Es war einmal ein Oppositionsführer, der von sich behauptete, für bürgerliche Werte zu stehen. Für Meinungsfreiheit. Für Redlichkeit. Für die offene Debatte. Dann las Friedrich Merz einen Post auf X.
Ein Schweizer Nutzer hatte ihm dort zugerufen: „Dick dich du Nazi“ – unflätig, pubertär, geschmacklos. Aber eben auch: digitaler Straßenlärm.
Merz zeigte ihn an.
Nicht in Deutschland. In der Schweiz.
Der Strafbefehl kam – die Staatsanwaltschaft Glarus ließ sich nicht lumpen. Laut dem Portal „Südostschweiz“ begründete sie ihre Entscheidung so: „Durch diese getätigte Äusserung nahm der 60-Jährige zumindest in Kauf, Friedrich Merz in seiner Ehre anzugreifen.“
Der Mann wurde verurteilt: 500 Franken Buße, dazu 650 Franken Gebühren. Eine bedingte Geldstrafe obendrauf. Wegen Beschimpfung.
Nicht Erdogan. Nicht Macron. Nein: Friedrich Merz, der Mann, der ernsthaft das Kanzleramt anstrebt, schaltet die Justiz ein – wegen eines Satzes, den jeder andere prominente Politiker mit einem Schulterzucken abgetan hätte.
Kanzler in spe – Mimose in Echtzeit
Und es ist kein Einzelfall.
Bereits im Jahr 2023 zeigte Merz eine Frau an, die ihn auf X ebenfalls als „Nazi“ bezeichnet hatte. Ein halbes Jahr später stand die Polizei bei ihr im Wohnzimmer – Hausdurchsuchung, wie der „Stern“ berichtete. Ein anderer Nutzer nannte Merz im Netz einen „drecks suffkopf“. Auch bei ihm: Hausdurchsuchung. Laptop und Handy beschlagnahmt.
Auf meiner Seite dokumentiere ich regelmäßig, wie rasant sich aus beleidigten Politiker-Seelen staatsanwaltliche Maßnahmen entwickeln.
Und nun dieser Fall – international, grenzüberschreitend, mit Schweizer Gebührenbescheid.
Friedrich Merz, der Mann, der Deutschland führen will – und schon beim ersten digitalen Windhauch einknickt.
Damit stellt sich heraus: CDU-Chef Merz ist offenbar nicht weniger ehrpusselig als seine grünen Kollegen. Und steht damit in krassem Gegensatz zu seinem Vor-Vorgänger Helmut Kohl, der einst bei einem legendären Fernsehauftritt mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch sagte, solche Beleidigungen gehörten eben dazu – und als Politiker müsse man sie wegstecken. Schließlich, so Kohl, habe ihn ja niemand gezwungen, Parteivorsitzender und Bundeskanzler zu werden.
Was für ein Unterschied.
Kohl konnte regieren – und schweigen.
Merz will regieren – und ruft die Polizei.
Man sollte ihn wirklich nicht als „Nazi“ bezeichnen.
Aber vielleicht als das, was er mit dieser Aktion wirklich gezeigt hat: einen Gesinnungskontrolleur in Warteschleife.
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Bild: Wilhelm Hermann / Shutterstock.com
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