• 6. September 2025

WHO: zu viel Salz = hoher Blutdruck = Herzinfarkt – Forschung: das ist falsch

ByMichael Klein

Sep. 6, 2025
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Es ist eine der „Gewissheiten“, manche, die mit Wissenschaft nichts am Hut haben, würden wohl von einem „Konsens“ sprechen, unter den „Gewissheiten“, die – was eigentlich nicht möglich ist, aber wen interessiert das schon, noch gewisser als gewiss sind: Salz erhöht den Blutdruck, ein erhöhter Blutdruck erhöht das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung und damit das Risiko vorzeitig das Zeitliche zu segnen, vorzeitig als Funktion der ohne Tod noch vorhandenen durchschnittlichen Lebenserwartung gedacht.

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Die WHO, die European Society of Cardiology, das US-amerikanische Center for Disease Control, sie alle haben „Richtlinien“ veröffentlicht, die diejenigen, die sie zur Kenntnis nehmen, anleiten, ihren Salzkonsum zu reduzieren, weniger als 2g Natrium (das entspricht rund 5 Gramm Salz (Natriumchlorid)), seien genug, so sind sich die genannten Schützer der Gesundheit anderer Menschen gewiss. Mehr noch: Wer seinen Salzkonsum um 3 Gramm pro Tag reduziert, so das Versprechen von Bibbins-Domingo et al. (2010), der hat eine geringere Wahrscheinlichkeit an einer Herzerkrankung, einer Myokarditis oder einem Hirnschlag zu versterben. Zwischen 32.000 und 120.000 gerettete Leben pro Jahr versprechen die Autoren und eingesparte Behandlungskosten zwischen 10 und 24 Milliarden USD.

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Also: Essen Sie weniger Salz.
Zu viel Salz ist schädlich.
Das ist „Konsens“ zwischen CDC, WHO, dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, sie alle wissen: Zu viel Salz macht Herzinfarkt:

SEDO

„Eine zu hohe tägliche Salzzufuhr ist ein Risikofaktor für Bluthochdruck und damit auch für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Schlaganfall. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen, täglich nicht mehr als 6 Gramm Salz zu sich zu nehmen.“

Quelle: Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat

Indes: Die Gewissheit könnte fehl am Platze, das sichere Wissen, unsicher, wenn nicht falsch sein. Erhebliche Zweifel am „Salz-Konsens“ äußern Messerli et al.:

Stefan Reitzner Xy01, CC BY-SA 2.0 DE, via Wikimedia Commons

Die Autoren haben für 181 Ländern den durchschnittlichen Salzverbrauch eingesammelt und mit der Sterblichkeit in den entsprechenden Ländern und der durchschnittlichen Erwartung auf ein gesundes Leben (das ist die Lebenserwartung abzüglich der Krankheitsverluste) bei Geburt und mit Erreichen des Alters von 60 Jahren in Relation gesetzt.

Das Ergebnis stellt die Behauptung: Hoher Salzkonsum sei schädlich, hoher Salzkonsum als Überschreiten der Mengen, die WHO und anderen Gesundheitsschützer festgesetzt haben, operationalisiert, nicht nur in Frage, das Ergebnis zeigt das Gegenteil – hoher (aber nicht zu hoher) Salzkonsum ist mit geringerer Mortalität und längerem gesundem Überleben verbunden.

Der Reihe nach:
Messerli et al. (2021) berücksichtigen in ihren Analysen Daten aus 181 Ländern, es handelt sich also um eine ökologische, eine Aggregatdatenanalyse. Die durchschnittliche Menge konsumierten Salz (operationalisiert als Natrium-Konsum) pro Tag wird dabei mit der Anzahl von Jahren, die man ab Geburt und ab Erreichen des Alters von 60 Jahren noch gesund verbringen kann, der Gesamtmortalität und der Mortalität aufgrund nicht-ansteckender Erkrankungen ins Verhältnis gesetzt, die beiden zuletzt genannten Daten sind altersstandardisiert.

Das Ergebnis, dass die Autoren mit Regressionsanalysen gewinnen, ist in den folgenden Abbildungen dargestellt. Es ergibt sich kein linearer, aber doch ein eindeutiger Zusammenhang, der zeigt, dass beide Arten von Mortalität mit der Menge konsumierten Salzes abnehmen und die Anzahl der Jahre, die man noch gesund verbringen kann, mit der Menge konsumierten Salzes steigt.

Messerli et al. (2021).

Von oben nach unten und links nach rechts: mit steigendem Salzkonsum steigt die Anzahl der Jahre, von denen man erwarten kann, sie gesund zu verbringen, zunächst stark, dann etwas schwächer an, für die entsprechende Erwartung bei Geburt (oben links) bzw. mit dem Erreichen des 60. Lebensjahres (oben rechts). Die Mortalität nicht ansteckender Krankheiten sinkt mit steigendem Salzkonsum (unten links), dasselbe gilt für die Gesamt-Mortalität (unten rechts).

