Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija in Teheran hat der Iran, der Israel das Existenzrecht abspricht, mit massiver Vergeltung gedroht. Daran würden sich auch die mit dem Iran verbündeten Milizen in der Region beteiligen, sagte der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), General Hussein Salami, am Samstag. «Das kriminelle und terroristische zionistische Regime (Israel) und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen», schrieb er auf dem Webportal der Revolutionsgarden.
Zu den mit dem Iran verbündeten Stellvertretergruppen, die sich an einer Aggression gegen Israel beteiligen würden, zählen die schiitische Hisbollah im Libanon, die Huthi im Jemen sowie Iran-treue Milizen im Irak und in Syrien. Sein Land befinde sich in einem «Vielfrontenkrieg gegen Irans Achse des Bösen», sagte Netanjahu.
Furcht vor unabsehbaren Folgen
Das Szenario eines möglichen regionalen Flächenbrands zeichnet sich ab, seitdem zwei hochrangige Feinde Israels Opfer tödlicher Anschläge wurden. In der Nacht zum Mittwoch tötete eine Explosion im Zimmer eines Gästehauses der Regierung in Teheran den Hamas-Auslandschef Hanija. Wenige Stunden zuvor hatte ein Luftangriff den ranghohen Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut getötet. Den Angriff auf Schukr reklamierte Israel für sich, zum Anschlag auf Hanija äußerte es sich bislang nicht offiziell. Der Iran und die Hamas machen den jüdischen Staat für dessen gezielte Tötung verantwortlich.
Es wird befürchtet, dass die möglicherweise bevorstehende harte Konfrontation zwischen Israel und seinen Erzfeinden mit unabsehbaren Konsequenzen einhergehen könnte. Solche hatten bereits nach dem 14. April gedroht, als die iranischen Revolutionsgarden beim ersten direkten Angriff von iranischem Boden aus Hunderte Drohnen und Raketen auf Israel abfeuerten. Die meisten der Geschosse konnte Israel damals aus eigener Kraft und mithilfe der USA und anderer Verbündeter abfangen. Israels Gegenschlag fiel relativ klein aus.
Der damaligen Attacke des Irans war ein Israel zugeschriebener Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus vorausgegangen, bei dem zwei iranische Generäle getötet worden waren.
Unklar bleibt, wann der angedrohte Vergeltungsschlag erfolgen könnte. In den Erklärungen Teherans und der Hisbollah ist immer wieder von den «nächsten Tagen» die Rede. Israel kann mit der Unterstützung der USA und anderer Verbündeter rechnen. Der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid schrieb auf dem Portal «axios.com», dass der Iran bereits ab Montag angreifen könnte. Ravid stützte sich auf die Einschätzungen von drei amerikanischen und israelischen Regierungsbeamten.
Irans Währung kämpft mit Wertverlust
Die iranische Landeswährung Rial ist nach den jüngsten Spannungen mit Israel und infolge der gestiegenen Kriegsgefahr erneut abgestürzt. Nach dem tödlichen Anschlag auf Hanija auf iranischem Boden und den Rachedrohungen Teherans gegen Israel stieg der Euro-Kurs in den Wechselstuben auf über 670.000 Rial. Damit verlor die iranische Währung gegenüber dem Euro binnen weniger Tage fast 15 Prozent an Wert. Finanzexperten zufolge würde der Euro- und Dollarkurs bei einem militärischen Konflikt zwischen den beiden Erzfeinden noch weiter steigen. Ihrer Einschätzung nach würde ein längerfristiger Krieg gar zu einem Finanzchaos im Land führen.
Messerattacke mit zwei Toten im Großraum Tel Aviv
Ein Palästinenser aus dem Westjordanland tötete in Israel zwei Menschen mit einem Messer. Zwei weitere verletzt er. Eine Frau sei bei dem Angriff auf offener Straße in der Stadt Holon im Großraum von Tel Aviv noch am Tatort gestorben, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom auf X mit. Ein zweites Opfer, ein Mann über 70, sei kurz darauf im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen, berichtete die Zeitung «Times of Israel». Der Täter wurde nach Polizeiangaben erschossen. Der Angreifer, ein 34-jähriger Mann aus dem Ort Salfit im israelisch besetzten Westjordanland, habe sich illegal in Israel aufgehalten. Der israelische Grenzzaun zum Westjordanland weist Lücken auf, durch die Palästinenser immer wieder ohne Kontrolle nach Israel gelangen.
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