Memmingen (ots)
Die deutsche Transformation der Energiewende gleicht einem Drehbuch für Wohlstandsvernichtung, und diese hat mittlerweile selbstzerstörerische Kräfte angenommen. Die Bundesregierung gibt buchstäblich „Gas“ bei der Deindustrialisierung.
Nicht nur die Stromkosten steigen in der Gesamtkalkulation rasant an, nun auch die Gaskosten.
Am 15.10. veröffentlichten die Netzbetreiber die voraussichtlichen (noch unverbindlichen) Netzentgelte für 2025.
Erdgas wird zum Auslaufmodell: 2045 ist „Feierabend“
Die massiven Preissteigerungen sind darauf zurückzuführen, dass die Regierung Erdgas als Auslaufmodell erklärt und den Ausstieg für 2045 vorgezogen hat.
Die Gasnetzbetreiber dürfen deshalb ihre Netze und die damit verbunden Kosten schneller abschreiben („#KANU 2.0“). Zudem wird die Anzahl der Gasverbraucher auf Grund der Wärmewende und Umstellung auf Wärmepumpen weniger. Die Kosten werden daher auf die verbleibenden Nutzer umgelegt.
Somit kommt wohl der Beschleuniger für den Ausstieg aus dem Gasgeschäft schon ab 2025 über die NNE und nicht erst 2027 mit dem freien Handel für die CO2-Zertifikate, welche die Preise nochmals gravierend ansteigen lassen wird. Bereits ab 01.01.25 steigen die CO2-Zertifikate (Festpreis von 40 auf 55 EUR/t CO2). Dadurch werden sich die Nebenkosten im Gas Bezug von aktuell 0,8 auf 1 ct/kWh ab 01.01.25 erhöhen.
Die geplante Änderung der Gasspeicherumlage (aktuell EUR 2,50/MWh – 0,25 ct/kwh) wird zu einer zusätzlichen Steigerung der Kosten um ca. 0,3 ct/kWh führen, da ab 2025 ausländische Gasimporteure keine Kosten diesbezüglich tragen müssen.
Erneutes Abschalten, bevor Alternativen verfügbar sind
Bisher liegen die Ergebnisse der Wärmeplanungen noch nicht vor. Dennoch begeht die Regierung erneut den Fehler, ein funktionierendes System „abzuschalten“ bzw. „abzuschreiben“ und in der öffentlichen Wahrnehmung für überholt zu erklären, bevor eine neue Technologie in Sicht bzw. gesichert verfügbar ist. Sie folgt damit einer 500 Jahre alten Taktik des Konquistadors Cortes, die eigenen Schiffe zu verbrennen, um jeden Rückweg zu verbauen. Somit verblieb nur Sieg oder Untergang. Das ist nicht nur fahrlässig und unverantwortlich, sondern wird auch der Daseinsvorsorge nicht mehr gerecht.
Kraftwerkstrategie
Weiterhin ist fraglich, wie der eingeschlagene Weg zur im Februar 2024 verabschiedeten Kraftwerkstrategie passen soll. Nach Wunsch der Bundesregierung sollen Gaskraftwerke künftig das Rückgrat der Energieversorgung darstellen, wenn die regenerativ verfügbare Leistung den Bedarf nicht decken kann. Diese sollen im späteren Verlauf auf Wasserstoff umgerüstet werden. Nach Kenntnis des IZW ist aktuell keines der 10 ab 2030 für den Betrieb vorgesehenen Gaskraftwerke derzeit im Bau. Branchenexperten des IZWs halten nicht nur die vorgesehene, zusätzliche Kraftwerksleistung für viel zu gering, auch ist die Umsetzung bis 2030 allein technisch und regulatorisch bereits heute nahezu unmöglich.
