Das autonome Fahren gilt seit Jahren als eine der spannendsten Entwicklungen der Automobilbranche. In der Theorie verspricht es weniger Unfälle, effizientere Nutzung von Verkehrsinfrastrukturen und ein bequemeres Fahrerlebnis. Doch trotz der technologischen Fortschritte scheint die deutsche Automobilbranche aktuell in einer Krise zu stecken. Hersteller kämpfen mit stagnierenden Märkten, neuen Konkurrenzkräften und einem grundlegenden Wandel hin zur Elektromobilität.
Autonomes Fahren: Stufen der Entwicklung
Automatisierung prägt bereits viele Bereiche des Alltags. In den Haushalten finden sich immer häufiger smarte Küchengeräte, die eigenständig den Kochprozess steuern, oder intelligente Thermostate, die die Raumtemperatur je nach Wetterlage und persönlichen Vorlieben anpassen.
Auch in der Unterhaltung sind Prozesse zunehmend automatisiert: Gaming-Plattformen bieten Echtzeit-Updates und passen Inhalte an die Vorlieben der Nutzer an. In Casinos mit Autoplay bei B2C werden die Spins automatisch angestoßen und der Spieler schaut den sich drehenden Walzen bloß noch zu. Bei Streaming-Diensten bekommt man automatisch Filme und Serien basierend auf den Sehgewohnheiten vorgeschlagen. Die Automatisierung hat unser tägliches Leben in fast allen Bereichen verändert, und das autonome Fahren ist nur eine logische Erweiterung dieser Entwicklung.
Das autonome Fahren wird in fünf Level unterteilt. Aktuell befinden sich deutsche Hersteller hauptsächlich auf Level 2 und 3, das sogenannte “teilautomatisierte” und “hochautomatisierte” Fahren. Fahrzeuge können auf Autobahnen bereits autonom bremsen, beschleunigen und die Spur halten, doch der Fahrer muss jederzeit bereit sein, einzugreifen. Level 4, das vollautomatisierte Fahren, ist das nächste Ziel: Fahrzeuge könnten dann in bestimmten Situationen komplett ohne menschliches Eingreifen agieren. Erst ab Level 5, dem autonomen Fahren, wäre der Fahrer nur noch Passagier im eigenen Auto. Hierbei könnte das Fahrzeug sogar ohne Insassen auf den Straßen unterwegs sein.
Autonome Fahrzeuge sind längst keine Zukunftsmusik mehr – weltweit gibt es bereits zahlreiche Prototypen, die autonomes Fahren in der Praxis testen. Unternehmen wie Waymo und Cruise in den USA haben erste kommerzielle Robotaxi-Dienste gestartet, bei denen Fahrzeuge völlig ohne Fahrer agieren. Tesla bietet mit seinem “Autopilot”-System und dem “Full-Self-Driving”-Paket teilautonome Funktionen, die auf dem Weg zum vollautonomen Fahren stehen.
Auch deutsche Hersteller wie Mercedes-Benz und BMW haben große Fortschritte gemacht: Mercedes erhielt als erster Hersteller schon längst die Genehmigung für ein Level-3-System, das in bestimmten Situationen eigenständig fährt. Zudem arbeiten auch Volkswagen und internationale Akteure wie Baidu in China an autonomen Prototypen. Besonders im Bereich der autonomen Lastkraftwagen zeigt sich, dass diese Technologie zunehmend für den Güterverkehr getestet wird. Trotz der Erfolge stehen viele Prototypen noch vor Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Sicherheit und gesetzliche Regelungen, bevor sie flächendeckend eingesetzt werden können.
Entwicklung autonomer Fahrsysteme
Deutsche Autobauer wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz haben in den letzten Jahren massiv in die Entwicklung autonomer Fahrsysteme investiert. Doch die Fortschritte verlaufen langsamer als erhofft. BMW und Mercedes-Benz haben Projekte für hochautomatisierte Fahrtechnologien gestartet, fokussieren sich jedoch weiterhin auf den Ausbau von Assistenzsystemen (Level 2 und 3), da die technologischen und regulatorischen Hürden für vollautonome Fahrzeuge (Level 4 und 5) nach wie vor hoch sind.
Trotz der enormen Investitionen steckt die Branche derzeit in einer schweren Krise. Der Übergang zur Elektromobilität läuft schleppend, die Nachfrage nach Elektroautos schwächelt, und die Produktionszahlen gehen zurück. Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt brachen die Neuzulassungen von Elektroautos im August 2024 um 69 % im Vergleich zum Vorjahr ein.
Das autonome Fahren bietet enorme Potenziale, doch der Weg dorthin ist für die deutsche Automobilindustrie lang und steinig. Während Unternehmen wie Tesla oder chinesische Hersteller bereits große Fortschritte erzielt haben, kämpfen deutsche Autobauer mit strukturellen und technologischen Herausforderungen. Die anhaltende Krise in der Branche, getrieben durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge, den internationalen Konkurrenzdruck und hohe Kosten, dämpft den Optimismus vieler Experten. Dennoch bleibt das autonome Fahren ein zentrales Zukunftsthema, und die deutsche Automobilindustrie wird sich weiter anstrengen müssen, um in diesem Bereich nicht den Anschluss zu verlieren.
Fazit
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die deutschen Hersteller ihre ambitionierten Ziele erreichen und wie sie die Krise bewältigen können. Klar ist: Autonomes Fahren ist ein entscheidender Schlüssel für die Mobilität von morgen, und die Innovationskraft der Branche wird maßgeblich darüber entscheiden, wie gut Deutschland in diesem Rennen abschneidet.
Zur Quelle wechseln
Author: Karl Kleinkrämer
Journalistenwatch