Medizingeschichte: Das „Stechen“ des Grauen Stars gilt als eine der ersten Augen-Operationen
Richtig rabiat ging es im Mittelalter bei der Behandlung der oft altersbedingten Augenkrankheit Grauer Star zu. Das sogenannte „Stechen“ des Grauen Stars gilt als eine der ersten Augen-Operationen, die durchgeführt wurden. Schon in den vorchristlichen Hochkulturen und im Mittelalter wurde von sogenannten Starstechern, im Hauptberuf nicht selten Barbiere, berichtet. Sie führten eine Behandlung an den Augen durch, welche die Betroffenen oft mit ihrem Leben bezahlten. Die Starstecher waren Reisende von Ort zu Ort, die öffentlich ohne Betäubung und unter haarsträubenden hygienischen Bedingungen den Grauen Star behandelten, indem sie die getrübte Augenlinse mit einem speziellen Messer einfach ins Auge drückten. Schwere, schmerzhafte Entzündungen und völliges Erblinden waren die Folgen. Zu den wohl berühmtesten „Opfern“ der Starstecher gehören zwei bedeutende Musiker: Johann Sebastian Bach starb nach einer Operation und Georg Friedrich Händel erblindete danach. Kein Wunder, dass sich die Menschen in früheren Zeiten einem solchen Risiko aussetzen: Wer am Grauen Star litt, war durch die Trübung der Augenlinse auf Dauer der Erblindung und damit in der Regel der Armut ausgesetzt.
Operation am Grauen Star – heute ein minimalinvasiver Eingriff
Dagegen ist die Operation am Grauen Star heute ein minimalinvasiver Eingriff, der zur alltäglichen Routine in vielen Augenarztpraxen zählt. Rund 800.000 Mal pro Jahr wird die Operation in Deutschland durchgeführt. Der „operative Linsentausch“ gehört somit zu den am häufigsten durchgeführten Operationen überhaupt, mit steigender Tendenz. Denn der demografische Wandel und die höhere Lebenserwartung werden zwangsläufig dazu führen, dass der Altersstar häufiger auftritt und behandelt werden muss. Der Eingriff am Auge wird heute je nach Gesundheitszustand des Erkrankten ambulant und mit einer örtlichen Betäubung durchgeführt.
Therapie des Grauen Stars : Ambulante Operation unter örtlicher Betäubung
Zunächst wird das stärker betroffene Auge operiert. Die Betäubung erfolgt über Tropfen oder das Einspritzen eines lokalen Betäubungsmittels. Nur etwa zwei bis drei Millimeter groß ist der Schnitt, der dem Augenarzt den Zugang zur Linse öffnet. Der Schnitt verschließt sich und heilt nach sehr kurzer Zeit. Ist die Linsenkapsel geöffnet, werden Kern und Rinde mithilfe von Ultraschall oder Femtosekundenlaser zerkleinert und schließlich entfernt. Dann wird die klare Kunstlinse in den leeren Kapselsack eingesetzt. Zunehmend kommen dabei neben Standardlinsen auch Premiumlinsen wie die Multifokallinse zum Einsatz, die scharfes Sehen im Nah- und Fernbereich ermöglicht. Die künstliche Linse ist weich und gerollt und wird im Auge entfaltet. Kleine Haltebügel verhindern ein Verrutschen der Linse. Etwa zehn Minuten dauert der Eingriff im Schnitt. Auch sogenannte torische Linsen sind Hightech-Produkte der modernen Medizintechnik mit großer Bedeutung für die Lebensqualität. Mit ihnen lässt sich zum Beispiel auch ein weit verbreiteter Sehfehler, bedingt durch eine Hornhautverkrümmung, dauerhaft behandeln.
Die Operation bei Grauem Star kann in der Regel ambulant durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um einen minimalinvasiven Eingriff, bei dem die Linsenvorderkapsel geöffnet und die Linse meist mithilfe von Ultraschall oder durch einen Femtosekundenlaser zerkleinert und anschließend entfernt bzw. abgesaugt wird. Danach wird eine spezielle Kunstlinse, eine sogenannte Intraokularlinse, in den leeren Kapselsack eingesetzt. Auch die Ausheilung erfolgt in der Regel komplikationslos – die kleine Öffnung verschließt sich von selbst. Katarakt-Operationen sind nach heutigem Standard ein sehr sicherer Eingriff. Dadurch, dass die Kunstlinse individuell angepasst wird, kann eine bestehende Fehlsichtigkeit korrigiert werden.
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