Man stelle sich vor, irgendein “Experte“ oder akademischer Quadratschädel käme auf die Idee, von Frauen ab sofort eine jährliche Sonderüberprüfung ihrer Fahrtauglichkeit zu verlangen, weil viele von ihnen hinterm Lenkrad zu schreckhaft und emotional sind oder grottenschlecht einparken: Es wäre garantiert der beste Weg, sich sogleich ins berufliche und gesellschaftliche Aus zu manövrieren und für eine solch lupenreine Diskriminierung den fettesten Shitstorm ever einzufahren. Das gilt freilich aber nur für gesellschaftliche Gruppen mit verstetigtem Benachteiligungsmythos oder mit ewigem Opfernimbus, eben Frauen, Muslime, Ausländer, Flüchtlinge, Behinderte und so fort; richtete sich die Diskriminierung gegen Angehörige beliebiger sonstiger, gar als toxisch geltender “Tätergruppen“ und Merkmalsträger sonstiger Betrachtungskohorten, dann gibt es überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Dann gilt der Aufruf zur Diskriminierung sogar als sozial erwünscht, hochinteressant und funky.
So sorgt der aktuelle Vorstoß des Berliner “Verkehrsforschers” Professor Dr. Andeas Knie von der TU Berlin, Männern sollten den Führerschein erst ab 26 Jahren bekommen, weil es bei jüngeren männlichen Verkehrsteilnehmern besonders oft zu Rennen, Rasereien und Verkehrsrowdytum mit fatalen Folgen komme, nicht nur für keinen öffentlichen Aufschrei der Empörung; nein, er wird sogar ernsthaft diskutiert. Und das, obwohl Knie in seinen entsprechenden Darlegungen im “Radio Berlin Brandenburg” (RBB) kein Hehl daraus macht, von welchen Stereotypen und abgeschmackten Vorurteilen er sich leiten lässt: Ursache des von ihm pauschal allen Männern unter 26 unterstellten Draufgängertums am Steuer seien nämlich “alte archaische Strukturen” (sic!) und “ein längst veralteter Männlichkeitswahn, der da seine Auslebung findet”.
Diskriminierung okay, wenn es gegen die “richtigen” Feindbilder geht
Nun wird niemand bestreiten – und die Statistik lügt diesbezüglich auch nicht –, dass es unter jungen Verkehrsteilnehmer viele unvorsichtige, testosteron- und adrenalingesteuerte Halbstarke gibt. Diese Tatsache trifft ebenso zu wie die abstrakte Feststellung, dass viele Frauen beschissen rückwärts einparken oder in Stresssituationen am Steuer oftmals überfordert sind (Tatsachen, die in den 1970er Jahren sogar noch von öffentlich-rechtlichen Verkehrssendungen wie “Der 6. Sinn“ schadenfroh thematisiert werden durften). Aber: Eine hohe Prävalenz bedeutet eben nicht, dass man deshalb ausnahmslos alle Angehörige der untersuchten Merkmalsgruppe (Geschlecht, Alter…) pauschal für das Fehlverhalten einzelner dieser Gruppe, und seien es noch so viele, verantwortlich machen darf. Denn dies wäre eine Kollektivbestrafung, dem Prinzip nach Sippenhaft – und demnach nicht nur amoralisch, sondern glatt rechtsstaatswidrig.
Es ist doch immer wieder erstaunlich, welche Sympathien ausgerechnet in der linken akademischen Blase für protofaschistische autoritäre Maßnahmen und Benachteiligungen zulasten ganzer Gruppen bestehen – aber natürlich nur, sofern es nur gegen die “richtigen” Feindbilder geht. Würde jemand etwa eine komplette Ausgangssperre für sämtliche Araber, Türken oder Afghanen in Deutschland fordern, weil überproportional viele aus dieser Gruppe heraus Messerattentate begehen, dann wären die geistesverwandten Befürworter solcher irrer Ideen wie der von Professor Knie die Allerersten, die empört auf die Barrikaden gingen (und das übrigens zu Recht).
