• 19. September 2024

AfD Brandenburg mit Hass-Fun-Video gegen Migranten: Die Regierung als Gegner vergessen?

ByJörg

Aug 30, 2024

„Papa, erzähl mir nochmal von damals, als ihr Deutschland gerade noch retten konntet“, fragt das Mädchen auf der Veranda sitzend den Vater, der antwortet: „Hm, alles begann mit der großen Remigration.“

So stumpf beginnt ein „Spaßvideo“ der „Jungen Alternative“ (JA), der Jugendorganisation der AfD in Brandenburg, zum Thema Massenabschiebungen. Der Himmel voller Flugzeuge mit traurig aus dem Fenster blickenden Migranten, dazu hämisch freudig in Champagnerlaune im Gang tanzende dralle blonde Stewardessen in – natürlich – einem AfD-blauen Dress.

Wer einmal austesten möchte, wo seine persönliche rote Linie verläuft, der kann damit bei diesem Produkt der AfD-Jugend mit Remigrationsanleihen bei der Identitären Bewegung durchaus erfolgreich sein. Dann jedenfalls, wenn sein Kompass noch stimmt und er in Sachen „westliche Werte“ noch halbwegs feinjustiert tickt.

Was ist eigentlich so schwer daran, den Gegner dort festzumachen, wo er seine antideutsche Politik verbreitet? Im Kanzleramt, auf der Regierungsbank und im Bundestag?

Recht und Gesetz, das Grundgesetz und unsere europäischen Werte müssen immer erster und höchster Maßstab unseres Handelns bleiben. Peinliche Schmähvideos sind mehr als nur die Vorboten einer schlimmen Verrohung, welche die Produzenten dieser Videos übrigens nebenbei selbst zu Opfern macht. Hetze kann niemals Hetze bekämpfen!

Die Webeseite zur Verbreitung des Videos heißt dann passenderweise www.deutschlandretter24.fun und soll wohl inhaltlich die Fortsetzung dieses Sylter Döp-Döp-Videos sein.

Die grinsend-tumben blonden Partygesichter der Darsteller (KI?) entsprechen der Vorstellung von Deutschdumpfbacken auf LSD. Es geht ja kaum unsympathischer.

„Heute fliegen alle nach Hause, es hat sich hier keiner benommen“, ist dann auch textlich ziemlich benommen. Hauptdarsteller wie Big-Jim-Figuren im Reifenstahl-Chic oder amerikanische Tankwarte aus einer Coca-Cola-Welt der 1960er Jahre.

„Ich hab‘ das Gefühl, das wird hier heut‘ ein Riesending, das ist die Abschiebeparty“, heißt es weiter. Was macht hier den Unterschied? Es gibt offenbar zwei Arten, auf die Massenzuwanderung zu reagieren: Entweder man kritisiert und bekämpft die Politik, welche diese Massenzuwanderung befördert oder man wendet sich mit dem imaginären verbalen Knüppel – oder gar dem echten – gegen die einzelnen Migranten, die man im Rahmen einer großen Partysause abschieben will.

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Die Abschiebeparty als ein Baseballschläger-Ersatz und das zwei Tage vor den Wahlen – es geht ja kaum idiotischer, zumindest aus der Perspektive der AfD.

Dieses AfD-Talent, die errungenen Erfolge immer wieder zu zerschlagen, ist beeindruckend. Mal davon ab, dass es so entsetzlich stumpf und anbiedernd agiert. Großspurig einfach mal auf der Zielgeraden zeigen, wer man ist.

Wirklich, wer keine Feinde mehr hat, der findet sie in den eigenen Reihen. Der Verfassungsschutz braucht hier keine Provokateure installieren, die AfD besorgt es sich mal wieder selbst.

Alles an diesem Schämprodukt widerspricht unseren westlichen und den spezifisch deutschen Werten. „Die AfD-Taliban aus Brandenburg“, hätte man als Absender darunter schreiben können. Aber im Impressum dieser auf jung getrimmten Maximilian-Krah-Welt steht nur Folgendes:

„Verantwortlich ist die „Junge Alternative Brandenburg, vertreten durch den Landesvorstand, dieser vertreten durch die Landesvorsitzenden: Anna Leisten und Franz Dusatko.“

„Diese Nacht ist Deutschlands Nacht, die Remigration geht los, lass die Bässe richtig pumpen bis in jeden Zeckenclub.“ Und dann der Refrain:

„Hey, jetzt geht’s ab, wir schieben sie alle ab, sie alle … hey.“

Unterlage für dieses dumpfe Schmählied ist übrigens der Ballermann-Hit von „Die Atzen“ mit dem Titel „Das geht ab (Wir feiern die ganze Nacht)“. Und damit hofft die JA offenbar, an die Aufmerksamkeit rund um das Sylt-Geschrei auf dem Gigi D’Agostino Hit „L’amour toujours“ aufzubauen. Wen will man damit erreichen? Die Kinder reicher Eltern, die ihre Bildungsferne mit FDP-Champagner-Skinhead-Attitüde übertünchen wollen?

Auf eine Weise verstörend, als sei Scooter plötzlich rechtsradikal geworden.

Und nochmal: Es geht nicht darum, schärfste Kritik an der Asyl- und Migrationspolitik der antideutschen Regierungen zu üben. Die kann nie scharf genug sein und muss, um immer noch erfolgreicher zu werden, noch pointierter werden. Da ist die AfD neben wenigen anderen der erfolgversprechende Mahner. Aber Schadenfreude, Häme und Zynismus sind an der Stelle nicht nur unzivilisiert, sondern blamabel für Vertreter unserer Breitengrade.

Um es mit noch einem Beispiel zu verdeutlichen: Vergleichbar ist das damit, auch deutsche Sozialhilfe-Empfänger anzugreifen, weil Migranten zu viel Sozialhilfe kassieren.

Strenggenommen – und damit sind wir am Hochofen der Debatte angekommen – kann man nicht einmal den Migranten dafür kritisieren, dass er hier ist und Sozialhilfe kassiert, denn es wurde ihm von unserer Bundesregierung angeboten!

Das beste Hit-Video kann doch nur jenes sein, welches den Abgang dieser ideologischen und antideutschen Bundesregierung feiert. Die Herrschenden freuen sich über solche Schmähvideos wie hier von der JA. Denn damit hetzten sie die Menschen in der Horizontalen aufeinander und halten sie davon ab, in der Vertikalen direkt die Regierung anzugreifen. Und nur darum kann es gehen.

Nein, menschenverachtende Gosse ist kein Kavaliersdelikt und auch keine Mittel zum Zweck.

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Author:
Alexander Wallasch

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