Sehen Sie hier mein Video zum Thema – mit weiteren Enthüllungen
Stellen Sie sich vor, Annalena Baerbock gibt ein Interview. Im Hintergrund: rechtsextreme Demonstranten, die 28 Minuten lang „Volksverräterin!“ rufen, Megafone kreischen lassen, ihr Wort ständig übertönen. Stellen Sie sich weiter vor, die Grünen-Politikerin bleibt ruhig, antwortet sachlich, verliert nie die Fassung. Und stellen Sie sich dann vor: Die Medien machen daraus eine Debatte darüber, ob der Moderator sich zu neutral verhalten habe. Und dieser entschuldigt sich am nächsten Tag, weil er das Interview nicht abgebrochen hat.
Lächerlich? Abwegig? In Deutschland 2025 völlig undenkbar.
Aber sehr wohl möglich, wenn man die Vorzeichen um 180 Grad umdreht. Wenn nicht Baerbock dasitzt, sondern Alice Weidel. Nicht Rechte brüllen, sondern Linke. Und der Moderator nicht eingreift – sondern sich später entschuldigt, weil er es gewagt hat, nicht noch stärker zu manipulieren.
Was am Sonntag beim „Sommerinterview“ des Ersten zu sehen war, war keine Sendung – es war eine Selbstoffenbarung. Eine Sendeminute nach der anderen demonstrierten nicht nur die Aktivisten im Hintergrund, wie tief der demokratische Diskurs gesunken ist, sondern auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen, wie wenig Rückgrat es noch besitzt.
Die Szene: Alice Weidel, Co-Vorsitzende der AfD, spricht über Programme, Pläne, Positionen. Hinter ihr: eine Gruppe Demonstranten, die nicht protestiert, sondern gezielt stört. Die keine Meinung äußert, sondern jede andere Meinung verhindern will. Die keine Debatte sucht, sondern Einschüchterung inszeniert. Es ist der akustische Ausnahmezustand – und der Inbegriff dessen, was viele Politiker sonst so gern beklagen: die Verrohung der politischen Kultur.
Dabei wurde Weidel vom Moderator durchaus angegriffen – etwa mit der Frage, ob sie sich nicht für 24.000 Euro im Monat „kaufen lasse“. Eine Unterstellung, die man sich gegenüber Politikern anderer Parteien kaum vorstellen kann. Wo waren solche Fragen bei Habeck, Esken oder Scholz?
Nur dass es hier keine Pressemitteilung des Bundestagspräsidenten gab. Keine Talkshow-Debatte. Keine „Welt“-Kolumne zur Bedrohung der Demokratie. Stattdessen versuchten Medien im Nachgang, das Interview selbst zum Problem zu machen – nicht etwa wegen des unerträglichen Krawalls, sondern wegen des Journalisten.
Der Moderator sei zu zurückhaltend gewesen. Er habe zu wenig Gegenwind geboten. Zu wenig Widerspruch. Als ob das Problem an diesem Tag nicht die Brüllaffen im Hintergrund gewesen wären, sondern das Fehlen rhetorischer Stolperfallen für eine Oppositionspolitikerin.
Am Montag dann der medienpolitische Offenbarungseid: Der Moderator rechtfertigt sich öffentlich. Er habe sich nicht „instrumentalisieren lassen“ wollen. Er versichert, er habe natürlich kritisch nachgefragt, aber man habe eben die Antworten nicht kontrollieren können. Man spürt das Vibrieren der Angst – nicht vor Weidel, sondern vor dem Empörungskartell im eigenen Haus.
Spannend: Weidel, die wegen des Lärms mehrfach Fragen nicht verstand, warf auf, ob die Störaktion mit Steuergeld geförderten NGOs organisiert wurde. Ein Volltreffer. Denn: Wer wusste überhaupt, wann und wo das Interview aufgezeichnet wird? Wer hat diese Information durchgestochen? Wie wahrscheinlich ist es, dass „zufällig“ eine genehmigte Demonstration exakt zur Sendezeit neben dem Aufnahmeort stattfindet – mit vorbereiteten Bannern und Parolen? Die Frage nach einer staatlich subventionierten Inszenierung steht im Raum – und macht das Schweigen der ARD umso peinlicher.
Spannend auch, dass die Polizei die Demonstranten so lange gewähren ließ – obwohl die Kundgebung nicht angemeldet und damit rechtswidrig war. Bei Corona-Demos wurde in Berlin oft nach wenigen Minuten eingegriffen – hier ließ man den Mob gewähren. Warum? Keine Zeit? Kein Wille? Oder war auch das politisch gewollt?