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Das ist nun eines der Ergebnisse, das es nach allem, was WHO oder Ministerien der Sorge um die Gesundheit an Ratschlägen verteilen, so nicht geben dürfte. Der Zusammenhang verläuft vollständig in die falsche Richtung. Und es kommt noch schlimmer, denn die Ergebnisse von Messerli et al. (2021) widerstehen nicht nur einer Reihe von statistischen Tests, die die Autoren durchführen, sie stehen auch nicht alleine da:

Eine Cochrane-Meta-Analyse hat bereits Hinweise darauf gegeben, dass das Verhältnis zwischen Salzaufnahme und Herz-Kreislauferkrankungen, die gemeinhin über einen hohen Blutdruck moderiert werden sollen, nicht so einfach ist, wie es in den Ratschlägen von WHO und anderen erscheint. Es deutet sich ein U-förmiger Zusammenhang an: zu wenig und zu viel Salz ist schädlich.

Graudal, Niels Albert, Thorbjørn Hubeck-Graudal, and Gesche Jurgens (2020). Effects of low sodium diet versus high sodium diet on blood pressure, renin, aldosterone, catecholamines, cholesterol, and triglyceride. Cochrane Database of Systematic Reviews 12.

Graudal, Niels, Gesche Jürgens, Bo Baslund, and Michael H. Alderman (2014). Compared with usual sodium intake, low-and excessive-sodium diets are associated with increased mortality: a meta-analysis. American journal of hypertension 27(9): 1129-1137.

Hinzu kommen Studien, die zeigen, dass zu wenig Salzkonsum die Morbidität und die Ruherate des Herzschlags erhöht.

Mente, Andrew, Martin O’Donnell, Sumathy Rangarajan, Matthew McQueen, Gilles Dagenais, Andreas Wielgosz, Scott Lear et al. (2018). Urinary sodium excretion, blood pressure, cardiovascular disease, and mortality: a community-level prospective epidemiological cohort study. The Lancet 392(10146): 496-506.

O’Donnell, Martin J., Salim Yusuf, Andrew Mente, Peggy Gao, Johannes F. Mann, Koon Teo, Matthew McQueen et al (2011). Urinary sodium and potassium excretion and risk of cardiovascular events. Jama 306(20): 2229-2238.

Stolarz-Skrzypek, Katarzyna, Tatiana Kuznetsova, Lutgarde Thijs, Valérie Tikhonoff, Jitka Seidlerová, Tom Richart, Yu Jin et al. (2011). Fatal and nonfatal outcomes, incidence of hypertension, and blood pressure changes in relation to urinary sodium excretion. Journal of the American Medical Association 305(17): 1777-1785.

Williams, Bryan, Giuseppe Mancia, Wilko Spiering, Enrico Agabiti Rosei, Michel Azizi, Michel Burnier, Denis L. Clement et al.  (2018). 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension: The Task Force for the management of arterial hypertension of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Society of Hypertension (ESH). European heart journal 39(33): 3021-3104.

Indes, der eigentliche Sprengstoff der Studie von Messerli et al. (2021) hat die folgende graphische Darstellung gefunden:

Dargestellt ist in der Abbildung der Zusammenhang zwischen 0 bis 6 Gramm täglicher Natrium Zufuhr, das entspricht in etwa einem Salzkonsum von bis zu 15 Gramm pro Tag, rund zwei gehäufte Teelöffel, und der Anzahl gesunder Jahre, die man im Durchschnitt ab Geburt noch vor sich hat. Alle drei Empfehlungen, die der American Heart Association, der WHO und der European Society of Cardiology  sind nicht optimal, sind zu gering und reduzieren, bei Einhaltung, die Anzahl der gesunden Jahre, die noch möglich gewesen wären, wäre der Salzkonsum etwas höher ausgefallen, aber unter 6 Gramm Natrium pro Tag geblieben.

Mit anderen Worten: Die Ratschläge der drei Organisationen, die so besorgt um die Gesundheit „der Menschen“ sind, schaden, sie nutzen nicht.

Und natürlich muss man bei solchen Ergebnissen in Rechnung stellen, dass es sich um ökologische Regressionen handelt, die auf Basis von Aggregatdaten erfolgt sind, also nicht um 1:1 auf Individuen übertragbare Ergebnisse, was ohnehin nicht sinnvoll ist, denn jeder Mensch muss das für sich angemessene Niveau von Salzkonsum selbst finden, wobei die Information, dass ein Optimum in der Regel zwischen 3 und 5 Gramm Natrium Aufnahme (7,5 Gramm Salz bis 12,5 Gramm Salz) zu liegen scheint, sicher hilfreich ist.

Damit zeigt sich einmal mehr die Nutzlosigkeit und der Schaden, der mit „One-size-fits-all“-Angaben, wie sie WHO und andere Organisationen aufstellen, verbunden ist.

Menschen sind eben individuell verschieden und nicht über Richtwerte zu beschreiben.


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Author: Michael Klein
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