• 19. September 2024

Versuchter Wahlbetrug mit Wahlumfragen? Und plötzlich legt die SPD in Brandenburg zu

ByJörg

Sep 12, 2024

Wie es der Zufall so will, beginnt die SPD in den Wahlumfragen der ARD-tagesschau zur Landtagswahl in Brandenburg just in dem Moment an Stimmen zuzulegen, in dem man das gar nicht erwartet hätte, schon weil die ehemaligen Sozialdemokraten in den letzten Wahlen doch arg gebeutelt wurden und es, soweit ich mich an meine Zeit als Wahlforscher und die danach getätigte Lektüre erinnere, eher selten bis gar nicht der Fall ist, dass eine Partei im Sinkflug urplötzlich die Wende schafft und sich zu ganz neuen Prozenthöhen emporkatapultiert, wie das für die SPD in Brandenburg, die 3, in Worten DREI, Prozent von einer auf die nächste Infratest/Dimap Umfrage im Auftrag der ARD-tagesschau, zugelegt haben soll, der Fall ist.

Nicht nur ist es seltsam, dass eine Partei im Sinkflug plötzlich wieder an Höhe gewinnt, es ist fast noch seltsamer, dass sie dies in erheblichem, für Wahlforscher erheblichem Ausmaß tut, denn 3% Zugewinn sind immerhin ein Anstieg von 13%-Punkten für die SPD, und das ist schon sehr merkwürdig…

Insbesondere ist es merkwürdig, weil man annehmen muss, dass die 3%-Zugewinn zum einen von der CDU und zum anderen vom BSW kommen müssen, in welchem Ausmaß auch immer, was zudem an Glaubwürdigkeit verliert, wenn man bedenkt, dass neben der SPD auch die Freien Wähler in Brandenburg erblich zugelegt haben. Sie zählen nun 1,5% mehr als noch bei der letzten Wahlumfrage von Infratest/Dimap im Auftrag der ARD-tagesschau, was immerhin eine Zugewinn von satten 50 Prozentpunkten darstellt.

Deftig und in höchstem Maße seltsam, so seltsam, dass misstrauische Leute wie wir davon ausgehen, dass hier der Spielraum des statistischen Fehlers ausgenutzt wurde, um ein wenig meinungs- und auch stimmbildendend in den Wahlkampf in Brandenburg einzugreifen. Das wäre dann eine Form des Wahlbetrugs durch Verbreitung eingefärbter Ergebnisse von Wahlumfragen.

Die Möglichkeit, Wahlumfragen im Sinne eines Auftraggebers oder einer bestimmten Partei auszulegen, ist grundsätzlich immer gegeben. Grund dafür ist u.a. der statistische Fehler, hinter dem man so manche im Sinne bestimmter Interessen gewichtete Umfrage verbergen kann.

Um das zu zeigen muss man zunächst den Teil nachlesen, der bei Berichten zu Wahlumfragen in der ARD-tagesschau immer ganz unten steht:

“Gewichtung: Nach soziodemographischen Merkmalen und Rückerinnerung
Wahlverhalten Sonntagsfrage mit separater Gewichtung
Schwankungsbreite:
2 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 10 Prozent
3 Prozentpunkte bei einem Anteilswert von 50 Prozent
Durchführendes Institut: Infratest dimap

Für uns von besonderem Interesse die Schwankungsbreite, also der statistische Fehler, das, was man zu den ausgewiesenen Werten nach oben und unten hinzuzählen muss, um den Fehlerbereich der Umfrage abzubilden. Wenn bei 10% Stimmenanteil ein Fehler von 2%-Punkten möglich ist und bei 50% der Stimmen einer von 3%, dann kann man den Fehler als lineare Funktion formulieren:

y = 0,025x + 1,75

Und diese Gleichung kann man nun nutzen, um auf Grundlage der ausgewiesenen Stimmanteile für die einzelnen Parteien den statistischen Fehler für die vorliegende und die zurückliegende Umfrage zu berechnen. Kombiniert man dies nun mit der Hypothese, dass die heute in der ARD präsentierten Daten zum Wahlausgang in Brandenburg und die zuletzt präsentierten Daten KEINERLEI Unterschied aufweisen, dass die Unterschiede, die ausgewiesen werden, SPD (+3%), CDU (-2%). Freie Wähler (+1,5%), BSW (-2%) und Grüne (-0,5%) letztlich KEINE Veränderung darstellen, sondern unter Ausnutzung des statistischen Fehlers manipulierte Ergebnisse sind, um die SPD in der öffentlichen Meinung zu puschen, dann kann man diese Hypothese auch testen.

