Vor einigen Tagen haben wir eine Studie besprochen, über die wir durch Zufall gestolpert sind: Eine neue Studie aus England, deren Autoren zeigen, dass mit einer steigenden Impfrate gegen Masern die Wahrscheinlichkeit von Masern-Ausbrüchen HÖHER, nicht etwa geringer wird.
Es geht um diese Studie:
Das ist in der Tat eine Studie mit erheblichem Sprengstoff:
„Our results show that waning of vaccine-induced immunity best explains the observed dynamics and age distribution of vaccinated measles cases in England. As measles vaccine coverage has decreased in many near-elimination countries since 2020, the risk of outbreaks is high. England has already reported a sharp increase in case numbers in 2023-2024. Accounting for the impact of waning – as well as declining coverage – on future measles dynamics will be paramount to anticipating the burden of measles in countries where incidence has been low for decades.“
Das Hauptergebnis der Autoren: Je umfassender der „Impfschutz“ gegen Masern ist, desto wahrscheinlicher sind Masern-Ausbrüche.
Wenn Sie sich für die komplette Besprechung der Studie interessieren: Sie können sie hier nachlesen.
Mittlerweile macht die Studie die Runde, natürlich ohne Hinweis auf ScienceFiles, indes, wir waren nicht untätig, haben nach Daten gesucht, die bestätigen könnten, was Robert, Suffel und Kucharski für England gefunden haben.
Wir sind fündig geworden.
Bei der WHO.
Im so genannten Immunization Dashboard.
Die im folgenden präsentierten Daten stammen aus diesem Dashboard. Bevor wir zu dem Zusammenhang kommen, der uns interessiert, hier eine Darstellung der Entwicklung der gemeldeten Masern-Fälle in der WHO-Region Europa seit 1980:
Zu sehen ist ein kräftiger Rückgang in der Anzahl der gemeldeten Fälle von Masern, der immer wieder durch einen Ausbruch durchbrochen wird, etwa in den Jahren 1997, 2019 oder 2024, Ausbrüche, die man nicht erwartet, wenn zutrifft, was die WHO immer wieder verbreitet, dass Masern weitgehend in Europa eliminiert sind, nicht mehr vorkommen. Ein Ergebnis, das man aber erklären kann, wie dies Robert, Suffel und Kucharski im oben angesprochenen Beitrag getan haben, als Beleg dafür, dass mit Masern-Impfung, einfach deshalb, weil die Impfung nicht jedem den gleichen Schutz bietet (wir sind divers, nicht vergessen) und die Effektivität über Zeit schwindet, ein Masern-Reservoir in Menschen angelegt wird, das jederzeit zu einem Ausbruch von Masern nicht trotz, sondern wegen Masern-Impfung führen kann.
Bevor wir zeigen, dass dieser Zusammenhang in den Daten der WHO nachweisbar ist, hier der Bereich, der bei der WHO als Region „Europa“ gilt:
Die WHO-Region Europa ist hell, im Rest ist es dunkel.
Kombiniert man nun die oben dargestellte Entwicklung der gemeldeten Fälle von Masern mit der Impfrate für einmal und zweimal gegen Masern Geimpfte – soweit die Daten bei der WHO dazu verfügbar sind, dann ergibt sich das folgende Bild, das letztlich die Ergebnisse von Robert, Suffel und Kucharski eindrücklich bestätigt:
In den letzten 25 Jahre gibt es KEINERLEI Zusammenhang zwischen dem Anteil der einmal gegen Masern Geimpften und der Häufigkeit von Masern-Erkrankungen, und es gibt einen sehr starken POSITIVEN Zusammenhang zwischen dem Anteil der Zweimalgeimpften und der Häufigkiet von Masern-Erkrankungen von r=.71 (50% der Varianz erklärt). Mit anderen Worten: Je mehr Kinder und Jugendlichen zweimal gegen Masern geimpft sind, desto wahrscheinlicher sind Masern-Ausbrüche, desto mehr Masern-Fälle werden der WHO gemeldet.
Damit ist das Ergebnis von Robert, Suffel und Kucharski eindrücklich bestätigt: Je höher die Impfrate gegen Masern in einer Bevölkerung, desto wahrscheinlicher sind Masern-Ausbrüche.
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Author: Michael Klein
Michael Klein