Nachdem die Bank of Japan (BoJ) im März die Negativzinspolitik beendet hatte, erhöhte sie am Mittwoch den Leitzins erneut, wie die Währungshüter in Tokio bekannt gaben. Zudem veröffentlichte die Zentralbank Pläne zur Halbierung ihrer Anleihekäufe. Die anderen großen Notenbanken hatten bereits vor einigen Jahren damit begonnen, ihre Geldpolitik zu straffen. Inzwischen sind sie wieder auf Lockerungskurs.
Die japanische Notenbank erhöhte den kurzfristigen Leitzins von einer Spanne von null bis 0,1 Prozent auf 0,25 Prozent. Die Entscheidung überraschte Analysten; sie hatten im Schnitt mit einer Beibehaltung dieser Bandbreite gerechnet.
Die Währungshüter teilten zudem mit, dass sie ihre monatlichen Anleihekäufe bis zum ersten Quartal 2026 auf etwa 3 Billionen Yen (18,4 Milliarden Euro) reduzieren wollen. Das jüngste Tempo der Käufe war etwa doppelt so hoch. Damit wird dem Finanzsystem weniger Liquidität zugeführt, was den Effekt der Zinserhöhungen verstärkt.
An den Finanzmärkten reagierten der Yen und die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen nicht nachhaltig auf die geldpolitischen Entscheidungen. Am Aktienmarkt waren Bankentitel gefragt; sie profitierten von der Aussicht auf höhere Erträge im Zuge der gestiegenen Zinsen.
Dass die japanischen Währungshüter bei der Normalisierung der Geldpolitik hinterherhinken, hat historische Gründe. Das Land litt viele Jahre unter einer schwachen Teuerung mit deflationären Tendenzen, was die Wirtschaft lange belastet hatte. Deflation ist das Gegenteil von Inflation und bedeutet abnehmende Preise. Das kann zu Konsum- und Investitionszurückhaltung führen und eine wirtschaftliche Abwärtsspirale mit sich bringen.
„Die Zinserhöhungen der BoJ kommen in einer Zeit, wo andere große Zentralbanken in die entgegengesetzte Richtung marschieren“, schrieb Volkswirt Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. So hat die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen bereits gesenkt. Die US-Notenbank dürfte auf ihrer Sitzung am Abend ebenfalls eine Zinswende kommunikativ vorbereiten; der Experte erwartet eine erste Zinssenkung im September. Und schließlich stünden auch bei der Bank von England Zinssenkungen an.
Die absehbar zusammenlaufende Zinsdifferenz ist Weidensteiner zufolge auch eine Stütze für den Yen. Die starke Abwertung sei wohl aus Sicht von Finanzministerium und Notenbank offenbar zu weit gelaufen gewesen; eine Stabilisierung des Yen ist eine durchaus gewünschte Nebenwirkung der geldpolitischen Anpassung. So hatte der Yen bereits zuletzt in Erwartung einer tendenziell etwas strafferen Geldpolitik zum US-Dollar zugelegt. Aktuell bekommt man für einen Dollar knapp 153 Yen, Anfang Juli waren es noch fast 162 Yen.
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