• 1. April 2025

Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger

Nicht nur die Uhren wurden in der Nacht von Samstag auf Sonntag um eine Stunde vorgestellt, auch die Zeit im Allgemeinen wurde allem Anschein nach um 41 Jahre zurückgedreht: Wir schreiben offenbar das Jahr 1984 und George Orwell ist der Chronist unserer Tage. „Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke“ – so wurde die Sprache in seinem dystopischen Roman umgedeutet und manche betrachten solche Methoden als Vorbild.

Katharina Schulze zum Beispiel, die Vorsitzende der grünen Landtagsfraktion in Bayern, die immer wieder gerne demonstriert, dass selbst das bayerische Bildungssystem nicht immer zu guten Ergebnissen führt. „Mit einer ganzen Menge an politischer Erfahrung zeigt Katharina Schulze, dass Freiheitsliebe und Verantwortungsbewusstsein wunderbar zusammenpassen“, kann man bei den bayerischen Grünen lesen, wobei leider auf die Angabe von Beispielen verzichtet wird. Die lassen sich aber leicht finden. Zeugt es nicht von übergroßem Verantwortungsbewusstsein, wenn eine Politikerin sich mit Haut und Haaren dem Klimaschutz verschreibt und deshalb mit Freude nach Kalifornien fliegen muss, um dort genüsslich ein Eis zu schlecken, weil der Einsatz für das Klima nun einmal aufreibend ist? Einschränkungen bei Flugreisen, die sie im Zuge ihrer Freiheitsliebe anderen zumuten will, gelten eben nur für das einfache Volk, nicht etwa für eine Fraktionsvorsitzende. Und hat sie nicht ihre Verantwortung für die Freiheit unter Beweis gestellt, als sie zu Zeiten der sonderbaren PCR-Pandemie die Ungeimpften voll und ganz aus dem gesellschaftlichen Leben entfernen und ihnen damit jeden Rest von Freiheit nehmen wollte? Von ihrer Begeisterung für eine allgemeine Impfpflicht ganz zu schweigen!

Schulze ist also genau die Richtige, um uns Vorschläge zur Ausgestaltung der Freiheit zu unterbreiten, obwohl ich nicht wissen kann, ob sie Orwells „1984“ jemals gelesen hat. Sie spricht aber ganz im Sinne der sprachlichen Umdeutung, wenn sie einen verpflichtenden „Freiheitsdienst“ einrichten will. Man könnte auf die Idee kommen, dass die Worte „verpflichtend“ und „Freiheit“ vielleicht nicht allzu gut zusammen passen, aber das ficht sie nicht an. Alle Männer und Frauen sollen irgendwann zwischen ihrem 18. und ihrem 67. Lebensjahr „Dienst tun – entweder Wehrdienst, Dienst im Bevölkerungsschutz, bei Feuerwehr oder Hilfsorganisationen oder sechs Monate Gesellschaftsdienst“, so berichtet uns die „Welt“. Man sieht, wie intensiv Grüne ihre Grundsätze in die Praxis umsetzen: „Selbst über das eigene Leben bestimmen zu können: Das ermöglicht nur die Demokratie“, wird uns von der grünen Partei mitgeteilt, und das macht man am besten, wenn man eine allgemeine Dienstverpflichtung sachwidrig zum Freiheitsdienst erklärt und somit die Freiheit, über das eigene Leben zu bestimmen, einschränkt. Orwells „Großer Bruder“ wäre begeistert.

An Pathos lässt es Schulze nicht fehlen. „Es ist an der Zeit, die Frage zu stellen: Was kannst du für dein Land tun?“ Ja, diese Frage hätte sie sich selbst schon vor Jahren stellen sollen und die Antwort wäre gewesen: Einfach den Mund halten. Aber darauf kam sie bedauerlicherweise nicht. Vielleicht wurde sie zu diesem Satz von John F. Kennedy inspiriert, der einst äußerte: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann. Frage, was du für dein Land tun kannst.“ Doch die Bürger dieses Landes zahlen schon jetzt Steuern und Abgaben im Übermaß, die angeblich für dieses Land gebraucht, in Wahrheit aber zu übergroßen Teilen für ideologische Projekte verschleudert werden, sie werden ihrer Meinungsfreiheit beraubt und sollen alles friedlich und ergeben akzeptieren, was Leute wie Schulze ihnen vorschreiben. Wer sich hauptberuflich damit befasst, ein Land und seine Bürger in den Ruin zu treiben, sollte diese Bürger nicht vor die Frage stellen, was sie für ihr Land tun können.

