• 18. Juli 2025

„Wir können nicht viel tun – aber das mit großer Intensität“

ByRSS-Feed

Juli 18, 2025
Werbung

Ganz ehrlich – es geht bei mir hart an die Schmerzgrenze, wenn ich mir die Bundespressekonferenz ansehe. An Tagen wie heute muss ich das leider – weil der Bundeskanzler zu Gast war bei dem Verein. Dabei hat sich die Qual heute allein wegen eines einzigen Satzes von Friedrich Merz gelohnt. Einer Antwort auf eine Frage, welchen Einfluss die Bundesregierung auf die israelische Regierung nehmen könnte. Merz antwortete: „Außer Gespräche zu führen und auch unsere Hilfe zu konditionieren können wir im Moment nicht viel tun. Aber das tun wir mit großer Intensität“.

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Was für ein Satz!

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

In meinen Augen der Freudsche Versprecher des Jahres: Ein Satz wie ein Unfall – man will wegsehen, aber kommt nicht los. Denn plötzlich steht da die nackte Wahrheit: Diese Regierung kann nicht viel tun. Aber das tut sie mit großer Intensität.

SEDO

Denn tatsächlich: Diese Regierung kann nicht viel tun – aber das tut sie mit großer Intensität. Sie kriegt wenig auf die Reihe – aber das tut sie gründlich.

Wenigstens war Friedrich Merz hier ehrlich. Und selbstkritisch. Wenn auch offensichtlich völlig ungewollt!

Ein weiterer Höhepunkt dieser traurigen Veranstaltung war seine Aussage zu Angela Merkels bekanntem Satz zur Flüchtlingskrise: „Wir schaffen das.“ Darauf angesprochen, sagte Merz: „Wir haben es offenkundig nicht geschafft.“

Einige alternative Medien machten daraus gleich eine „Abrechnung“ mit Angela Merkel.

In meinen Augen gehen sie damit einer Nebelkerze auf den Grund.

Denn was für mich die traurigste Erkenntnis dieser Bundespressekonferenz war, wenn auch keine unerwartete: Merz macht vor dem linksgrünen Zeitgeist in der Hauptstadt brav Männchen – im konkreten Fall vor der rotgrünen Meute in der Bundespressekonferenz.

Mein Geduldsfaden riss gleich mehrfach beim ersten Themenkomplex – der gescheiterten Wahl von SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin. Vielen der anwesenden Kollegen war ein fast schon physischer Schmerz anzumerken darüber, dass die Dame mit den linksradikalen Ansichten es nicht nach Karlsruhe geschafft hat – zumindest nicht im ersten Anlauf. Für manche scheint das eine persönliche Verletzung zu sein – so tief ist offenbar ihre Verbundenheit mit radikalen linken Ideen.

Es wurden auch Klagen darüber laut, dass es eine „Kampagne“ gegeben habe gegen die Kandidatin – ausgerechnet von den Journalisten, die seit vielen Jahren eine Kampagne nach der anderen fahren – aber eben nicht gegen Linke, sondern gegen Bürgerliche und Konservative. Was bei ihnen selbst ein gerne genutztes Mittel ist, ist des Teufels, sobald es die Gegenseite einmal nutzt.

Tobias Schmidt von der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ fragte allen Ernstes:
„Es gab eine massive Kampagne auch in den sozialen Medien gegen Frau Brosius-Gersdorf… Sind Sie besorgt, dass ein Kulturkampf hier aufzieht, der den Meinungskorridor einengt, der die Debatte vergiftet und liberale Positionen erfolgreich als unzumutbar denunziert – oder haben Sie diese Sorge nicht?“

Was für eine Steilvorlage für Friedrich Merz!
Wie einfach hätte er hier die rot-grüne Hauptstadt-Journaille vorführen können – dafür, dass sie plötzlich anderen genau das vorwirft, was sie seit Jahren selbst betreibt.
Doch was tat Merz?
Er fraß Kreide. Er spielte das böse Spiel mit, ganz zahm, ganz lieb.
„Ja, er habe diese Sorge – schon seit Langem“, apportierte Merz artig.

Es war, als hätte man ihm ein Stöckchen hingehalten – und er sprang brav drüber, mit wedelndem Schweif und bittendem Blick.
Keine Kritik. Keine Klarstellung. Kein Konter.
Nur betretenes Nicken und staatsmännische Floskeln.

Insofern blieb für mich gleich ein doppelter bitterer Nachgeschmack: Auf der einen Seite Kollegen, die sich wie immer extrem weit von den Bedürfnissen und Problemen der Menschen in diesem Land entkoppelt haben und sich stattdessen auf Themen wie die Verfassungsrichter-Wahl konzentrierten, und auf der anderen Seite ein Kanzler, der wie kastriert wirkt.

Doch es kam noch besser. Oder schlimmer.

Da war zum Beispiel sein grotesker Vergleich zur Zweiklassen-Medizin, mit privaten und gesetzlichen Anbietern:
„Wenn Sie den Mercedes verbieten, wird der Golf teurer.“
Der Kanzler als Autoverkäufer. Sozialpolitik als Leasingmodell. Was für eine Weltanschauung!
Und gleichzeitig ein PR-GAU erster Güte – FDP-Rhetorik aus der Mottenkiste von 1998.

Oder seine Antwort auf die Frage, ob man zur Sanierung des Bundeshaushalts nicht vielleicht mal über Feiertage reden müsse:
„Diese Diskussion wird immer wieder geführt – ich führe sie nicht.“
Statt Führung zu zeigen, verteidigt Merz Feiertage wie Reliquien – und lässt ansonsten jede Gelegenheit aus, wenigstens einen eigenen Akzent zu setzen.

