• 29. November 2024

Slawa Graichen: Habecks Mephisto wechselt zum ukrainischen Stromanbieter

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Nov 29, 2024

Die „Wirtschaftswoche“ hatte den Graichen-Skandal im Wirtschaftsministerium im Mai 2023 so beschrieben:

„Mit der Entlassung seines Staatssekretärs hat der Wirtschaftsminister allerdings die Entscheidung getroffen, dass der Punkt überschritten war. Die Causa Graichen, die Trauzeugen-Affäre um die Besetzung des Spitzenamtes in der Deutschen Energieagentur, hatte längst ein Ausmaß angenommen, die alle weitere Arbeit Graichens – und damit die des Ministeriums – kontaminiert hätte.“

Minister Habeck hat noch ein paar Tage den Zerknirschten gegeben:

„Es geht darum, das Vertrauen in die Arbeit dieses Hauses als Institution zu schützen. Es geht darum, die politische Handlungsfähigkeit zu wahren.“

Da war allerdings längst klar, dass Habeck seinen Mephisto nicht einfach vom Hof jagen kann – Deal ist Deal. Vorgestern wurde vom Unternehmen offiziell bekannt gegeben, dass Patrick Graichen in den Aufsichtsrat von „NBC Ukrenergo“ wechselt.

Das Unternehmen teilte dazu mit (übersetzt):

„Das Ministerkabinett der Ukraine hat die Kandidaturen von vier neuen unabhängigen Mitgliedern des Aufsichtsrats der NPC Ukrenergo genehmigt. Es handelt sich um Patrick Roland Graichen, Luigi de Francisci, Jeppe Sebastian Kofod und Jan Henrik Montell. Alle Kandidaten verfügen über umfangreiche Erfahrung und beträchtliche internationale Autorität.“

Dazu muss man wissen, dass der alleinige Anteilseigner der als Übertragungsnetzbetreiber tätigen Aktiengesellschaft NBC Ukrenergo der ukrainische Staat ist, vertreten durch den Minister der Finanzen. Das Unternehmen betreibt die überregionalen Stromnetze in der Ukraine, insbesondere das Hochspannungsfreileitungsnetz. NPC Ukrenergo teilte weiter mit, warum es der gefeuerte habeksche Ex-Staatssekretär sein soll: Patrick Graichen sei ein bekannter europäischer Experte für Klima- und Energiefragen. Weiter heißt es da:

„Zuvor war er Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt und Klimaschutz, wo er eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der nationalen Energiestrategien spielte. Davor leitete er zehn Jahre lang Agora Energy Transition, einen führenden europäischen Think Tank, wo er sich maßgeblich für die Energiewende und nachhaltige Entwicklungsstrategien in der EU einsetzte.“

Die Zusammensetzung des Aufsichtsrats von NPC Ukrenergo sei so gewählt worden, um Masterthemen bestmöglich zu bedienen: „Wirtschaftsdiplomatie, strategische Finanzierung und Anziehung von Unterstützung, regulatorische Fragen und strategische Entwicklung.“

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Die Auswahl von Graichen sei für das Unternehmen wichtig, heißt es weiter, weil so der „Umfang der internationalen Unterstützung, die für die Stromerzeuger unerlässlich ist“, gesichert sei, sagte Oleksii Brekht, amtierender Vorstandsvorsitzender von NPC Ukrenergo.

Die Auswahl der neuen Führungskräfte soll übrigens das US-amerikanische Unternehmen „Korn Ferry“ durchgeführt haben. Korn Ferry ist weltweit führend bei der Suche nach Führungskräften.

Unter dem Stichwort „EUROBOND 2028“ schreibt das Unternehmen:

„Im November 2021 hat NPC ,Ukrenergo‘ 825 Millionen US-Dollar durch die Ausgabe von grünen und nachhaltigkeitsverbundenen Anleihen an der Londoner Börse mit einer Laufzeit von 5 Jahren aufgebracht. Im Rahmen der Emission wurde das Auftragsbuch fast dreimal überzeichnet, was auf ein starkes Interesse internationaler Investoren an der ersten Eurobond von NPC ,Ukrenergo‘ hindeutet. (…) Die Eurobond von Ukrenergo ist das größte internationale Debüt-Anleiheangebot, das jemals von einem ukrainischen nicht-souveränen Emittenten (Red.: Herausgeber vn Wertpapieren) gemacht wurde, sowie die bisher größte grüne Eurobond aus der Ukraine und der GUS-Region.“

Noch ein Kommentar ist bemerkenswert. Korn Ferry schreibt über die Auswahl von Patrick Graichen und drei weiteren Personen:

„Jeder von ihnen ist nicht nur ein hervorragender Experte auf seinem Gebiet, sondern verfügt auch über ein hohes Maß an Energie und den Wunsch, zum Sieg der Ukraine beizutragen.“

Minister Habeck hatte im April 2023 die Fühler in Richtung „Ukrenergo“ sogar persönlich und vor Ort ausgestreckt. Bei Habecks Besuch, berichtete der Spiegel, soll es auch um eine Neuauflage der deutsch-ukrainischen Energiepartnerschaft gehen. Das kündigte Habeck an, nachdem er ein Umspannwerk des Energiekonzerns „Ukrenergo“ besucht hatte. War Graichen damals noch mit an Bord?

Bebildert wurde der Bericht von dpa mit einem Foto des deutschen Bundesministers im einträchtigen Gespräch mit Wolodymyr Kudrytski, dem Vorstandschef von Ukrenergo.

Die Headline des Spiegel-Artikels lautete damals „Habeck will Energiepartnerschaft mit der Ukraine neu aufsetzen“. Sein Staatssekretär hat das Ministerium mittlerweile verlassen müssen, der öffentliche Druck war nach den Affären zu groß geworden. Macht aber nichts, dann arbeitet Graichen halt am anderen Ende mit, das merkt ja in Deutschland eh keiner.

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Author:
Alexander Wallasch

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