Wir lernen aber noch mehr. „Damit wir als Gesellschaft robuster werden, unsere Freiheit verteidigen und das Miteinander stärken“, so ist zu lesen, „braucht es uns alle. Der Freiheitsdienst ist ein Gemeinschaftsprojekt für Deutschland von allen für alle. Durch den Freiheitsdienst verbinden wir Generationen und Milieus, stärken unsere Gesellschaft und verteidigen, was uns wichtig ist.“ Von allen für alle – das hat sie schön gesagt. Der Einzelne muss sich ins Kollektiv einbringen, alles muss mit allem verbunden werden, damit es keine Unterschiede mehr gibt und verteidigt wird, „was uns wichtig ist“. Wen meint sie mit diesem „uns“? Doch wohl kaum die Bürger, die sich schon mit aller Kraft gegen grünrotschwarze Zumutungen verteidigen müssen. Nein, wir sollen mit dem Freiheitsdienst das verteidigen, was den Grünen wichtig ist, denn andere Meinungen, andere Wichtigkeiten sind für Grüne ohne Belang. Erinnert das alles nicht ein wenig an die alte Parole „Du bist nichts, dein Volk ist alles“? Die hat man früher gerne von sich gegeben und heute wird eben „Volk“ durch „Gemeinschaft“ oder „Gesellschaft“ ersetzt. Ohne Zweifel ist die Ideologie eine andere, doch der Kollektivismus und die Unterordnung des Individuums unter das Kollektiv sind immer gleich.

Und wie soll dieser freiheitswidrige Freiheitsdienst gestaltet werden? Gelten soll er „für alle mit festem Aufenthalt in Deutschland unabhängig von Staatsbürgerschaft oder Geschlecht“. Ich sehe sie schon vor mir, die freundlichen Männer aus Afghanistan oder ähnlich geprägten Ländern, wie sie sich in die Gemeinschaftsarbeit einbringen. Anfangen sollte Schulze vielleicht im Görlitzer Park in Berlin und unter den dort Tätigen die Möglichkeiten eines Freiheitsdienstes und seiner Durchsetzung erkunden.

Zudem soll der sechsmonatige Dienst zeitlich gestreckt im Alter zwischen 18 und 67 stattfinden, es muss nicht am Stück sein. Sechs Monate – das sind etwas über 180 Tage. Verteilt man die schön regelmäßig auf die 50 Jahre an Lebenszeit, in denen man den Freiheitsdienst erbringen soll, dann ergeben sich 3,6 Tage pro Jahr. Eine tägliche Arbeitszeit von acht Stunden unterstellt, kann man also die Gesellschaft stärken und verteidigen, indem man jährlich drei Arbeitstage, vier Stunden und 48 Minuten lang Aktivität simuliert.

Und das kann man in drei Sparten erledigen: „Wehrdienst, Bevölkerungsschutz oder Gesellschaftsdienst.“ Jeweils für etwa dreieinhalb Tage pro Jahr, sofern man das Freiheitsversprechen der Grünen ernst nimmt, was man selbstverständlich besser unterlässt. Reicht es eigentlich, wenn man im Zuge des Gesellschaftsdienstes oder auch des Bevölkerungsschutzes regelmäßig den Atem anhält, um aktiv gegen die größte Bedrohung der Gesellschaft, den menschengemachten Klimawandel vorzugehen? Man kann leicht ausrechnen, dass man zu diesem Zweck nur knappe fünf Minuten am Tag auf Ein- und Ausatmen verzichten muss; verteilt auf durchschnittlich 16 wache Stunden sind das weniger als 20 Sekunden Luftanhalten pro Stunde – das ist zu schaffen, und jeder kann mit dem guten Gefühl schlafen gehen, wieder einmal die Gesellschaft verteidigt zu haben.

„Der Freiheitsdienst ist viel mehr als der alte Wehrdienst“, erläutert Schulzes innenpolitischer Sprecher Florian Siekmann, „er zielt auf eine Gesamtverteidigung mit gesellschaftlicher Widerstandskraft.“ Was dabei gegen wen durch potentielles Luftanhalten oder Klimahüpfen verteidigt werden soll, wird nicht ganz klar, ebenso wenig die Rolle und Ausgestaltung der gesellschaftlichen Widerstandskraft. Ich gebe es gern zu: Die wäre tatsächlich dringend nötig. Der Gesellschaft fehlt es an Widerstandskraft gegen grün-totalitären Unsinn, gegen rotschwarze Zumutungen, kurz gesagt gegen Politik und Politiker unserer Tage. Ich fürchte nur, eine Stärkung dieser Widerstandskraft haben Schulze und Siekmann nicht im Sinn.

Einmal noch darf ich aus Orwells Roman zitieren: „Es schien sogar Demonstrationen gegeben zu haben, um dem Großen Bruder für die Erhöhung der Schokoladenration auf zwanzig Gramm pro Woche zu danken. Und dabei war, so überlegte Winston, erst gestern bekannt gegeben worden, dass die Ration auf zwanzig Gramm pro Woche gekürzt werden würde. War es möglich, dass die Leute das nach nur vierundzwanzig Stunden schluckten? Ja, sie schluckten es.“ Und: „Diesen Menschen konnte man die offenkundigsten Verdrehungen der Wirklichkeit zumuten, weil sie nie ganz die Ungeheuerlichkeit dessen erfassten, was man ihnen da abverlangte, und weil sie sich zu wenig für öffentliche Ereignisse interessierten, um zu merken, was gespielt wurde.“ Orwell bezieht sich auf die Menschen in seiner dystopischen Welt.

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Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

Bild: Shutterstock.com

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