„Die von der Bundesregierung veranschlagten, ab 2030 notwendigen, zusätzlichen Kraftwerkskapazitäten von etwa 20 GW stehen im völligen Widerspruch zur Realität. Die Bundesregierung nimmt hierbei Verfügbarkeitsszenarien von EE-Leistung und Speicherkapazitäten an, für die es derzeit überhaupt keine Basis gibt. Deutschland hat im Rahmen der ENTSO-E Verpflichtungen, denen der Staat diskussionslos nachzukommen hat. Im Dezember 2023 untersagte die BNetzA der Bundesregierung die vorgezogene Abschaltung von Kohlekraftwerken im Jahr 2030. Dies zeigt: Nicht einmal die eigene Aufsichtsbehörde vertraut den Regierungsplänen.“, so Daniel Bleich, Energiesystemingenieur und Mitglied des Expertengremiums des IZWs.
Wasserstoff
Für die vorgesehene Umrüstung auf Wasserstoff müssten erhebliche Versorgungs- und Transportkapazitäten geschafft werden.
„Grüner Wasserstoff“ muss jedoch als Chimäre oder Märchen tituliert werden. Bislang ist nicht geklärt, wo ausreichende Mengen herkommen sollen, noch ist es klar, bis wann ein flächendeckendes Netz dafür zur Verfügung steht. Die Bezahlbarkeit des Champagners der Energiewende ist mit aktuell sehr hohen Grenzkosten ebenfalls nicht gegeben. Eine Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie wird auch hiermit nicht zu erwarten sein, ganz im Gegenteil.
Bei aktuellen Grenzkosten des „grünen“ Wasserstoffes von über 200 Euro/MWh (EEX Green HYDRIX; https://www.eex-transparency.com/hydrogen/germany) im Vergleich zu den „reinen“ Gasbezugspreisen (EEX NATURAL GAS CAL 2025: 40 Euro/MWh; jeweils ohne Netz, Abgaben und Steuern) kann dieser ohne staatliche Eingriffe keine Alternative darstellen!
„Die Wasserstoffträume sind Schäume, deren Seifenblasen nun nach und nach platzen und viele weitere Milliarden an Steuergeldern verschwenden“, so Andrea Thoma-Böck, Präsidentin und Initiatorin der IZW – Initiative Zukunft Wirtschaft Deutschland e.V.
Die grüne Wasserstoffherstellung in Deutschland bleibt langfristig eine Utopie, schließlich ist der für die Produktion erforderliche 24/7 fossilfreie Strom ebenfalls nicht absehbar. Auch auf erhoffte Importe muss Deutschland noch länger warten. Norwegen hat lt. Mitteilung vom 21.09.24 die Exportpläne für das Wasserstoffprojekt in einem frühen Stadium abgebrochen. Die Pläne hätten sich als „nicht realisierbar“ erwiesen. Dänemark verschiebt die Pläne einer Wasserstoff-Pipeline von 2028 auf 2031.
Das völlig planlose Vorgehen führt dazu, dass der energiepolitische Scherbenhaufen immer größer wird.
Für die Wirtschaft ist dies ein verheerendes Signal, denn wettbewerbsfähige Preise sowie Planungs- und Versorgungssicherheit sind die Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Wirtschaften. Diese sind nicht mehr gegeben.
Das Vertrauen in die Politik ist tief erschüttert. Tragisch sind die bereits vielen zu beklagenden „Opfer“, die Zahl der Insolvenzen, Geschäftsaufgaben und Firmenverlagerungen steigen täglich.
Der eingeschlagene Weg führt derzeit dazu, dass Deutschland in ein Industriemuseum transformiert wird. Bleiben werden grüne Investitionsruinen.
Es ist ein einziges Experiment, welches zu einer massiven Wohlstandsvernichtung führt.
Pressekontakt:
Andrea Thoma-Böck
Präsidentin der IZW – Initiative Zukunft Wirtschaft Deutschland e.V.
In der neuen Welt 8
87700 Memmingen
[email protected]
www.zukunft-wirtschaft.de
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