Stellen Sie sich vor, Sie müssen Ihr Leben in die Hände eines Piloten legen, der seinen Job nicht wegen seiner Flugkünste bekommen hat – sondern weil er jahrelang in der Fluggesellschaft intrigiert hat, um Kapitän zu werden. Er hat nie gelernt, ein Flugzeug zu steuern, aber er weiß genau, welche Knöpfe er drücken muss, damit der Vorstand ihn befördert. Würden Sie ihm Ihr Leben anvertrauen?
In der Politik ist das längst Normalität. Die Frage ist: Warum?
Die Politik zieht Menschen an, die sich durchsetzen können – aber das bedeutet nicht, dass es die besten sind.
Vielmehr haben sich politische Karrieren in den letzten Jahrzehnten zu einem System entwickelt, in dem sich vor allem drei Typen durchsetzen:
- Die Narzissten: Menschen, die den ständigen Applaus brauchen, sich für unfehlbar halten und sich selbst in der Hauptrolle eines epischen Weltendramas sehen.
- Die Apparatschiks: Leute, die keine inhaltlichen Überzeugungen haben, aber perfekt wissen, wann sie sich wem anbiedern müssen, um ihre Karriere voranzutreiben.
- Die Ideologen: Menschen, die für ein großes Ziel kämpfen – aber nicht aus Verantwortung, sondern weil es ihrem Ego schmeichelt, sich als Retter oder Erlöser zu inszenieren.
Warum Krisenzeiten andere Anführer hervorbringen
Es gibt historische Momente, in denen die Mechanismen der Macht außer Kraft gesetzt werden. In Kriegszeiten oder bei Umbrüchen setzt sich oft nicht der durch, der am besten in Hinterzimmern kungeln kann, sondern derjenige, der tatsächlich Charisma, Führungsstärke und Weitsicht besitzt.
Denken wir an Winston Churchill, der in Friedenszeiten als exzentrischer Störenfried galt – aber in der größten Krise Großbritanniens zum unverzichtbaren Anführer wurde. Oder an Václav Havel, den man in normalen Zeiten wohl niemals in ein politisches Amt gelassen hätte, der aber in der Wendezeit der perfekte Mann war.
Heute hingegen haben wir eine politische Klasse, die vor allem aus Karrieristen besteht. Politiker wie Scholz oder Macron sind keine charismatischen Führungspersönlichkeiten – sondern verwaltende Apparatschiks, die perfekt in das System passen, aber nicht in eine echte Krise.
Negative Selektion: Warum gerade diese Leute nach oben kommen
Die Parteien sind heute nicht mehr Brutstätten von Debatte und Ideen, sondern Karriereleitern für Menschen, die sich durch Seilschaften und Netzwerke hocharbeiten. Wer sich anpasst, wer keine Wellen schlägt, wer die richtigen Phrasen drischt, hat eine Karriereperspektive. Wer aber eigenständig denkt, kritisch ist oder eine zu starke Persönlichkeit hat, wird aussortiert.
Das ist keine Verschwörung – sondern eine natürliche Dynamik eines Systems, das über Jahrzehnte degeneriert ist. Während früher Leute aus dem richtigen Leben in die Politik gingen – Unternehmer, Wissenschaftler, Handwerker – kommen heute fast ausschließlich Funktionäre, die in der Partei aufgewachsen sind.
Doch gerade in Deutschland gibt es einen zusätzlichen Faktor: das politische System selbst. Weil Abgeordnete hier nicht direkt gewählt werden, sondern von der Parteihierarchie abhängig sind, verstärkt sich diese Selektion noch einmal. Wer sich von der Parteilinie absetzt, wer nicht stromlinienförmig funktioniert, riskiert seine gesamte Karriere. Die Folge: Es setzen sich nicht diejenigen durch, die inhaltlich überzeugen – sondern diejenigen, die im internen Machtspiel geschickt sind.
Besonders deutlich wurde mir das, als ich selbst in die Politik schnupperte. Mit 16 trat ich in die SPD ein, voller Idealismus. Doch es dauerte nicht lange, bis ich merkte, wie es dort wirklich zuging. Intrigen, Seilschaften, persönliche Machtspiele – und das alles auf unterster Ebene. Ich war schockiert, wie wenig es um Inhalte ging und wie sehr die Mechanismen darauf ausgerichtet waren, die Angepassten zu fördern und die Kritischen auszubooten. Besonders erschütternd: Als Bundestagskandidat wurde nicht der nominiert, der fähig und integer war – sondern der, der keine Skrupel hatte, sich schamlos einzuschleimen bei den Delegierten, von denen dank Frauenquote viele sehr unpolitisch waren. Hausbesuche mit Kuchen statt politische Fähigkeiten und Charakter gaben schließlich den Ausschlag – und machten den Weg frei in den Bundestag. Ich zog die Konsequenz und trat wieder aus. Heute frage ich mich: Wenn es schon auf der untersten Ebene so war – wie sieht es dann erst ganz oben aus?
Die heutige Politik fördert nicht Charisma, Charakter oder Mut, sondern Anpassungsfähigkeit, Täuschungskunst und Machtinstinkt. Das wäre schon schlimm genug – doch in Deutschland kommt noch eine weitere Eigenheit hinzu: Die Mischung aus German Angst und dem tief verwurzelten Musterdenken, das auf Hierarchie und Gehorsam setzt, verstärkt diesen Mechanismus. In anderen Ländern gibt es zumindest eine Kultur der politischen Rebellion, eine gesunde Skepsis gegenüber der Elite. In Deutschland aber herrscht ein tiefes Bedürfnis nach Autorität, nach klaren Regeln – und damit auch nach Politikern, die dieses Bedürfnis bedienen.
Die große Frage: Wann kippt das System?
Solche Systeme haben eine eingebaute Haltbarkeit. Sie überleben, solange der Wohlstand groß genug ist, dass sich die Bevölkerung keine ernsthaften Gedanken macht. Doch sobald eine echte Krise kommt – sei es wirtschaftlich, geopolitisch oder gesellschaftlich – werden diese verwaltenden Apparatschiks nicht mehr funktionieren.
Die große Frage ist also: Müssen wir erst in eine tiefe Krise stürzen, bevor sich das politische System erneuert?
Oder gibt es einen anderen Weg?
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