Minutenlange Sprechchöre, in denen die Oppositionsführerin im Fernsehen aufs Übelste beleidigt wird – „Nazis raus“, „Scheiß AfD“, Banner mit Parolen wie „FCK AFD“ – sind einer Demokratie nicht nur unwürdig, sondern gefährlich. Es war eine gezielte öffentliche Demütigung, eine symbolische Hinrichtung der Debattenkultur – vor laufender Kamera. Dass das Interview überhaupt fortgesetzt wurde, ist weniger ein Beweis für demokratische Reife – sondern für Kontrollverlust.
Besonders perfide: Ausgerechnet jene, die sich öffentlich als Kämpfer gegen Hass und Hetze inszenieren, leben hier genau diesen Hass aus – hemmungslos, laut, aggressiv. Und die ARD? Sie lässt ihn nicht nur gewähren, sie dokumentiert ihn. Fast wirkt es, als wolle man zeigen: Seht her, wie sehr diese Frau verachtet wird. Der Mob wird nicht gestoppt – er wird eingerahmt. Und sogar akustisch optimal zur Geltung gebracht.
Denn die Frage drängt sich auf: Ist Tonunterdrückung im Jahr 2025 wirklich zu viel verlangt? Oder war die Geräuschkulisse politisch durchaus willkommen? Beim Schneiden meines Videos bin ich jedenfalls auf merkwürdige Details gestoßen, die nach gezielter Manipulation riechen (siehe hier).
Doch all das ist nur ein Symptom. Denn in Wahrheit erleben wir gerade, wie der politische Diskurs selbst pervertiert wird – systematisch, routiniert, kalt.
Weidel wird vorgeworfen, die Gesellschaft zu spalten – während genau diese Spaltung von jenen betrieben wird, die ihr das vorwerfen. Es ist die völlige Umkehrung politischer Begriffe, offenbar mit System: zur Desorientierung, zur Entwurzelung.
Wer nicht stört, wird verdächtig.
Wer höflich bleibt, hat etwas zu verbergen.
Und wer eine AfD-Politikerin nicht öffentlich seziert, wird selbst seziert – nicht etwa von der Partei, sondern von den eigenen Kollegen.
Besonders entlarvend: In der Sendung wurden gezielt Einspieler verwendet, die an Propaganda-Sendungen autoritärer Staaten erinnerten. Die Botschaft war klar: Dies ist keine offene Bühne – dies ist ein Tribunal mit dramaturgischer Regie.
Man kann zur AfD stehen, wie man will. Man kann Alice Weidel kritisieren, ablehnen, bekämpfen – inhaltlich, argumentativ, politisch. All das ist legitim. Aber wer 28 Minuten lang zulässt, dass eine demokratisch gewählte Politikerin nicht in Ruhe zu Wort kommt, sondern regelrecht gehetzt wird, gedemütigt durch einen radikalen Mob – und dann sie zum Problem erklärt, nicht den Mob, der hat sich selbst disqualifiziert. Und entlarvt.
Das Sommerinterview 2025 zeigt mehr als jedes Wahlplakat, wie es um die politische Hygiene im Land steht. Und um den Journalismus. Dass ausgerechnet der Moderator sich rechtfertigen muss – nicht für eine Entgleisung, sondern für fehlende Gesinnungsschärfe – ist ein beunruhigender Befund.
Denn es geht längst nicht mehr um politische Inhalte. Es geht um Haltungssimulation, um Framing, um die Botschaft zwischen den Zeilen. Wer sich dieser Choreografie entzieht, ist verdächtig. Wer Interviews führt, statt zu inszenieren, hat seine Rolle nicht verstanden.
Besonders entlarvend: Als Weidel sagt, „die einfachen Menschen werden wie Zitronen ausgepresst“, widerspricht der Moderator scharf – man dürfe so einen Ausdruck in Deutschland nicht verwenden. Warum eigentlich? Und warum wird nicht der Vorwurf des Auspressens kritisiert – sondern die Formulierung? Wer Missstände benennt, wird zum Problem erklärt – nicht der Missstand selbst. Willkommen in der sprachgeregelten Demokratie.
Vielleicht sollte man künftig Interviews mit AfD-Politikern einfach direkt draußen führen – gleich neben den Transparenten, auf dem Steg vor der Demo. Dann spart man sich zumindest die Mühe der Tarnung. Oder noch besser: Man ersetzt sie durch einen Monolog, gesprochen von einem Sprecher des NDR. Das wäre ehrlicher. Und es würde wenigstens niemanden mehr überraschen.
Was bleibt, ist ein Eindruck von Anbiederung, Schieflage und Haltungszwang. Und das schale Gefühl, dass der größte Schaden an diesem Tag nicht von einem Demonstranten verursacht wurde – sondern von einer Redaktion, die meinte, sich entschuldigen zu müssen. Dafür, dass sie ein Mal das gemacht hat, was man von Journalisten eigentlich erwarten sollte: zuhören.
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Bild: Screenshot ARD
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