Wie deutsche Konzerne beim „Rennen um das autonome Auto“ die Nase vorn haben können
Von Ansgar Lange +++ Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) neigt nun wirklich nicht zu Übertreibungen. Auch ihr Wirtschaftsteil ist von gediegener Solidität und treibt nicht jede Woche eine neue mediale Sau durchs Dorf. Wenn also die FAZ überspitzt kommentiert „Selbst fahren wird im Jahr 2115 sogar verboten sein, weil es viel zu gefährlich ist“, dann ist das Schlagwort vom autonomen oder selbstfahrenden Auto mehr als eine flüchtige Augenblicksaufnahme oder ein kurzfristiger Trend.
„Was in 100 Jahren sein wird, wissen wir nicht. Als eingefleischter Autofan bin ich jedenfalls froh, dass ich heute noch selbst ins Lenkrad greifen darf. Doch im Ernst: Die Zukunft zeichnet sich schon jetzt klar ab. Das Auto wird zum mobile home. Es wird uns nicht nur von A nach B fahren, sondern zugleich Sekretariat, Büro und Entertainment-Landschaft sein. Der Fahrer kann während der Fahrt Mails lesen und bearbeiten und wird zur nächsten Parkmöglichkeit oder ins Restaurant geführt. Schon jetzt arbeiten BMW, Daimler, Volkswagen und Co. mit Hochdruck an der automobilen Zukunft“, sagt der Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens centomo. recruitment & interim http://www.centomo.de mit Firmensitzen in London und Ludwigsburg.
Das autonome Fahren garantiert Arbeitsplatzsicherheit für die nächsten 50 Jahre
„Wenn der Google-Verwaltungsratsvorsitzende Eric Schmidt die Prognose wagt, dass in 100 Jahren jedes (deutsche) Auto von einem Computer gefahren wird, dann wage ich eine aus Personalersicht zumindest eine Vorhersage bis zum Jahr 2065: Die technische Realisierung des autonomen Fahrens bedeutet Arbeitsplatzsicherheit für die Automobilindustrie in den nächsten 50 Jahren“, bekräftigt Zondler. Im Bereich der IT seien die US-Konzerne marktbeherrschend. Dies sei Fakt. Europa habe den Wettbewerb mit Google, Apple und Microsoft unwiderruflich verloren. „Aber warum sollten unsere Premium-Marken, die es schon seit 100 Jahren gibt, in der Transformation der Zukunft, also dem Verschmelzen von IT und Automobil, den Kürzeren ziehen und untergehen? Es mag sein, dass neue Player dazukommen werden. Diejenigen, die die Zeichen der Zeit verschlafen, werden untergehen. So läuft normale Marktwirtschaft. Beim Rennen um das autonome Auto fällt den etablierten Autobauern nicht automatisch die Rolle des Hasen zu, der im Wettkampf mit dem Igel immer wieder verliert und nach der 74. Runde erschöpft zusammen bricht und stirbt.“
Auch Boris Schmidt kann der teilweise grassierenden Fortschrittsangst einiger automobiler Kommentatoren nichts abgewinnen, die unsere Straßen der Zukunft nur noch von Google-Autos und iCars von Apple bevölkert sehen: „Am autonomen Auto arbeiten alle deutschen Hersteller mit Hochdruck. Da lassen sie so schnell nichts anbrennen“. Denn wenn Google für den Weg an die Weltspitze auch nur zehn und nicht hundert Jahre gebraucht hat, eines ist Fakt: Das Auto ist immer noch ein Statussymbol von hoher Emotionalität. Und so schöpfen die deutschen Hersteller Kraft für die Zukunft gerade aus der historischen Kontinuität, auf die sie laut Schmidt sehr stolz sein können: „Sie stärkt die Strahlkraft einer Marke und trägt neben der Qualität des Produktes dazu bei, den Premium-Anspruch zu erfüllen, den sich Audi, Daimler, BMW, Porsche und in gewissem Maß Volkswagen immer wieder auf die Fahne schreiben.“
„Bei diesem Thema wird es entscheidend auf das richtige Personal ankommen. Es ist ja nicht nur so, dass Apple hohe Manager und wichtige Ingenieure aus der Autobranche zu sich holt. Genauso werden die Autobauer um die besten IT-Experten buhlen. Der noch nicht bestätigte Kauf des Datendienstes „Nokia Here“ zeigt, dass die Damen und Herren in den automobilen Chefetagen sich durchaus bewusst sind, dass die Software-Konzerne nicht allein Herr über die Vierräder werden dürfen“; so Zondler abschließend.
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