• 10. August 2025

ZDF-Sommerinterview: Chrupallas Gaza-Standpunkt ist Mehrheitsmeinung

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Aug. 10, 2025
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Das verspricht ein spannender Sonntagabend zu werden: Das ZDF zittert sich hin zum Sommerinterview mit Tino Chrupalla, dem Co-Vorsitzenden der AfD. Sie zittern sich hin, weil sie das Vorgängergespräch mit Alice Weidel, ebenfalls Parteichefin der AfD, so grandios vergeigt haben, als sie mittels eines lärmenden Haufens von Linksextremisten offenbar von einer sachlichen Auseinandersetzung mit den Antworten von Dr. Weidel ablenken wollten.

Noch so einen Shitstorm wollen sich die Öffentlich-Rechtlichen nicht einfangen. Aber sie wollen pfiffig bleiben, gewohnt schlauer als ihre Zuschauer, manipulierender, insistierender, propagandistisch entlang der Volksempfänger. Und dafür nutzt das ZDF nun eine Vorankündigung zur Sendung heute um 19:10 Uhr, die sie als Anheizer gewohnheitsmäßig mit einem kurzen Ausschnitt aus dem bereits aufgezeichneten Interview garnieren.

Das verspricht nun deshalb spannend zu werden, weil es so abenteuerlich um die Ecke herum gedacht ist: Man will Parteichef Chrupalla also beschädigen, indem man ihm eine Nähe zu Kanzler Merz in der Gaza-Frage bescheinigt. Aber bei wem beschädigen? Der Fokus des ZDF liegt auf einer Aussage Chrupallas zu den neuen Einschränkungen bezüglich Waffenlieferungen an Israel.

Chrupalla wird in dem 24 Sekunden langen Ausschnitt des Gesprächs gefragt, ob sich Israel an das Völkerrecht hält. Zurecht verweist der AfD-Chef in seiner Antwort zunächst darauf, dass das Aufgabe der Experten sein muss:

„Das ist nicht Aufgabe von Politikern, das zu bewerten, das sollen im Nachgang diejenigen machen, die dafür zuständig sind. Das sollen Gerichte machen, das soll die UNO machen.“

Chrupalla beklagt zudem die Versorgung der Zivilisten im Gaza, die hungernden und die getöteten Kinder. In dem Zusammenhang müsse man, so Chrupalla, davon sprechen, „dass dort Verbrechen stattfinden“, das sei keine Frage, und die müssten „dementsprechend gesühnt werden“.

Was an dem kurzen Ausschnitt mit Chrupalla auffällt, ist – hier zunächst unabhängig vom Inhalt – dessen Klarheit im Auftritt. Hier weist nichts darauf hin, dass Chrupalla etwa unsicher in der Beantwortung wäre.

Damit es der Leser bloß richtig erinnert, fügt das ZDF wörtlich hinzu:

„Inhaltlich stützt er den Kurs von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Bezug auf den verhängten teilweisen Rüstungsstopp nach Israel.“

Das ZDF ergänzt noch, was Tino Chrupalla ebenfalls zum Thema Israel sagte, was aber in dem kurzen beigefügten Ausschnitt nicht zu sehen war:

„Israel bleibe für die AfD „ein Partner und auch ein befreundetes Land.“ Es müsse aber dennoch möglich sein, dass man Freunde auch kritisieren sollte, „wenn sie politisch falsch liegen“. Das mache Freundschaft aus. Kein Unrecht rechtfertige weiteres Unrecht. „Und da geschieht Unrecht“, so Chrupalla. Man müsse Druck auf Israel ausüben.“

Aber bei wem könnte man Chrupalla und die AfD beschädigen? Eine Forsa-Umfrage will herausgefunden haben, dass sich eine Mehrheit der Deutschen für eine Anerkennung eines Staates Palästina aussprechen.

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Und eine weitere Umfrage ist noch deutlicher im Meinungsbild. Auf die Frage: „Halten Sie das militärische Vorgehen Israels im Gaza-Streifen nach den Terroranschlägen der Hamas im Oktober 2023 für gerechtfertigt?“, antworten 80 Prozent mit „Nein“ und nur 12 Prozent mit „Ja“.

Mit anderen Worten: Tino Chrupalla ist mit seiner Haltung zum vom ZDF in ihrer Vorankündigung hervorgehobenen „Gaza“-Thema mutmaßlich so mehrheitsfähig, wie die AfD zu kaum einem anderen Themenkomplex in den bundesdeutschen Debatten.

Und noch eine Umfrage stützt Chrupalla direkt: Wieder Forsa will zudem herausgefunden haben, wie die „Zeit“ berichtet, dass sich 74 Prozent der Menschen in Deutschland mehr Druck der Bundesregierung auf Israel wünschen.

Also wie und gegenüber wem könnte das ZDF Tino Chrupalla beschädigen, wenn man diese Absicht unterstellt?

Der Angriff wird hier gegen Friedrich Merz gefahren! Der Wächter der Brandmauer findet sich gemeinsam mit dem Vorsitzenden der AfD jenseits jener Brandmauer wieder, die Kritiker Israels ausgrenzt.

Aber damit nicht genug, es gibt noch einen Angriffspunkt, der deutlich subtiler und um die Ecke gedacht erscheint: Das ZDF hatte zuletzt die Neuen Medien beschuldigt, eine Kampagne zu fahren gegen die mittlerweile tatsächlich zurückgetretene Verfassungsrichter-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf.

Hier stand auch Julian Reichelts „Nius“ im Brennpunkt des ZDF. Die Neuen Medien als Verhinderer eines Bundesverfassungsgerichts, das die AfD verbieten könnte?

Von „Nius“ weiß das ZDF, dass Julian Reichelt in der Gaza-Frage All-In gegangen ist. Kritiker welche sich auf die massiven Kollateralschäden beim Vernichtungsfeldzug gegen die Hamas stützen, werden seit Tagen von Reichelt und Co mit brennendem Furor weggefackelt. Hier erkannte das ZDF möglicherweise eine lohnenswerte Bruchstelle.

Dieses Sommerinterview verspricht spannend zu werden. Wenn Tino Chrupalla es hier nur annähernd schafft – und alles sieht bisher danach aus – hier ohne Störungen von außen einen souveränen und staatsmännischen Auftritt hinzulegen, dann wird er am Sonntagabend auch in der Gaza-Frage als Sieger vom Platz gehen. Die Wutausbrüche darüber werden dieses Mal aus einer vollkommen unerwarteten Ecke kommen.

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Author:
Alexander Wallasch

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