Nur bei einem Thema wurde er plötzlich deutlich: Als es um den Zwei-Billionen-Haushalt der EU und neue Steuern durch Ursula von der Leyen ging. Da kam der Widerspruch wie aus der Pistole geschossen.
Gegen Brüssel traut er sich was – dort sitzen keine „taz“-Journalisten.

Und dann war da noch dieses stinkende Eigenlob, das kaum mehr zu überbieten ist:
„Wir haben in den ersten Wochen so viel auf den Weg gebracht wie selten eine Regierung in Deutschland in den ersten Wochen geleistet hat.“
Man fragt sich nur, was. Wahrscheinlich meinte er Gesprächsrunden, Arbeitskreise und mediale Betroffenheitspostings.

Wenn das also der neue Stil sein soll – ein Kanzler, der sich durch die Themen laviert, der kritischen Fragen ausweicht, Journalistenpädagogik betreibt („auch Sie können dazu beitragen…“) und lieber nichts Falsches sagt als irgendetwas Richtiges – dann Gute Nacht.

Merz spricht von Innovation, von Reformen, von Technologie.
Doch wo war an diesem Vormittag auch nur ein Hauch von Führungsstärke?
Wo war der Bruch mit der Merkel-Ära, den er versprochen hatte?

Stattdessen erleben wir einen Kanzler, der sich der rotgrünen Hauptstadtblase anbiedert, der vom Zustand der EU „zutiefst überzeugt“ ist, von Integration faselt, wo Rückführung gefragt wäre – und der dann auch noch den wohl entlarvendsten Satz des Jahres liefert:

„Wir können im Moment nicht viel tun – aber das tun wir mit großer Intensität.“

Treffender lässt sich der Zustand dieser Republik nicht beschreiben.
Friedrich Merz hat ihn – unfreiwillig – auf den Punkt gebracht.
Mehr Wahrheit war selten.
Und mehr Resignation auch nicht.

PS:
Immer wieder sagen mir Menschen, sie bedauerten, dass ich nicht mehr in der Bundespressekonferenz bin. Und ja – als Journalist tut es mir natürlich leid. Es war ein einzigartiger Ort, um Mächtigen unbequeme Fragen zu stellen – auch wenn man so gut wie nie Antworten bekam. Was einerseits unbefriedigend und frustrierend war – aber auch wichtige Dokumentationszwecke erfüllte. Als Mensch bin ich sehr erleichtert, nicht mehr Teil dieses bizarren und eitlen Schauspiels zu sein. Wenn ich mir Szenen wie die von heute anschaue, bin ich froh, dass ich nicht mehr dort im Raum sitze – zwischen Phrasen, Floskeln und Kollegen, deren erdrückende Mehrheit bei den einen lieber hofiert als hinterfragt, und bei den anderen völlig ideologisch ihre rotgrüne Agenda zelebriert. Die Entfernung schmerzt beruflich – aber sie schützt seelisch.

Im Dezember 2019 ging meine Seite an den Start. Heute erreicht sie Millionen Leser im Monat – mit Themen, die andere lieber unter den Teppich kehren.

Mein Ziel: 

Sie kritisch durch den Wahnsinn unserer Zeit zu lotsen.
Ideologiefrei, unabhängig, furchtlos.

Ohne Zwangsgebühren, ohne Steuergelder oder Abo‑Zwang. Ohne irgendjemanden zur Kasse zu bitten. Nur mit Herzblut – und mit Ihnen an meiner Seite. Jede Geste, ob groß oder klein, trägt mich weiter. Sie zeigt: Mein Engagement – mit all seinen Risiken und schlaflosen Nächten – ist nicht vergeblich.

Der direkteste Weg (ohne Abzüge) ist die Banküberweisung:
IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71.

Alternativ sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – allerdings werden dabei Gebühren fällig. Über diesen Link

Auch PayPal ist wieder möglich.
Nicht direkt – aber über Bande, dank Ko-fi: Über diesen Link

(BITCOIN-Empfängerschlüssel auf Anfrage)

Wenn Ihr Geld aktuell knapp ist – behalten Sie es bitte. Niemand muss zahlen, um kritisch informiert zu bleiben. Mir ist es wichtig, dass jeder hier mitlesen kann – ohne Ausnahme. Gleichzeitig bin ich umso dankbarer für jede Unterstützung, die keinen Verzicht abverlangt. Jede Geste, ob groß oder klein, ist für mich ein wertvolles Geschenk und trägt mich weiter.

Dafür: Ein großes Dankeschön– von ganzem Herzen!

Merz taumelt ins Kanzleramt – aber um welchen Preis? Das wahre Drama hinter dem zweiten Wahlgang

Geheim-Urteil gegen die AfD: Der Staat brandmarkt – aber die Begründung dafür verrät er uns nicht

CDU unterschreibt ihr Ende – Koalitionsvertrag macht sie endgültig zu rot-grünem Erfüllungsgehilfen

Bild: Screenshot ARD

Bitte beachten Sie die aktualisierten Kommentar-Regeln – nachzulesen hier. Insbesondere bitte ich darum, sachlich und zum jeweiligen Thema zu schreiben, und die Kommentarfunktion nicht für Pöbeleien gegen die Kommentar-Regeln zu missbrauchen. Solche Kommentare müssen wir leider löschen – um die Kommentarfunktion für die 99,9 Prozent konstruktiven Kommentatoren offen zu halten.

Mehr zum Thema auf reitschuster.de

Teile den Beitrag mit Freunden
Werbung