• 15. November 2024

Die verlogene Empörung über Hendrik Streecks Judenvergleich

ByJörg

Nov 3, 2024
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Hendrik Streeck, der Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, wird zuweilen bereits als CDU-Gesundheitsminister der Zukunft gehandelt, und dennoch hat er hat sich noch einen Hauch jener Unangepasstheit bewahrt, dank der er während der Corona-Pandemie zum Hoffnungsträger des Anti-Regierungskurses allzu strikter Willkürmaßnahmen aufstieg, als er zeitweise als virologischer Antipode des Drosten-Lagers galt. Allen Annäherungen an den Mainstream und taktischen Konformitäten zum Trotz gehört der Professor zu den öffentlichen Figuren, die sich den Reflex noch nicht erfolgreich abtrainiert haben, zu sagen, was sie denken und fühlen.

So hat Streeck im “Focus”-Interview den Umgang mit Ungeimpften während der Pandemie mit der Verfolgung von Jüdinnen und Juden während der Pest verglichen, als er sagte: „Wir, als Gesellschaft, sind mit Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten, nicht gut umgegangen. Man hat sie zum Teil ausgegrenzt, diffamiert, diskreditiert. Man hat ihnen die Schuld an dieser Pandemie gegeben“, was falsch gewesen sei: „Es wurden Schuldige gesucht, wie es bei der Pest mit den Juden gemacht wurde und bei HIV mit den Homosexuellen. Wir haben aus unserer Geschichte nicht gelernt. Der wahre Feind ist doch das Virus, nicht der Mensch.

Überschäumende Heuchler

Da Judenvergleiche – analog zu Nazi-Vergleichen – hierzulande immer nur dann zulässig sind, wenn die jeweiligen Täter und Opfer nach Geschmack der linksgrünen politmedialen Brahmanen sind, schäumten die vor allem für das Impfverbrechen und den Versuch, per Gesetz jedermann an die Spritze zu zwingen, maßgeblich verantwortliche SPD und Grüne natürlich über vor Empörung. Ein “geschichtsvergessener Vergleich” sei dies, so der Grüne Konstantin von Notz. Seine Parteifreundin Lamya Kaddor faselt davon, Streecks Darstellung sei “relativierend, gleichsetzend und historisch falsch”. Nicht fehlen durfte natürlich auch der mit übelste Hetzer gegen Ungeimpfte und Befürworte des Impffaschismus, der “grüne Lauterbach” Janosch Dahmen: “Pandemie-Schutzmaßnahmen für Ungeimpfte mit der Verfolgung jüdischer Menschen zu vergleichen, verharmlost Antisemitismus & die Schrecken der Geschichte. Millionen verdanken der Corona-Impfung ihr Leben. Solche Vergleiche sind geschichtsvergessen & unwürdig!”, twitterte er.

Abgesehen von der abgrundtiefen Heuchelei, die in solchen Floskeln steckt, ist es bemerkenswert, dass dieselben Wortführer kein Problem damit hatten, als in teils abscheulichen Anfeindungen Ungeimpfte diskriminiert und stigmatisiert wurden. Als Journalisten wie Nikolaus Blume etwa über Ungeimpfte schreiben: “Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen!”, Politiker wie CDU-Ministerpräsident Tobias Hans offen sagten: “Es ist wichtig den Ungeimpften eine klare Botschaft zu senden: Ihr seid jetzt raus aus dem gesellschaftlichen Leben” oder System-“Kabarettisten” wie Sarah Bosetti sie mit einem nutzlosen Blinddarm verglichen. Auch in anderen Themen waren perfideste historische Vergleiche nie skandalisiert worden, wie etwa, als ZDF-Agitator Jan Böhmermann Kinder mit Ratten verglich. Und wie war das bislang eigentlich, als etwa Flüchtlinge in Deutschland allen Ernstes mit Juden verglichen wurden – ironischerweise auch auch durch ausgerechnet den impfbesessenen Karl Lauterbach?

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(Screenshot:Twitter)

In all diesen Beispielen schwiegen die nun aufjaulenden Hohepriester der Doppelmoral fein stille. Streeck selbst stellte über seinen Vergleich, an dem bezeichnenderweise etwa jüdische Vertreter und etwa auch die “Jüdische Rundschau” selbst keinen Anstoß nahmen (weil er tendenziell natürlich recht hat), klar: “Mein Punkt ist: Gerade wir Deutsche müssen uns an unserer Geschichte messen lassen. Wir dürfen nie wieder Gruppen oder Identitäten zu Schuldigen von Pandemien oder Krankheiten stilisieren und ausgrenzen. Die historischen Beispiele des Hasses auf Homosexuelle während der HIV-Epidemie sind Mahnungen, an die wir denken müssen. Grausam und perfide war auch die antisemitische Schuldprojektion auf Juden in Zeiten der Pest. Mein Punkt vergleicht nicht das Leid der Ausgrenzung, sondern den Mechanismus, mit welchem Menschen zu Feindbildern gemacht werden, obwohl der Feind in allen Fällen ein Erreger ist. Sollte dieser Vergleich verletzte Gefühle hervorgerufen haben, entschuldige ich mich aufrichtig. Doch wir dürfen das Wesentliche nicht vergessen: Wir müssen als Gesellschaft auf solche Mechanismen aufmerksam machen, bevor sie vergleichbar werden – nicht erst in der traurigen Rückschau!

Der Journalist Matthias Priebe schreibt: “Immer wenn Menschen aufgrund beliebiger Merkmale ausgegrenzt, stigmatisiert und benachteiligt werden, sind Juden- bzw. Holcaust-Vergleiche bitternötig. Ja, bitternötig!” und führt aus: “ Offenbar haben hier in diesem Land einige die Mahnung nicht  verstanden, die da heißt: ‚Wehret den Anfängen‘ und nicht ‚Wartet bis zum Gas‘! Denn lange vor Auschwitz wurden Juden vom sozialen Leben ausgeschlossen, für das eigene Elend verantwortlich gemacht, wie so oft zuvor in der Geschichte zu Sündenböcken erklärt. Zyklon B war der Höhepunkt, nicht der Anfang! Welches Merkmal der Mob jeweils herausgreift, um sich über andere zu erhöhen, das war schon immer beliebig. Mal ist es die Herkunft, mal das Äußere, mal der Glaube. Zuletzt waren es eben ein paar Spritzer fragwürdiger, künstlicher Nukleinsäure im Oberarm, die dafür ausreichten, den eigenen Hass auf eine ganze Gruppe zu projizieren. Wie gesagt: Ein beliebiges Merkmal reicht. Diese Parallele muss man benennen dürfen… Es geht um die Anfänge. Und der Vergleich muss sein.” Mehr ist dazu nicht zu sagen. (TPL)

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Author: Kurschatten
Journalistenwatch

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