• 21. Oktober 2024

Nur noch kurz die Welt retten! – Eine deutsche Tradition

ByJörg

Okt 21, 2024
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Als Fußballfan eines Profivereins muss man manchmal leiden. Ganz besonders, wenn man auf seine Mannschaft gegen Freunde (nicht um Geld, sondern um “persönlichen Wetteinsatz“) wettet – und dann verliert. So ist es mir vor kurzem ergangen. Mein Wetteinsatz war, dass ich meinen Freund, gegen den ich wettete, eine Woche lang als Beifahrer begleite und ihm tatkräftig bei seiner Arbeit unterstütze. Mein Freund fährt einen LKW mit Tiefkühlung und beliefert hauptsächlich Großküchen, Restaurants, Schulen, Kindergärten und Altenheime mit Tiefkühlware, Frischware und Kühlwaren. Die Kühlung des Kühlaggregats läuft über den (Diesel-)Motor. Jeder Fahrer von Tiefkühlware ist verpflichtet, die Tiefkühlkette einzuhalten und die vorgegebenen Temperaturen nicht zu überschreiten. Deshalb läuft der Motor immer, wenn ausgeliefert wird, weil der LKW, den mein Freund fährt, schon älter ist und das Kühlaggregat nur dann läuft, wenn der Motor arbeitet.

von Peter Keuner

Ich hatte also die Ehre, eine Woche lang meinen Freund begleiten zu dürfen und die Rollis mit verschiedenen Waren zu den jeweiligen Kunden zu schieben. Wider meine Erwartung hat das sogar Spaß gemacht und mir zusätzlich auch einige Erkenntnisse darüber, wie weitreichend unserer Gesellschaft bereits geistig verkorkst ist, beschert. Des Weiteren konnte ich einige Male meine verbale Schlagfertigkeit trainieren.

Doch nun zur Sache:

Einer der Empfänger der Waren war zum Beispiel eine reine Außengastronomie an einem touristischen Brennpunkt. Die Gastronomie besteht aus einer ca. 40m2 großen Hütte mit einem großen, breiten Fenster zur Ausgabe der bestellten Speisen und Getränke (vergleichbar mit einem Kiosk) und ungefähr 50 aufgestellten Biertischgarnituren mit Blick auf die Sehenswürdigkeit. Dorthin lieferten wir 700kg beste Thüringer Rostbratwurst tiefgekühlt. Da der gastronomische Betrieb mit extrem wenig Arbeits- und Nutzfläche auskommen muss, hatte der Besitzer einen Deal mit den Lieferanten abgeschlossen, dass die Fahrer die Verpackungen weitestgehend wieder mitnehmen. Wir mussten also 70 Kartons klein reißen, um sie danach auf dem Rolli wieder mit zurückzunehmen. Währenddessen lief am LKW der Motor, da wir noch weitere Kunden anfahren mussten und die Kühlung gebraucht wurde. Als wir die Pappkartons zerrissen, näherte sich ein Besucher der Gastronomie und blaffte uns an: “Machen Sie sofort den Motor aus! Denken Sie denn nicht ans Klima?“

Mein Freund kannte derartige Konversationen offenbar schon und erklärte fast monoton und gelangweilt, dass das nicht ginge, weil wir die Ware bei den sommerlichen Temperaturen ja doch kühlen müssten. Aber dieser Gast ließ nicht locker. Er mokierte, dass wir in dem Fall den Abladevorgang ja wohl im Laufschritt erledigen könnten – zu dämlich für meinen Freund, aber GENAU mein Stichwort: Der Gast trug als Zeichen seiner Solidarität zum Existenzkampf der Speerspitze unserer westlichen Demokratie, der Ukraine, eine gelb-blaue Fahne an seinem Pullover. Also antwortete ich an meines Freundes statt: “Wenn das Klima Ihnen so wichtig ist, wie Sie es uns gerade glaubhaft gemacht haben, dann sollten Sie jetzt schleunigst nach Berlin fahren und gegen weitere Waffenlieferungen in die Ukraine demonstrieren!“ – Verblüfft fragte er, warum ich auf einen derartigen Vorschlag käme. Da sagte ich ihm, dass ja unser Klima bekanntlich durch das Killergas CO2 geschädigt würde. Und klärte auf, dass an einem einzigen Tag durch Explosivgeschosse auf den Kampplätzen in der Ukraine so viel CO2 freigesetzt würde, dass unser LKW problemlos 50.000 Jahre am Stück laufen könne. Also solle er sich aufmachen und in Berlin gegen diesen Wahnsinn demonstrieren und bestenfalls stoppen. Dann entgegnete der Gast aggressiv: “Wohl ein Putin-Versteher, was?“ – Auf meine Antwort: “Wieso? Putin verkauft die CO2-Schleudern ja nicht an die Ukraine!“ konnte er nur noch mit einem “Fickt Euch!“ antworten.

Allein in dieser einen Woche im Juli dieses Jahres habe ich ca. vier vergleichbare Gespräche zum Thema Klima und “Verbrennermotor“ geführt. Es gab auch Menschen, die nicht verstehen wollten, dass der Kühl-LKW nicht elektrisch fährt….

Unsere Gesellschaft ist sowas von verkorkst….

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Author: Peter Keuner
Journalistenwatch

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