Die Darstellung von Gewalt in Filmen über den Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien
München, den 22.10.2015. Mehr als ein Drittel der erstmaligen Asylanträge in Deutschland stammte im August 2015 von Geflüchteten aus der ehemaligen Republik Jugoslawien. 16 Jahre sind vergangen seit dem letzten Krieg in der Region. Doch die Kriegstraumata aus dieser Zeit begleiten viele der Menschen dort bis heute. Hier setzt das Buch „Gewalt und Krieg in Ex-Jugoslawien. Eine vergleichende Filmanalyse von Kusturicas ‚Underground‘, Tanovićs ‚No Man’s Land‘ und Zbanićs ‚Esmas Geheimnis'“ an, das sich mit den filmischen Aufarbeitungen des Konflikts befasst.
Drei Filme versuchen, das Unbegreifliche zu erklären
Die Filmwissenschaftlerin Nadija Tomasović untersucht in diesem Buch drei Filme, die sich mit verschiedenen Stadien des Konflikts befassen: Emir Kusturicas „Underground“ reflektiert die komplexe Vorgeschichte des Bürgerkrieges, Danis Tanovićs „No Man’s Land“ fokussiert die Geschehnisse während des Krieges und „Esmas Geheimnis“ von Jasmila Zbanić zeigt schließlich die Folgen des Krieges und deren Reflexion im Alltag. Zusammen beleuchten die drei analysierten Filme die Hintergründe des Konflikts, die für Außenstehende nach wie vor nicht leicht zu begreifen sind.
Das Buch „Gewalt und Krieg in Ex-Jugoslawien“ ist aus diesem Grund im Geschichts- oder Sozialkundeunterricht genauso gut aufgehoben wie an Filmhochschulen: Die darin enthaltenen Analysen helfen beim Verständnis der filmischen Erklärungsversuche, wie aus ethnischen und nationalen Motiven mitten in Europa ein Krieg ausbrechen konnte. Über dies hinaus liefert das Buch Denkanstöße, warum Konflikte der früheren Bürgerkriegsparteien sich heute unter Geflüchteten in Deutschland fortzusetzen drohen: Statt im Film wird das im Krieg erlebte Trauma in der Realität nachgeahmt.
Realität und Film sind Nachahmungen des Erlebten
Ausschlaggebend für diesen Gedanken ist Jean Girards mimetische Gewalttheorie. Dieser kommt im Buch „Gewalt und Krieg in Ex-Jugoslawien“ eine grundlegende Bedeutung zu, denn die Autorin konzentriert sich besonders auf die Nachahmung von kriegerischer Gewalt im Film. Dabei argumentiert sie, dass Gewalt im Film nicht durch das Abfotografieren der äußeren Wirklichkeit entsteht, sondern aus sich heraus.
Die Autorin hält sich deshalb nicht mit filmhistorischen Zusammenhängen oder typisch gewalthaltigen Filmgenres auf. Ihr Ziel ist vielmehr eine detaillierte Untersuchung der Problematik von Gewalt im Film und ihrer ästhetischen Organisation. Durch die Konzentration auf die Wirkung der Bilder greift sie im Rahmen der Frage nach der Freisetzung von aggressiven Energien auch die Hypothese auf, dass mediale Darbietungen von Gewalt vielfältige und in jedem Einzelfall höchst verschiedene Wirkungen haben.
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