Der strafende paternalistische Nanny-Staat
Fahranfänger und vor allem junge Männer galten schon immer als Risikogruppen und fielen seit jeher durch höhere Unfallzahlen auf. Das in den letzten Jahren verstärkt aufgekommene Raser-Unwesen aber hat andere Ursachen – und viel mit der eingewanderten Macho-Subkultur orientalischer Männergruppen zu tun. Insbesondere in Berlin, wo Dr. Knie in seinem abgehobenen Elfenbeinturm vor sich hin spinnt, ist diese Korrelation gut belegt. Wollte man sich ehrlich des Raser-Problems annehmen, dann müsste diese unbequeme Tatsache berücksichtig werden. Weil dieser Zusammenhang aber nicht in die Weltsicht des TU-Professors passt, will er lieber pauschal alle Männer hierzulande zwischen 18 und 26 durch verwaltungsrechtliche Schikanen sanktionieren.
Eine grundlegendere Frage dabei ist allerdings die, ob und inwieweit der Staat überhaupt die Aufgabe und das Recht hat, detektierte Ungleichheiten und Lebensrisiken mit übergriffigen Maßnahmen zu bekämpfen. Seit Corona ist diese Frage buchstäblich hochvirulent – und es steht dabei nicht weniger auf dem Spiel als die Freiheit des Einzelnen in Abgrenzung eines überbordenden Gemeinschutzes. Abgestraft werden soll im paternalistischen Nanny-Staat nämlich zunehmend jeder, der tendenziell “schädliche” Verhaltensweisen an den Tag legt: Falsche Ernährung, Genuss- und Rauschmittelkonsum, zu riskanter Lebensstil, zu viel oder zu wenig Sport, zu hoher “CO2-Fußabdruck“, zu viele Flugreisen und vieles mehr. Alleine die Erfassung und “Bewertung” entsprechender Mustern ist eine Vorstufe zum Social Scoring.
Degeneriertes, freiheitsskeptisches Politikverständnis
Wenn nun auch noch die bloße biologische Zugehörigkeit zu einer “Risikogruppe” Diskriminierungen rechtfertigt – keine Fahrerlaubnis für zu junge oder übrigens auch zu alte Verkehrsteilnehmer, oder beispielsweise auch Strafprämien bei Krankenversicherungen –, dann nähern wir uns einem neuen Totalitarismus im Zeichen des Primats der Lebensrettung und -verlängerung an; ganz so übrigens, wie sich dies tendenziell bereits in der “Pandemie“ anbahnte.
Das alles fällt gerade in Deutschland auf so fruchtbaren Boden, weil hier ein obligat degeneriertes, freiheitsskeptisches Politikverständnis mit ausgeprägter Staatshörigkeit vorherrscht. Es überwiegt die Vorstellung (und Erwartungshaltung) vom Staat, der alles regeln darf und muss, um die Menschen vor sich selbst zu schützen – und dem Individualismus und Selbstverwirklichung stets suspekt sind. Hinzu kommt, dass wir in vier Jahrzehnten einen akademischen bulge von durchgeknallten Experten und Theoretiker herangezüchtet haben, die ihre Daseinsberechtigung in selbstreferenziellen Studien zu immer neuen staatlichen Einmischungen, Transformations- und “Optimierungs”-anmaßungen sehen und immer neue autoritäre Vorschriften und Regulierungen ersinnen. Das Resultat ist eine durchgeknallte Verbots-Lobby, deren politischer Arm die grünen Partei sind. Dieser antifreiheitliche Impuls ist in Deutschland geschichtlich allerdings systemübergreifend veranlagt, funktionierte er doch unter allen Regimes mit wechselnden Paradigmen und Zielen. (DM)
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Author: Kurschatten
Journalistenwatch