Windjammer mit weiblicher Schiffsführung kommt nach Flensburg
Wenngleich in der weltweiten Berufsschifffahrt Frauen immer häufiger auf der Brücke anzutreffen sind: Dass auf einem 40 Meter langen Traditions-Segelschiff die Positionen des Kapitäns und des Ersten Steuermanns von Frauen besetzt sind, dürfte bei der Flensburger Rum-Regatta eine einzigartige Besonderheit sein.
Auf dem 104 Jahre alten Zweimaster Eye of the Wind wird die wichtigste Position an Bord von Nora Marye Moro de Lange besetzt. Die verblüfften, aber durchweg positiven Reaktionen ihrer Mitsegler nahm die Kapitänin von Anfang an mit Humor: „Bei unseren Gästen an Bord entschuldige ich mich immer gleich für das Fehlen von blauer Uniform, Pfeife und Bart. Die Erwartungen an einen typischen Käpt“n Iglo erfülle ich leider nicht.“ Mit ihrem Großsegler wird die 33-Jährige am 15. Mai in Flensburg anlegen und zusammen mit ihrer Crew an der diesjährigen Rum-Regatta teilnehmen.
Einmonatige Atlantik-Überquerung
Die in Barcelona geborene Skipperin erlernte die traditionelle Seemannschaft zunächst auf niederländischen Plattbodenschiffen und an der Seefahrtschule, bevor sie in der Crew der Eye of the Wind von der Decksmatrosin zur Steuerfrau und schließlich im Alter von nur 32 Jahren zur „Nummer 1“ aufstieg. „Ich war vom ersten Tag an in die Eye of the Wind verliebt“, erinnert sich die sympathische Spanierin an ihre Anfangszeit an Bord. „Und es scheint fast so, als ob ich erst durch dieses Schiff meine seemännische Reife erlange“, ergänzt sie. Als alleinverantwortliche Schiffsführerin absolvierte sie im Herbst 2014 ihre erste erfolgreiche Atlantik-Überquerung unter Segeln.
Dreifache Frauen-Power für 330 Tonnen Schiff
Bei allen Segeltörns hat Nora Moro de Lange zwei weitere kompetente Frauen an ihrer Seite: Die 30-jährige Lisa Kohlmeier aus Kiel und die 34-jährige Britta Altenhoff aus Hagen wechseln sich im zweimonatigen Turnus als Steuerleute ab und besetzen damit die zweitwichtigste nautische Position an Bord des 330 Tonnen schweren Rahseglers. Im bevorstehenden Sommerhalbjahr stehen Tagesfahrten und Segeltörns an der Nord- und Ostseeküste auf dem Törnplan. „Interessierte Mitsegler und Gäste sind jederzeit an Bord willkommen“, betont die Windjammer-Kapitänin. „Seglerische Vorkenntnisse sind nicht notwendig, die aktive Teilnahme am Bordbetrieb erfolgt stets auf freiwilliger Basis.“ Um auch Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Zugang zum Sailtraining und zur traditionellen Seemannschaft zu erleichtern, haben Törn-Teilnehmer/innen im Alter von 16 bis 25 Jahren die Möglichkeit, bei ausgewählten Reisen als „Segel-Trainees“ mitzufahren.
Open Ship am 17. Mai: Traditionelle Seefahrt zum Anfassen
Interessierte See- und Seh-Leute sind eingeladen, das über 100 Jahre alte Schiff und dessen Besatzung im Rahmen einer „Open-Ship“-Veranstaltung am Sonntag, 17. Mai, im Flensburger Hafen kennenzulernen. Von 11 bis 13 Uhr heißt es bei freiem Eintritt „Willkommen an Bord eines echten Windjammers“. Der genaue Liegeplatz wird kurzfristig bekannt gegeben, telefonische Auskunft unter 08233 – 381 227 (mo. – fr.).
Bild: Mit Wind in den Segeln und Frauen-Power zur Rum-Regatta: Kapitänin Nora Moro de Lange und ihr Großsegler Eye of the Wind (Foto: Seeger)
Seit mittlerweile 104 Jahren kreuzt die seetüchtige Brigg über alle Weltmeere. Als Toppsegelschoner in Brake an der Unterweser gebaut, wurde das Schiff 1911 zunächst auf den Namen Friedrich getauft und in der Frachtschifffahrt eingesetzt.
Die Brigg Eye of the Wind gilt als segelnde Legende. Nach mehreren Namensänderungen, einer Strandung und einem Brand im Maschinenraum schien das Ende des Schiffes im Jahr 1970 bereits unausweichlich. Stattdessen begannen englische Segelschiffs-Enthusiasten damit, den Rumpf komplett neu aufzuriggen.
Einer Weltumsegelung folgte die Expeditionsreise „Operation Drake“ unter der Schirmherrschaft Seiner Königlichen Hoheit Prince Charles, der selbst an Deck des Zweimasters stand. In dem Kinofilm „White Squall / Reißende Strömung“ (1996) und anderen Abenteuerstreifen diente die segelnde Hollywood-Diva als Handlungsschauplatz und Filmkulisse.
Heute wird die Brigg von einem deutschen Eigner für Urlaubsreisen und als Schulungsschiff für Management-Trainings eingesetzt.
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