Ein Kind liegt im Krankenhaus, ein anderes wird von der Polizei vernommen. Beide sind im Schulalter. Der eine trägt Wunden, der andere schweigt. Dazwischen liegt ein Messer. Und eine Gesellschaft, die das alles nicht mehr richtig einordnen kann – oder will.
Am Donnerstag sticht in Remscheid ein 11-jähriger Junge auf einen 13-Jährigen ein. Opfer und Täter sollen sich zu einer Schlägerei verabredet haben, nachdem es Streit in der Schule gab, so die Polizei. Das Opfer muss ins Krankenhaus. Der Täter flieht, erst durch eine Fahndung wird er gefunden. Er ist zu jung, um strafrechtlich verfolgt zu werden – und wird zunächst von der Polizei vernommen.
Es ist nicht der einzige Fall – an diesem einzigen Donnerstag. Auch in Berlin soll ein 13-Jähriger einen 12 Jahre alten Mitschüler mit einer Stichwaffe angegriffen haben.
Die große Frage, die über alldem schwebt, ist einfach – und doch kaum jemand spricht sie laut aus: Wie kann es sein, dass sich Kinder in diesem Land gegenseitig abstechen? Eine einfache, verstörende Frage. Und eine, die viele lieber übergehen. Denn sie führt zu Antworten, die unbequem sind (wie mein Freund und Kollege Klaus Kelle in einem interessanten Beitrag ausführt).
Man kann sich an solche Nachrichten gewöhnen. Man kann Statistiken zitieren, nach Ursachen forschen, Projekte anstoßen. Man kann betonen, dass Gewalt „überall vorkommt“ und dass „nicht jeder Täter ein Ausländer“ sei. All das stimmt. Und doch stimmt es nicht. Denn es trifft nicht den Kern.
Was sich hier zeigt, ist mehr als nur ein tragischer Einzelfall. Es ist das sichtbare Symptom eines tiefgreifenden Kulturbruchs. Der Verlust von Autorität. Die Banalisierung von Gewalt. Die Verrohung durch soziale Medien. Und – ja, auch das: die völlig naive Vorstellung, dass Integration immer gelingt, wenn man nur genug Geld hineinpumpt.
Wir wissen nicht, ob dieses Kind einen Migrationshintergrund hat. Vielleicht hatte es keinen. Vielleicht war es Opfer. Vielleicht Täter. Vielleicht beides. In einer Welt, in der die Grenzen längst verschwimmen. Genauer gesagt: verwischt werden. Aber wir wissen, dass sich die Schwelle zur Gewalt bei vielen Jugendlichen radikal verschoben hat – und dass bestimmte Milieus dabei eine überproportionale Rolle spielen. Wer das nicht sagen darf, darf auch nichts lösen.
Aber die größere Katastrophe beginnt oft nach der Tat. Wenn die öffentliche Debatte einsetzt – oder besser gesagt: ausbleibt. Wenn Medien beschwichtigen, Politiker abwiegeln und Fachleute sich in Formulierungen verlieren. Wenn aus einem brutalen Angriff ein „Streit unter Schülern“ wird. Und wenn sich niemand traut zu fragen, was eigentlich aus einer Gesellschaft wird, in der Kinder zu Tätern werden.
Vielleicht ist das die eigentliche Antwort auf die zentrale Frage. Nicht warum Kinder stechen – sondern warum niemand mehr richtig hinsieht, wenn sie es tun.
Denn das Wegsehen ist längst Routine. Und die nächste Messerattacke – vermutlich auch.
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Bild: Alexandros Michailidis
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