Und das haben wir natürlich auch getan.
Das Ergebnis sieht so aus.

Die Balken geben die vermeintlich neue Verteildung der Stimmanteile an, die gerade präsentiert wurde. Die hellblauen Linien stellen den Fehlerbereich der vorausgehenden Befragung dar. Zwischen beiden Linien hat sich das tatsächliche Ergebnis der letzten Umfrage bewegt. Wie man sieht, reichen alle Balken in den Bereich zwischen beiden Linien, was bedeutet, dass das gerade von der ARD-tagesschau unter der Behauptung: “SPD holt AfD in Umfrage fast ein” präsentierte Ergebnis, eines der Ergebnisse war, das bereits bei der vorausgehenden Umfrage im Wertebereich der korrekten Ergebnisse zu finden war.

Das ist das erste Indiz dafür, dass weitgehend die gleichen Daten anders interpretiert werden, um der SPD einen Push zu geben.

Das zweite Indiz finden sich in der grauen Linie, die in allen Fällen unter dem ausgewiesenen Ergebnis liegt. Die graue Linie SF-NU [Statistischer Fehler Neue Umfrage] gibt den unteren Rand des Fehlerbereichs für die neue Umfrage an. Wie man sieht, liegt die graue Linie, wie man das erwarten würde, bei den Parteien, die an Stimmanteilen verloren haben sollen, unter der unteren Linie des Fehlerbereichs der letzten Umfrage [SF-AU] und bei denen, die hinzugewonnen haben sollen, zwischen dem unteren [SF-AU] und dem oberen [SF-AO] Fehlerbereich der vorausgehenden Umfrage, so dass Abweichungen des tatsächlichen Ergebnisses, das sich dann in Brandenburg am 22. September 2024 ergeben wird, leicht als statistischer Fehler der Umfrage ausgegeben werden können…

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Kurz: Wie diese kleine Berechnung zeigt, kann man dieselben Rohdaten unter Ausnutzung des statistischen Fehlers als unterschiedliche Ergebnisse, z.B. als Ergebnis, das die SPD näher an eine stagnierende AfD heranrücken sieht, ausgeben. Interessanterweise zeigt der Verlauf des unteren Fehlerbereichs, dass die Gewichtung, die vorgenommen wird, offenkundig ohne Einfluss auf die Berechnung des statistischen Fehlers bleibt, was voraussetzt, dass die Verteilung demographischer Variablen in den Rohdaten VOLLKOMMEN identisch zwischen zwei angeblich unterschiedlichen Umfragen ist. Ein erstaunliches Ergebnis mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 0,0012%, wenn man von lediglich 10 zur Gewichtung berücksichtigten Merkmalen ausgeht.

Es ist einfach erstaunlich, ein erstaunlicher Zufall, denn natürlich würde niemand der beteiligten Akteure tun, was wir hier als Möglichkeit skizziert haben. Letztlich ist es eben so, dass wider alle Erfahrung aus der Wahlforschung, wider alle öffentliche Stimmung und wider alles, was eine Wahl normalerweise beeinflusst, die Erfolge der AfD in Thüringen und Sachsen KEINERLEI Einfluss auf den Stimmanteil der AfD in Brandenburg haben, während die herben Verluste der SPD in Thüringen und Sachsen einen positiven Einfluss auf den Stimmanteil der SPD in Brandenburg haben.

Und natürlich wollte niemand mit einer eingefärbten Umfrage darauf hinwirken, dass SPD-Wähler, die die Landtagswahl bereits verloren gegeben haben und am 22. September 2024 zuhause bleiben wollten, durch eine positive Umfrage mobilisiert werden …

Man lernt eben nie aus.


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Author: Michael Klein
Michael Klein

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