„Die leichte Erholung ist vor allem eine Folge der großen Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB)“, sagte Krämer am Freitag in Frankfurt. Für das Jahr 2025 prognostiziere die Commerzbank ein Wachstum von 0,2 Prozent – nach einer Schrumpfung von 0,2 Prozent in diesem Jahr. Im Jahr 2026 sollte das Bruttoinlandsprodukt dann deutlicher um 1,0 Prozent zulegen.
Die Commerzbank-Ökonomen sind damit noch pessimistischer als andere Institutionen. So hat der Sachverständigenrat (Wirtschaftsweise) zuletzt ein Wachstum von 0,4 Prozent für das kommende Jahr prognostiziert.
„Die seit dem Frühjahr 2024 fallenden Frühindikatoren deuten für Deutschland auf ein schwieriges Winterhalbjahr, in dem das deutsche Bruttoinlandsprodukt bestenfalls stagniert“, sagte Krämer. „Die lockerere Geldpolitik spricht jedoch für eine gewisse wirtschaftliche Aufwärtsbewegung ab dem Frühjahr.“ Krämer erwartet, dass die EZB den entscheidenden Einlagensatz von derzeit 3,25 Prozent bis Mitte 2025 wohl auf 2,0 Prozent reduziert. „Zudem ist die Talsohle beim privaten Verbrauch durchschritten.“
Eine durchgreifende Erholung sei in Deutschland aber nicht zu erwarten. „Wegen der seit den Merkel-Jahren erodierenden Standortqualität halten sich viele Unternehmen desillusioniert mit Investitionen in Deutschland zurück“, sagte Krämer. Die nächste Bundesregierung brauche ein „gemeinsames Grundverständnis von Wirtschaftspolitik“, um die nötigen Reformen anzugehen. Belastet werde die Konjunktur auch durch die nachlassende Nachfrage aus China.
Ein Unsicherheitsfaktor ist laut Krämer auch die Zollpolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Diese könnte die bereits angeschlagene deutsche Automobilindustrie zusätzlich belasten. Am stärksten würden die Zölle sich jedoch auf die USA auswirken. „Die zuletzt gesunkene Inflation dürfte von Mitte 2025 bis Mitte 2026 um rund einen Prozentpunkt zulegen, wenn Trump zumindest die Hälfte seiner Zollpläne in die Realität umsetzen wird“, sagte Krämer.
Die US-Notenbank werde die Leitzinsen zwar zunächst weiter senken. Wegen der gestiegenen Inflationsrisiken dürfe sie ihre Zinssenkungen Mitte 2025 aber beenden. Zinserhöhungen seien jedoch nicht zu erwarten. „Schließlich wird Donald Trump die Fed öffentlich unter Druck setzen, seine Politik durch niedrige Zinsen zu unterstützen“, sagte Krämer. „Man sollte nicht annehmen, dass das die US-Notenbank davon gänzlich unbeeindruckt lässt.“ Die Inflation dürfte daher in den USA langfristig nicht zum Zielwer von 2,0 Prozent zurückgehen.
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