In den 1980ern war eine Nachrichtensendung genau das: eine Nachrichtensendung. Ein seriöser Moderator präsentierte sachlich die Ereignisse des Tages. Heute scrollen wir durch Twitter und werden mit reihenweise Empörung, Skandalen und Sensationen bombardiert. Die Zeiten haben sich geändert – und mit ihnen unser Dopaminhaushalt.
Medien haben sich in den letzten Jahrzehnten radikal gewandelt, und ein Mann hat das bereits 1985 vorausgesehen: Neil Postman. In seinem Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“ beschreibt er, wie Nachrichten zunehmend der Unterhaltung untergeordnet wurden. Anstatt Informationen sachlich zu vermitteln, konkurrieren Medien heute um Aufmerksamkeit – und dafür nutzen sie gezielt unser Belohnungssystem im Gehirn.
Dopamin: Der heimliche Treiber unserer Mediennutzung
Warum klicken wir auf Schlagzeilen wie „Die 5 größten Lügen der Regierung“ oder „Dieses Video wird Ihre Meinung über XYZ für immer verändern“? Der Grund liegt in unserem Gehirn: Dopamin sorgt dafür, dass wir immer wieder neue Reize suchen. Unser Verlangen nach Bestätigung, nach Empörung, nach Sensation wird bewusst angesprochen. Es ist kein Zufall, dass uns YouTube, Facebook und Online-Zeitungen mit immer neuen Skandalen versorgen – sie wissen genau, dass unser Gehirn so programmiert ist, mehr zu wollen.
Clickbait ist kein Zufall – sondern Strategie. Der Mechanismus ist simpel:
- Neugierde triggern: „Sie werden nicht glauben, was XYZ getan hat!“
- Empörung schüren: „Warum die Regierung uns belügt – und keiner spricht darüber!“
- Bestätigung liefern: „Die 10 besten Argumente, warum Sie richtig liegen!“
Diese Muster wirken, weil unser Gehirn auf schnelle Belohnungen gepolt ist. Wir lieben das Gefühl, „etwas zu wissen, das andere nicht wissen“. Genau darauf setzen moderne Medienplattformen – traditionelle, staatstreue ebenso wie neue, alternative.
Warum linke Narrative im Medienzeitalter oft erfolgreicher sind
Interessanterweise spielt Dopamin auch eine Rolle dabei, warum linke Ideologien sich in den Medien leichter durchsetzen als konservative. Hohe Dopaminaktivierung führt zu einer höheren Offenheit für neue Ideen, abstrakte Konzepte und gesellschaftliche Umbrüche – also genau die Themen, die viele Medien bevorzugen. Konservative Denkmuster hingegen, die mehr auf Stabilität und Realitätssinn setzen, sind schwerer in einem Medienumfeld zu verkaufen, das schnelle, aufregende Geschichten braucht.
Wie entkommt man der Dopamin-Falle? Ganz ehrlich? Es ist schwer. Aber möglich. Von beidem musste bzw. konnte ich mich am eigenen Leib überzeugen. Einige Strategien helfen:
- Medien bewusst konsumieren: Weniger scrollen, mehr gezielt lesen.
- Empörungs-Trigger erkennen: Wird eine Nachricht neutral oder manipulativ formuliert?
- Dopamin-Kontrolle trainieren: Bewusst auf **langsamere, tiefere Inhalte** setzen, anstatt sich in der schnellen Reizspirale zu verlieren.
- Auszeiten einplanen: Konsequent zu bewussten Zeiten auf jegliche Nachrichten verzichten.
Obwohl ich als Journalist von Berufs wegen Nachrichten konsumieren muss, habe ich es geschafft, aus der Dopamin-Dauerschleife auszubrechen. Ich lese sie jetzt bewusster, gezielter, nur noch zu bestimmten Zeiten, und ich gönne mir Auszeiten. Auch wenn es etwa nur ein halber Tag ist. Der Effekt ist umwerfend – mein Stress-Level ist massiv gesunken. Und mein Wohlbefinden hat sich massiv gesteigert.
Im nächsten Teil dieser Serie geht es darum, warum Konservative oft zu defensiv sind – und was sie von Linken lernen können. Warum gewinnt oft der, der emotionaler argumentiert – und warum ist es für Konservative so schwer, medial offensiv zu agieren?
Haben Sie die vorherigen Teile dieser Serie verpasst?
1️⃣ Warum Dopamin bestimmt, ob Sie links oder konservativ sind
2️⃣ Warum Linke die Welt retten wollen – und Konservative den Nachbarn
3️⃣ Warum Linke oft mit 50 konservativ werden – Dopamin, Verantwortung und Realität
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Bild: Shuttesrtock
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Warum Linke die Welt retten wollen – und Konservative den Nachbarn
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