Eine Nachlese mit Hilfe des Marken Monitors von durch-die-markenbrille.de und pressrelations
Boris Johnson versteht es, wie kaum ein anderer europäischer Politiker, die Emotionen der Öffentlichkeit zu bewegen. Auch deutsche Online-Medien vermitteln starke Emotionen zu Johnson. Im letzten halben Jahr prägten sie so eine starke Markenpersönlichkeit, die fast alle Wählergruppen auch in Deutschland erreicht (durch-die-markenbrille.de berichtete).
Aktuell fällt auf, dass sich die negative Berichterstattung zu Johnsons Dominanz immer mehr in eine positive Richtung entwickelt. Wird so das Bild eines neuen, starken Führers für das freie Europa geprägt?
In der Woche vor der Wahl zeichneten die deutschen Online Medien vor allem ein stimulierendes Bild von Boris Johnson. Dies schwenkte in der Wahlwoche auf Dominanz. Am Tag der Wahl wurde die Dominanz Johnsons noch stark negativ bewertet. Am Tag der Wahl und am Tag danach wurde diese Dominanz positiver eingeschätzt.
1.Die Woche vor der Wahl:
Stimulierende Berichterstattung der deutschen Online-Medien Für junge Wähler:
In der Woche vor der Wahl vermittelten die deutschen Online-Medien vor allem stimulierende Emotionen zu Johnson. Diese wird aber negativ bewertet: Verhältnis negative zu positive Aussagen – 46 (- 46/1). Mit Stimulanz erreicht man insbesondere Jugendliche. Stimulanz kommt in der deutschen Politik praktisch nicht vor. Deswegen auch die Durchschlagskraft des Influencers Rezo, der Inhalte über die CDU durchaus stimulierend vermittelte.
Erst an dritte Stelle rangierte in der Woche vor der Wahl die Dominanz Johnsons. Über diese wurde aber nur negativ (25 Äußerungen) oder neutral (23 Äußerungen) berichtet. Es gibt keine positiven Äußerungen zu seiner Dominanz.
2.Die Woche der Wahl:
Dominanz und Balance für Rechte, Konservative und Liberale
In der Woche der Wahl vermittelten die deutschen Online-Medien im Zusammen-hang mit Johnson vor allem Dominanz (536 Aussagen). In Richtung Dominanz kom-muniziert vor allem CSU in Deutschland (Mia san Mia), derzeit früher auch mal die FDP (Besserverdiener) und natürlich die AFD. Interessant: Die Tonalität zum Thema Dominanz war negativ (-147/14) = -10,5.
Mit dem Thema Balance, das in der Wahlwoche an zweiter Stelle steht, erreichten die Onlinemedien die klassischen konservativen CDU und CSU-Wähler.
3.Der Tag der Wahl:
Johnsons Dominanz wird noch negativer bewertet
Am Tag der Wahl bleibt Johnsons Dominanz das stärkste emotionale Motiv. Sie wird mit 49 negativen Aussagen und nur zwei positiven sogar noch negativer vermittelt, als in den Wochen zuvor: -24,5 (-49/2).
4.Der Tag nach der Wahl:
Johnsons Dominanz wird plötzlich positiver bewertet
Am Tag nach der Wahl berichten die deutschen Online-Medien erheblich weniger negativ über Johnsons Dominanz: Verhältnis negative zu positive Stimmen – 4,9 (54/11).
Insgesamt ergibt sich also folgender Zeitverlauf für die Darstellung von Johnsons Dominanz:
Tonalität der Äußerungen zur Dominanz
Woche vor der Wahl-25
Woche der Wahl-10,5
Tag der Wahl-24,5
Tag nach der Wahl-4,9
Die spannende Frage für die nächsten Wochen und Monate lautet: Setzt sich der Trend fort? Kommen die deutschen Online-Medien in den kommenden Wochen und Monaten zu einer positiven Bewertung von Johnsons Dominanz? Oder schlägt das Pendel wieder zurück und bleibt Dominanz in den Augen der deutschen Online-Öffentlichkeit eine negative Emotion?
Wir sind gespannt! durch-die-markenbrille.de wir die Emotionen in der Berichterstattung und deren Bewertung weiter analysieren.
Begriffserklärung
Wahlen werden über Emotionen entschieden. Das Schafshirn, auch limbisches System des Menschen kennt drei Grundemotionen, die ausschlaggebend für Entscheidungen sind: Balance, Stimulanz und Dominanz. Balance steht für Sicherheit und Stabilität. Dominanz steht für Durchsetzungskraft und Machtstreben. Bei Stimulanz geht es um neue Reize, das Aus-brechen aus dem Gewohnten, um Abwechslung und Andersartigkeit. Die Grundmotive stehen beim Wähler in ständiger Konkurrenz zueinander und widersprechen sich zuweilen logisch. Wer viele Grundemotionen gleichzeitig anspricht, macht nachhaltig Eindruck – so wie Boris Johnson.
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